Bischöfin Fehrs beim Sommerfest

Geistesgegenwart und Kirchenasyl

Predigt von Bischöfin Kirsten Fehrs beim Sommerfest

© Nordkirche, Foto: Marcelo Hernandez

Die Sprache für Gottes große Taten ist heutzutage vielerorts verschwunden, meint Bischöfin Kirsten Fehrs. Gleichzeitig seien Menschen mehr denn je auf der Suche nach einer Kraft und Inspiration, nach „dem Eigentlichen“. „Man hat nur leider vergessen, was das noch mal war. Säkularisierung – durch Vergessen der Worte, die einem nun dauernd fehlen“, konstatierte die leitende Geistliche im Sprengel Hamburg und Lübeck in ihrer Predigt beim Sommerfest der Akademie am 31. August auf Schwanenwerder. Trotzdem sei das Bedürfnis nach einem „nährenden Wort“ groß, nach einem „Brausen vom Himmel“, wie es mit dem Pfingstwunder in Jerusalem in der Apostelgeschichte beschrieben ist.

Trotz des Fehlens dieser „Sprache, die versteht, was in einem ist“, sei Jesus „mitten unter uns“: durch Herzensnähe, Wärme, Klarheit, Verantwortung, Friedenssehnsucht, Liebe, die niemals aufhört. Die Bischöfin berichtete von dem „Geist der Unverzagtheit“, der sich zum Beispiel unter den 80 Flüchtlingen, die in der Kirche zu St. Pauli Zuflucht gesucht haben, entstanden sei. Trotz größter Verständigungsprobleme sei es dort gelungen, „die Verstörten zu trösten. Und vor allem: friedlich zu bleiben“. Christen und Muslime aus sieben afrikanischen Ländern hätten nicht nur friedlich auf engstem Raum zusammengelebt, die Gemeinde sei von einer Welle der Solidarität geradezu überrollt worden, so Fehrs. „Den meisten Hamburgern leuchtete ein, dass hier unmittelbar Sinnhaftes geschieht“.

Natürlich seien die Ereignisse in Hamburg nicht mit dem Pfingstwunder in Jerusalem zu vergleichen. „Aber es ist allemal etwas davon wahr geworden, was Pfingsten bis heute in uns wachhalten will: Nämlich das göttliche Geistesgegenwart in eine mehr oder wenige geistesabwesende Menschheit einkehrt.“ Dies bedeute in der Konsequenz für die „wache Zeitgenossin Kirche“, den Mut zu haben, von den großen Taten Gottes, von den Friedensverheißungen und Rettungen Gottes zu reden und sich daran zu orientieren.

Die Ohnmacht und Ausweglosigkeit im Blick auf die Geschehnisse im Irak, in Syrien, in Gaza und der Ukraine machen es nach Ansicht der Theologin umso wichtiger, den Geist der Verständigung hierzulande zu halten. Sie berichtete von der Bedeutung eines interreligiösen Friedensgebets in Hamburg: „Wir haben dieses Zeichen gebraucht, um uns nicht von der Ohnmacht überwältigen zu lassen. Und wir haben es gesetzt, um uns an die alte Sprache von den großen Taten Gottes zu erinnern“. Denn das, betonte Kirsten Fehrs schließlich, sei das Werk von Gottes Geist: „Zusammenhalten, was auseinanderbrechen will. Uns zu halten, wenn es uns innerlich zerreißt. Und in unsere Herzen die Sehnsucht zu senken, dass uns endlich, endlich eine gemeinsame Sprache eint“.

Die gesamte Predigt von Bischöfin Fehrs finden Sie hier (PDF-Dokument, 195 KB).

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