Annäherung oder Entfremdung? Einfluss der Geschichtspolitik auf das Verhältnis EU-Russland

Tagung

Annäherung oder Entfremdung? Einfluss der Geschichtspolitik auf das Verhältnis EU-Russland

13. Deutsch-Russische Herbstgespräche: Russland und die EU

Tagungsnr.
41/2008
Von: 21.11.2008 16:30
Bis: 22.11.2008 13:00
Französische Friedrichstadtkirche

Inhalt

Trotz gemeinsamer Interessen und enger werdender Zusammenarbeit bestimmen in den vergangenen Jahren vor allem Konflikte die Beziehungen zwischen der EU und Russland. Mit der Auseinandersetzung um den Krieg in Georgien haben die Spannungen einen neuen Höhepunkt erreicht. Hinter den Kulissen der aktuellen Politik wirken dabei tiefe Differenzen mit historischen Wurzeln fort.

Wenige Jahre nach der „Osterweiterung“ hat die Russlandpolitik auch innerhalb der EU neue Trennlinien geschaffen. Die historischen Erfahrungen der neuen Mitgliedsländer als „russische“ Kolonien oder als nichtsouveräne Staaten unter sowjetischer Herrschaft nähren ein Grundmisstrauen gegenüber Russland. Die EU rückt näher an jene Regionen Europas, die Russland als sein „vitales Interessensgebiet“ und „nahes Ausland“ betrachtet.

Während für die ostmitteleuropäischen EU-Staaten die Integration in den Westen eine Absicherung der neu gewonnenen Freiheit bedeutet, begreifen die meisten Menschen in Russland das Ende der Sowjetunion als eine Niederlage, die eine enorme narzisstische Kränkung hinterlassen hat. Freiheit assoziieren sie vor allem mit dem „Chaos“ der Jelzin-Jahre. Das macht es dem Kreml und der politischen Elite Russlands leicht, die öffentliche Meinung im Land zugunsten eigener Machtinteressen zu manipulieren und die Skepsis gegenüber dem Westen in der Bevölkerung zu bestärken. Umgekehrt fällt es mittel- und osteuropäischen Politikern umso leichter, Russland neoimperialistischer Ambitionen zu zeihen, je weniger demokratisch, je „sowjetischer“ im Stil sich Russland gibt. Auch in Mittel- und Osteuropa gibt es Versuche, die Geschichte für politische Zwecke zu instrumentalisieren

Die diesjährigen deutsch-russischen Herbstgespräche wollen solchen Konflikten der Erinnerung auf die Spur gehen. Im Mittelpunkt steht die zentrale Erfahrung des 20. Jahrhunderts in Europa – die totalitären Diktaturen und das Ende des Kalten Krieges.

Zum Mit-Denken und Mit-Sprechen laden wir herzlich ein.


Dr. Azra Dzajic-Weber, Heinrich-Böll-Stiftung

Ludwig Mehlhorn, Evangelische Akademie zu Berlin

Stefan Melle, Deutsch-Russischer Austausch e.V.


Während der Veranstaltung in der Franz. Friedrichstadtkirche Fotoausstellung „BEZHIN LUUG“ der russischen Künstlerin Anastasia Khoroshilova

Programm

Freitag, 21. November 2008


16.30 Uhr Anmeldung


17.00 Uhr Begrüßung und Einführung

Ludwig Mehlhorn


17.30 Uhr Verhärtete Fronten?

Zum historischen Kontext der Konfliktlinien zwischen EU und Russland Alexander Graf Lambsdorff MdEP, Brüssel

Boris Dubin, Lewada-Institut, Moskau

Rainder Steenblock MdB, Berlin


Moderation: Daniel Brössler, Süddeutsche Zeitung


19.00 Uhr Empfang der Stiftung Deutsch-Russischer Austausch

anschl.Buffet


Samstag, 22. November 2008


9.30 Uhr Gelenkte Bilder?

Nationale Geschichtsbilder hinter den aktuellen Konflikten


Piotr Buras, Gazeta Wyborcza, Warschau/Berlin

Mart Laar, Historiker, Vorsitzender der Pro Patria Fraktion im estnischen Parlament

Nikita Sokolow, Historiker, Chefredakteur „Otetschestwennyje Sapiski“, Moskau

Gert Weisskirchen MdB,

Vorsitzender der Deutsch – Russischen Parlamentariergruppe, Berlin


Moderation: Markus Wehner, FAZ


11.00 Uhr Kaffeepause


11.30 Uhr Chancen für Aufklärung und Dialog

Möglichkeiten und Grenzen gesellschaftlicher Akteure


Jens Siegert, Heinrich-Böll-Stiftung Moskau

Wolfgang Templin, freier Publizist, Berlin

Piotr Mitzner, Zeitung „Nowaja Polscha“, Kardinal-Stefan-Wyszynski-Universität, Warschau

Jan Ratschinskij, Memorial Moskau

Raul Rebane, ehem. Journalist und Programmdirektor des esthnischen Fersehens, Tallinn


Moderation: Barbara von Ow-Freytag, Stiftung Deutsch-Russischer Austausch


13.00 Uhr Ende der Veranstaltung

anschl.Mittagessen


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Leitung

Ludwig Mehlhorn

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