Das Genom als Faktor im öffentlichen Gesundheitssystem

Tagung

Das Genom als Faktor im öffentlichen Gesundheitssystem

Rechtliche, soziale und ethische Perspektiven

Tagungsnr.
45/2012
Von: 26.11.2012 11:00
Bis: 27.11.2012 15:30
Ev. Bildungsstätte auf Schwanenwerder

Die Disziplin Public Health Genomics (PHG) versucht, genombasiertes Wissen in die öffentliche Sorge um die Gesundheit zu integrieren. Ziel ist es, frühzeitig präventive Maßnahmen zu etablieren und möglicherweise auch wirksamere Therapien zu entwickeln. Hierfür erforderliche Maßnahmen, wie zum Beispiel Reihenuntersuchungen der Bevölkerung, werfen ethische, soziale und rechtliche Fragen auf. Bisherige Grundannahmen, wie das Recht des Einzelnen auf „Nichtwissen" und die Akzeptanz von „Schicksalhaftigkeit", stehen auf dem Prüfstand. Wie ist der aktuelle Stand der PHG-Forschung? Welche genetischen Faktoren sind für die Verbesserung der öffentlichen Gesundheitsversorgung von Bedeutung? Welche Auswirkungen auf unser Verständnis von Gesundheit und Krankheit und auf die Gestaltung des Gesundheitssystems sind zu erwarten?

Inhalt

Durch die Fortschritte in der Genetik besteht in zunehmendem Maß die Möglichkeit, genom-basiertes Wissen in die öffentliche Gesundheitsversorgung einzubeziehen. Ziel der Medizin ist es, Krankheiten und Krankheitsneigungen vorauszusagen, präventive Maßnahmen zu etablieren und Therapien zu verbessern. Gegenwärtig ist die Aussagekraft genetischen Wissens jedoch häufig begrenzt, oft gibt es keine präventiven oder therapeutischen Optionen.


In der Praxis wirft die Integration genetischen Wissens in die Gesundheitsversorgung eine Reihe ethischer, sozialer und rechtlicher Fragen auf - z. B. im Hinblick auf die Verantwortlichkeit des Einzelnen für seine Gesundheit, das Verhältnis zwischen Solidargemeinschaft und dem gesunden oder kranken Bürger oder die Arzt-Patienten-Beziehung. Bisherige Grundannahmen wie das Recht des Einzelnen auf „Nichtwissen“ und die Akzeptanz von „Schicksalhaftigkeit“ stehen auf dem Prüfstand.


Die Tagung gibt einen Überblick zum aktuellen Stand der Forschung. Anhand ausgewählter Beispiele aus der Praxis wie Trisomie 21 - Vorgeburtsuntersuchungen per Blutprobe und der genetischen Krebsepidemiologie werden die Herausforderungen einer Gesundheitsversorgung im Zeitalter der genom-basierten Medizin dargestellt.


Ziel der Tagung ist es, die Konsequenzen der Zunahme genetischen Wissens für die Gestaltung des Gesundheitssystems zu diskutieren. Was braucht der kranke und gesunde Bürger für den Umgang mit genom-basierten Informationen und für den Zugang zu diesem Wissen? Welche Anforderungen stellen sich an die Gesundheitsberufe, die gesundheitlichen Versorgungsstrukturen und die Qualität von Gesundheitsleistungen? Und schließlich: Welchen Stellenwert sollen genom-basierte Diagnostik und Therapie in unserem Gesundheitssystem haben? Welche Prioritäten in der Gesundheitsversorgung entsprechen den gesundheitlichen Versorgungsbedürfnissen der Bevölkerung?


Wir laden Sie herzlich ein, über diese Fragen ins Gespräch zu kommen.


Simone Ehm

Ev. Akademie zu Berlin


Dr. Susanne Faby

Ev. Akademie Sachsen-Anhalt e. V.

Programm

Montag, den 26. November 2012


10.00 Uhr Anreise und Anmeldung


11.00 Uhr Begrüßung und Einführung


I Stand der Forschung und rechtliche Grundlagen


11.15 Uhr Genom-basierte Diagnostik und der gläserne Mensch: Fakten und Fiktionen

Prof. Dr. Karl Sperling, ehem. Direktor, Institut für Humangenetik, Charité, Berlin


12.15 Uhr Genetisches Wissen und Recht – zur rechtlichen Situation in Deutschland und in anderen Ländern

Dr. Oliver Tolmein, Kanzlei Menschen und Rechte, Hamburg


13.00 Uhr Mittagspause


II Genom-basiertes Wissen im öffentlichen Gesundheitssystem – Chancen und Grenzen in der Praxis und ihre sozialethischen Implikationen


14.30 Uhr Krebserkrankungen – Möglichkeiten molekulargenetisch ausgerichteter Medizin

Prof. Dr. Thomas Wienker, MPI für Molekulare Genetik, Berlin


15.30 Uhr Trisomie 21 – Vorgeburtsuntersuchung per Blutprobe

Prof. Dr. Stefan Mundlos, Institut für Medizinische Genetik und Humangenetik, Charité, Berlin


16.30 Uhr Kaffeepause


17.00 Uhr Genetische Epidemiologie häufiger Erkrankungen im Erwachsenenalter

Prof. Dr. med. Henry Völzke, Institut für Community Medicine, Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Greifswald


18.00 Uhr Abendessen


19.00 Uhr Prädiktive Diagnostik durch Gentestangebote im Internet

Prof. Dr. Daniela Steinberger, bio.logis Zentrum für Humangenetik, Frankfurt a. M.

Ende gegen 20.30 Uhr


Dienstag, den 27. November 2012


9.00 Uhr Andacht

Thorsten-Marco Kirschner, Pfarrer, Der Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der EU, Berlin


III Gesundheitsversorgung im Zeitalter der genom-basierten Medizin – ethische und soziale Herausforderungen


9.30 Uhr Welche Auswirkungen hat genom-basiertes Wissen auf unser Verständnis von Gesundheit, Krankheit und Solidarität?

Prof. Dr. Klaus Tanner, Systematische Theologie und Ethik, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg


10.30 Uhr Kaffeepause


11.00 Uhr Was braucht der kranke und gesunde Bürger für den Umgang mit genom-basierten Informationen und den Zugang zu diesem Wissen?

Prof. Dr. Christoph Rehmann-Sutter, Theorie und Ethik der Biowissenschaften, Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung, Universität Lübeck


12.00 Uhr Anforderungen an die Gesundheitsberufe, die gesundheitlichen Versorgungsstrukturen und die Qualität von Gesundheitsleistungen

Kurzstatements und anschließende Diskussion:

Prof. Dr. Heidemarie Neitzel, Institut für Humangenetik, Charité, Berlin


13.00 Uhr Mittagessen


14.00 Uhr Genom-basierte Diagnostik und Therapie? Priorisierungsentscheidungen im deutschen Gesundheitssystem

Prof. Dr. Jochen Vollmann, Institut für medizinische Ethik und Geschichte der Medizin, Bochum

anschließende Diskussion


15.30 Uhr Ende der Tagung


Die Ärztekammer Berlin hat die Veranstaltung für die ärztliche Fortbildung mit 14 Punkten zertifiziert.


Die Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen hat die Veranstaltung als Bildungsveranstaltung ist gemäß § 11 Berliner Bildungsurlaubsgesetzes (BiurlG) vom 24.10.1990 für Berliner Arbeitnehmer anerkannt.


Gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.

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Leitung

Simone Ehm

Studienleiterin für Ethik in den Naturwissenschaften

Telefon (030) 203 55 - 502

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