Nachbericht zur Sommerakademie

„Selig, die für den Frieden arbeiten!“

Nachbericht zur Sommerakademie

© EAzB

Die Referierenden der Sommerakademie 2019

Wie kann Frieden werden? Diese Frage stand im Mittelpunkt der diesjährigen Sommerakademie vom 19. bis 21. Juli. Eine Antwort: Frieden erwächst aus einem Prozess der Auseinandersetzung mit erlittenem Unrecht. Ein Nachbericht von Dr. Ulrike Metternich.

Schuld kann nicht einfach weggewaschen werden, sagte Professorin Katharina von Kellenbach (St. Mary’s College of Maryland). Schwere Greueltaten, wie sie z.B. in der Zeit des Nationalsozialismus begannen wurden, bräuchten einen langen Prozess der Aufarbeitung. „Denken Sie an eine Kläranlage“, ermutigte sie. In einer Kläranlage gehe der Reinigungsprozess über verschiedene Stufen aktiver Bearbeitung und über Ruhezeiten, am Ende entstehe im besten Falle ein fruchtbarer Kompost, auf dem Neues wachsen könne.

Mit seinem Vortrag, „Ethik zwischen den Generationen“ nahm Christoph Rehmann-Sutter, Professor für Theorie und Ethik in den Biowissenschaften an der Universität Lübeck, den Faden auf und entfaltete, dass die Auseinandersetzung mit der Schuld des Nationalsozialismus als ein paradigmatisches Beispiel dienen könne, aus dem auch für „aktuelle Schuldverhältnisse“ etwas zu lernen sei. Dabei sei nicht die Prüfung der moralischen Urteile über damals begangene Taten Aufgabe der Ethik der Retrospektive; Gegenstand der Ethik der Erinnerung sei das Erinnern als gegenwärtige Tätigkeit. „In welcher Weise geht uns die Schuld von damals an? Wir wenden unsere Herzen von den Opfern ab, oder wir wenden sie ihnen zu.“

Überzeugt ist der Bioethiker, dass Gott nicht stellvertretend für die Opfer des Unrechts das Unrecht aufheben könne, das ihnen angetan wurde. „Er kann sich nicht zwischen sie und die Täter stellen und sagen: den Tätern sei jetzt vergeben, sie haben bereut. Das wäre eine moralische Monstrosität.“ Ein Umgang mit Schuld in dieser Weise stelle „eine Wiederholung des Unrechts dar.“

Professorin Dr. Brigitte Kahl vom Union Theological Seminary in New York wies darauf hin, dass die erste „Schuldgeschichte“ in der Bibel nicht der sogenannte „Sündenfall“ in 1 Mose 3 ist, sondern der Brudermord in 1 Mose 4. Dort, 1 Mose 7,4, komme das Wort „Sünde“ zum ersten Mal in der Bibel vor, als Kain auf dem Weg ist, seinen Bruder Abel zu erschlagen. Brigitte Kahl rückte die oft überlesene Reaktion von Eva ins Zentrum. Eva erkenne die Gewalttätigkeit von Kain und seinen Nachkommen, sie werde noch einmal schwanger und gebiere Seth, „einen anderen Sohn gegeben für Abel...“ (1 Mose 4,25). Mit Seth beginne die Genealogie der Menschheitsgeschichte und mit Seht beginn die Zeit der Verehrung GOTTES.

„Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien...“ diese Worte aus Lk 19,40, so Dr. Luzia Sutter Rehmann, Titularprofessorin für Neues Testament und Studienleiterin im Arbeitskreis für Zeitfragen der evangelisch-reformierten Kirche Basel, öffnen den Blick für  die Verzweiflung von Menschen, die kurz nach der Zerstörung Jerusalems vor den niedergerissenen Steinen des Tempels und ihrer Häuser standen. Wann werden die Steine weggerollt, so wie der eine Stein von dem Grab?

Claudia Janssen, Professorin für Feministische Theologie / Theologische Geschlechterforschung und Neues Testament an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel, zeigte auf, wie die Bergpredigt sich damals und heute mit Leben füllen lässt.

„Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“ - diesem Vers aus Lukas  1,79 legte die Präses der EKD-Synode, Dr. Irmgard Schwaetzer, ihrer Predigt beim Gottesdienst am 21. Juli  zugrunde und ermutigte: „Er schenkt uns Vertrauen zum Handeln, gibt uns Kraft zum Einspruch gegen Hassmails, zum Widerstand gegen Antisemitismus, Rassismus und Nationalismus“. Demonstrationen für Rechtstaatlichkeit und Demokratie, Initiativen wie „Fridays for Future“ und „Maria 2.0“ machten Mut, weil sie eine Generation zeigten, die für ihre Zukunft streite. Aber es sei auch Geduld mit denen nötig, die sich abgehängt und von der raschen Veränderung der Gesellschaft überfordert fühlten, und deshalb Zuflucht suchten in der Illusion einer vergangenen „heilen“ Welt. Der Dialog mit ihnen ist dringlich über die angstauflösende frohe Botschaft vom Licht, das in diese Welt kommt“.

 

Den Vortrag von Professor Christoph Rehmann-Sutter lesen Sie hier. (PDF-Dokument, 3.1 MB)

Den Vortrag von Professorin Brigitte Kahl lesen Sie hier. (PDF-Dokument, 459 KB)

Den Vortrag von Titularprofessorin Luzia Sutter Rehmann lesen Sie hier. (PDF-Dokument, 158.7 KB)

Die Predigt von Präses Irmgard Schwaetzer lesen Sie hier. (PDF-Dokument, 144.2 KB)

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