Nostalgie und Phantomschmerz

Tagung

Nostalgie und Phantomschmerz

Warum der Abschied vom Kommunismus so schwer fällt

Tagungsnr.
21/2008
Von: 13.06.2008 17:00
Bis: 15.06.2008 13:30
Ev. Bildungsstätte auf Schwanenwerder

1968 gilt als das Jahr des Aufbruchs der Nachkriegsgeneration. Ein tiefer Generationenkonflikt entlud sich in West und Ost auf unterschiedliche Weise. Welche Rolle spielten Frauen bei den 68er Ereignissen in Ost und West, welche Wirkungen hatte ihr Engagement und wie werden heute die Folgen dieser Aktionen bewertet?


Inhalt

In den ehemaligen kommunistischen Ländern Ostmitteleuropas sind die politischen Strukturen der Diktatur und die auf Staatsplanung beruhende Wirtschaftsordnung zwei Jahrzehnte nach dem Umbruch fast überall beseitigt. Doch ist die (Re-) Konstruktion einer bürgerlichen Gesellschaft als Träger des demokratischen Verfassungsstaates mit größeren Schwierigkeiten verbunden als erwartet. Kaum jemand beruft sich noch auf den Marxismus-Leninismus als die das kommunistische System legitimierende Ideologie. Aber viele seiner Symbole leben nach wie vor in der Alltagskultur. Im Bewusstsein und den alltäglichen Haltungen vieler Menschen, die mit der gewonnenen Freiheit wenig anzufangen wissen, führt der „homo sovieticus“ ein „Leben nach dem Tode“. Hinzu kommt, dass große Teile der Gesellschaft den Systemwandel als Verlust an sozialer Sicherheit und Minderung von Lebenschancen erleben. Das Urteil über die kommunistische Vergangenheit fällt deshalb äußerst widersprüchlich aus und spaltet teilweise die Gesellschaften.

Auf der Tagung wollen wir untersuchen, worin die Transformationshemmnisse in einzelnen ostmitteleuropäischen Ländern bestehen und welche Rolle der zum Teil stecken gebliebenen Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit dabei zukommt. Wir wollen der Frage nachgehen, in wieweit die mentale und materielle Verunsicherung breiter Bevölkerungsschichten zugleich der Nährboden für populistische Bewegungen ist, die nicht selten nationalistisch und antisemitisch, zuweilen sogar rechtsextremistisch eingefärbt sind. In Auseinandersetzung mit dieser rechtsextremen Mobilisierung als vermeintliche Antwort auf die Transformationsprobleme werden politische Strategien

diskutiert, die eine demokratische Entwicklung stärken.


Dazu laden wir Sie herzlich ein.


Ludwig Mehlhorn und Ulrike Poppe

Programm

Programm


Freitag, 13. Juni 2008


17.00 Uhr Anmeldung, Kaffee


18.00 Uhr Abendessen


19.00 Uhr Begrüßung und Einführung in die Tagung

Ludwig Mehlhorn, Evangelische Akademie zu Berlin

Joachim Trenkner, „Tygodnik Powszechny“, Krakau/Berlin


19.30 Uhr Freiheit und neue Sicherheit

Befindlichkeiten nach dem Systemwechsel

Reinhold Vetter, Redakteur des „Handelsblatt“, Warschau


21.00 Uhr Offener Abend



Samstag, 14. Juni 2008


Rückblick nach vorn - im Glück und im Zorn

Kommunismusbild und Gegenwartsdeutung – Zum Stand der Aufarbeitung des Kommunismus


9.30 Uhr Polen:

Dr. Piotr Olszówka, Philosoph, Publizist, Berlin


Tschechien:

Dr. Jaroslav Šonka, Europäische Akademie, Berlin


11.00 Uhr Kaffeepause


11.30 Uhr Russland:

Anna Schor-Tschudnowskaja M.A., Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Projektleiterin Osteuropa

an der Sigmund Freud Privat-Universität Wien; Mitglied von „Memorial“


Ukraine:

Volodymyr Perepadya, Journalist, Chefredakteur der deutschen Sektion Radio International, Kiew


Belarus:

Prof. Dr. Rainer Lindner, Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin (angefragt)

Moderation: Ludwig Mehlhorn, Joachim Trenkner


13.00 Uhr Mittagessen


14.45 Uhr Kaffee


15.00 Uhr Diktaturfolgen und Transformationsdefizite

Gewinner und Verlierer des Systemumbruchs

Wolfgang Templin, Publizist, Berlin

Dr. Kazimierz Wóycicki, Universität Warschau

Moderation: Ulrike Poppe


16.30 Uhr Kaffeepause


17.00 Uhr Die falsche Therapie gegen den Phantomschmerz

Rechtsextremismus in Ostmitteleuropa

Dr. Tom Thieme, Politikwissenschaftler, Universität Chemnitz

Dr. Florian Hartleb, Politikwissenschaftler, Universität Chemnitz

Kinga Hartmann, Sächsische Bildungsagentur, Regionalstelle Bautzen

Moderation: Ludwig Mehlhorn


18.30 Uhr Abendessen


20.00 Uhr Traum und Erwachen

Solokonzert von Stephan Krawczyk, Sänger und Dichter, Berlin sowie Texte von Zeitzeugen zum Kommunismus


Ende gegen 22.00 Uhr





Sonntag, 15. Juni 2008


9.15 Uhr Andacht


10.00 Uhr Gespaltene Erinnerung im geeinten Europa

Prof. Dr. Jan Sokol, Philosoph, Karls Universität Prag


11.00 Uhr PODIUM

Die richtige Therapie gegen den Phantomschmerz

Zum Verhältnis von historischem Bewusstsein und Gegenwartsdeutung

Dr. Elke Fein, Sozialwissenschaftlerin, Lehrbeauftragte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Freya Klier, Publizistin, Berlin

Richard Wagner, Schriftsteller, Berlin

Moderation: Doris Liebermann,

Osteuropawissenschaftlerin, freie Publizistin, Berlin


12.30 Uhr Auswertung der Tagung


13.00 Uhr Mittagessen und Ende der Tagung

Teilen

Leitung

Ulrike Poppe

Ludwig Mehlhorn

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