Heinrich Albertz Ankündigung

"Und niemandem untertan"

Forum zu Ehren von Heinrich Albertz

© epd

Er war Mitglied der Bekennenden Kirche, Regierender Bürgermeister von Berlin, freiwillige Geisel der RAF und prominente Stimme der Friedensbewegung in den 80er Jahren: der evangelische Theologe Heinrich Albertz. Die Evangelische Akademie zu Berlin würdigt Albertz, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, mit dem Abendforum „Und niemandem untertan“ am 18. Mai.

„Es steht der Stadt und der Kirche in dieser Stadt gut an, dieses Mannes zu gedenken, der eine der seltenen theologischen Existenzen mit politischer Verantwortung gleich nach 1945 war“, betont Studienleiter Dr. Christian Staffa. Albertz stehe für den gesellschaftlichen Aufbruch 1969, repräsentiere das Zögern seiner Generation in diesem Kontext ebenso wie Lernfähigkeit und die Übernahme von Verantwortung. „Ein Leben zum Lernen“, meint Staffa.

Heinrich Albertz wurde am 22. Januar 1915 in Breslau geboren. Er studierte Theologie in Breslau, Halle und Berlin. Nach seinem Studium wurde er Mitglied der Bekennenden Kirche. Er wurde mehrfach kurzzeitig festgenommen und entzog sich weiterer Verfolgung, indem er sich “freiwillig” zur Wehrmacht meldete. Er bekannte sich auch weiter öffentlich zu Martin Niemöller, was ihm Festungshaft in Glatz (heute Klodzko) einbrachte.

Nach Kriegsende übernahm Heinrich Albertz die Leitung des städtischen Flüchtlingsamtes in Celle. Er trat der SPD bei und gehörte seit 1946 dem niedersächsischen Landtag an. Zwei Jahre später wurde er als jüngster Minister Deutschlands in die niedersächsische Landesregierung berufen. Zunächst war er im Kabinett für Flüchtlingsfragen zuständig, 1951 übernahm er das Sozialressort. Ein Jahr zuvor war er in den Bundesvorstand der SPD gewählt worden. Von 1950 bis 1965 amtierte er zusätzlich als Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt.

1955 wechselte der Sozialdemokrat als Senatsdirektor nach Berlin, vier Jahre danach machte ihn Willy Brandt zum Chef der Senatskanzlei, im Dezember 1961 folgte die Ernennung zum Innensenator. Als Brandt 1966 nach Bonn wechselte, wählte das Berliner Abgeordnetenhaus Albertz zum Regierenden Bürgermeister. Seine Regierungszeit währte nur kurz: Als am 2. Juni 1967 Benno Ohnesorg bei einer Anti-Schah-Demonstration erschossen wurde, übernahm Heinrich Albertz die Verantwortung und trat zurück.

Von da an wirkte Albertz bis zu seiner Pensionierung 1979 als Pfarrer in Berlin. Bundesweit in die Schlagzeilen geriet er noch einmal 1975: Nach der Entführung des Berliner CDU-Vorsitzenden Peter Lorenz begleitete er freiwillig sechs freigepresste RAF-Terroristen auf ihrem Flug nach Aden. Im Gegenzug kam Lorenz frei.

In den 1980er Jahren engagierte er sich in der Friedensbewegung. Sitzblockaden, Reden und immer wieder Beratung mit Gemeinde und den zwei anderen Mitgliedern der „Dreierbande“, dem Theologen Helmut Gollwitzer und dem Berliner Bischof Kurt Scharf, prägten diese Zeit. Heinrich Albertz starb am 18. Mai 1993 in Bremen.

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