DDR-Geschichte sichtbar

Tagung

DDR-Geschichte sichtbar

Zur Auseinandersetzung um die Darstellung der SED-Diktatur an Berliner Gedenkorten

Tagungsnr.
2006TG34A
Von: 17.11.2006 17:00
Bis: 19.11.2006 13:30
Ev. Bildungsstätte auf Schwanenwerder

Inhalt

Berlin ist reich an Orten, die von Willkür und Repression des SED-Staates, von Entmündigung und Demütigung, von deutscher Teilung und dem damit verbundenen Leid zeugen. Und Berlin ist reich an Orten, an denen sich Freiheitswille, Protest und Widerstand entwickelt haben. Manche dieser Orte sind als öffentliche Gedenkorte ausgestaltet, an anderen erschließt sich deren Geschichte nur durch Eingeweihte. Was im öffentlichen Diktaturgedächtnis bewahrt werden soll ist Teil der ostdeutschen und gesamtdeutschen Identitätssuche. Dies zeigte sich besonders in den letzten Monaten, als in heftigen öffentlichen Debatten um die Zukunft der Lern- und Gedenkorte zur DDR-Geschichte gestritten wurde. Die Evangelische Akademie will einige der Konfliktlinien aufnehmen und in Verbindung mit Berliner Gedenkorten diskutieren.


In den Gestaltungskonzepten der Gedenkorte spiegeln sich gegenwärtige zeitgeschichtliche Bewertungen und Einordnungen wider, die dem andauernden, öffentlichen, geschichtspolitischen Diskurs unterliegen. Es geht um die Fragen, woran und mit welchem Ziel öffentlich erinnert werden soll. Wie können Machtmechanismen und Wirkungsweisen der SED-Diktatur begreifbar gemacht werden? Reicht es, nur Abscheu vor der diktatorischen Vergangenheit zu erzeugen? Wo liegen die Grenzen zwischen Überwältigungspädagogik, Nostalgieshow und historischer Aufklärung? Wie trivial darf, wie anspruchsvoll soll ein Denkort ausgestattet sein, um Bewohner und Gäste der Stadt zu erreichen? In wieweit werden die Debatten über das DDR-Geschichtsbild von ideologischen Richtungskämpfen, parteipolitischen Machtinteressen und Konkurrenzen um finanzielle und personelle Ressourcen bestimmt?


Die Tagung bietet eine Übersicht über die geschichtspolitischen Fragestellungen in der aktuellen Debatte und bietet Chancen, sich anhand verschiedener Gedenkkonzepte eine Meinung zu bilden. Wir werden die Gedenkorte aufsuchen, Ihnen Einführungen bieten und das Gespräch mit Fachleuten führen, die für verschiedene Positionen stehen.


Ulrike Poppe, Studienleiterin

Ev. Akademie zu Berlin

Programm

Freitag, 17. November 2006


19.00 Uhr Begrüßung und Einführung in die Tagung

Ulrike Poppe


19.20 Uhr „Deligitimierung des DDR-Systems“

Weichenstellungen für eine Gedenkkultur durch die Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages

Rainer Eppelmann, Ehem. Vorsitzender der Enquête-Kommission zur Aufarbeitung der Geschichte und der Folgen der SED-Diktatur


19.50 Uhr Historische Forschung und politische Interpretationsmacht

Anmerkungen zur aktuellen Gedenkstättendebatte

Prof. Dr. Klaus-Dietmar Henke, Historiker, Technische Universität Dresden


20.45 Uhr Erinnern, Gedenken, Lernen

Einführung in die Besichtigungstour

Dr. Martin Jander, Historiker, Berlin


21.15 Uhr Offener Abend


Samstag, 18. November 2006


9.30 Uhr Fahrt nach Lichtenberg

Busvortrag von Dr. Martin Jander

Denkmal zum 17. Juni 1953 in der Potsdamer Chaussee und am Finanzministerium, Neues Stadthaus (Sprengung der letzten frei gewählten Stadtverordnetenversammlung 1948), Altes Stadthaus (Ministerrat der DDR), Karl Marx Allee (Stalinallee), Ruschestraße (Ministerium für Staatssicherheit), Gudrunstraße (Gedenkstätte der Sozialisten).


10.30 Uhr Das Stasi-Gefängnis – Ort politischer Verfolgung und Justizwillkür

Führung durch die Gedenkstätte Hohenschönhausen


12.00 Uhr Zeitzeugen als Gedenkstättenführer

Gespräch mit den Besucherreferenten


12.15 Uhr Geschichtsrezeption am authentischen Ort

Gespräch mit Dr. Hubertus Knabe, Direktor der Gedenkstätte


13.00 Uhr Mittagessen


14.00 Uhr Fahrt nach Berlin-Mitte

Busvortrag: Auferstehungskirche („Frauen für den Frieden“), Bartholomäuskirche (Friedensbibliothek und Antikriegsmuseum)


14.30 Uhr Die Mauer als Monument der Machtsicherung

Führung durch die Gedenkstätte Berliner Mauer


16.00 Uhr Gedenkandacht für die Todesopfer an der Berliner Mauer

in der Versöhnungskapelle auf dem Mauerstreifen


16.30 Uhr Gedenken an die Opfer

Gesamtkonzept zur Erinnerung an die Berliner Mauer

Gespräch mit Manfred Fischer, Pfarrer der Versöhnungsgemeinde, Verein Berliner Mauer


17.30 Uhr Fahrt nach Schwanenwerder

Busvortrag: Zionskirche (Umweltbibliothek, Ereignisse 1987/88), Gethsemanekirche (Olof-Palme-Protestmarsch 1987, Mahnwachen, Straßenschlachten im Oktober 1989), Husemannstr. (Kinderladen 1980-83), Biermann-Haus, Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland, Emil-Fischer-Hörsaal, (Havemann-Vorlesungen), Wirtschaftsministerium (ehemaliges Oberstes Gericht), Grenzwachturm und Gedenkstein für Günter Litfin


19.00 Uhr Abendbrot


20.00 Uhr Geschichtsbild DDR und Berliner Gedenkorte

Woran wollen/sollen sich die Menschen in der Stadt erinnern?


Auswertung der Tagestour

21.00 Uhr Offener Abend


Sonntag, 19. November 2006


9.00 Uhr Andacht in Schwanenwerder

9.30 Uhr Fahrt nach Berlin-Mitte


10.15 Uhr „Alltag eines vergangenen Staates zum Anfassen“

Führung durch das DDR-Museum


11.30 Uhr Gesprächsrunde im Berliner Dom

Was ist DDR-Alltag?

Zur Darstellung alltäglicher Diktaturerfahrungen


Dr. Stefan Wolle, Wiss. Leiter des DDR-Museums, Berlin

Prof. Dr. Rainer Eckert, Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig

Regina Mönch, Journalistin, FAZ, Berlin

Prof. em. Dr. Reinhard Rürüp, Historiker, ehem. Direktor der Stiftung Topografie des Terrors, Berlin

Moderation: Ulrike Poppe


13.30 Uhr Ende der Tagung

Teilen

Leitung

Ulrike Poppe

Anmeldung
Newsletter
nach oben

Cookies und Datenschutz

Unsere Webseite nutzt Cookies zur Verbesserung der Bedienung und des Angebots sowie zur Auswertung von Webseitenbesuchen. Einzelheiten über die von uns eingesetzten Cookies und die Möglichkeit diese abzulehnen, finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.