Kommunikative Freiheit

Tagung

Kommunikative Freiheit

Wolfgang Hubers theologischer Denkanstoß für eine zukunftsfähige Gesellschaft

Tagungsnr.
27/2012
Von: 17.08.2012 15:30
Bis: 19.08.2012 14:00
Ev. Bildungsstätte auf Schwanenwerder

Der 70. Geburtstag von Bischof i.R. Wolfgang Huber ist Anlass, sich mit seiner Vorstellung einer von kommunikativer Freiheit bestimmten Kirche und Gesellschaft zu befassen. Schon vor 25 Jahren hat Huber darauf hingewiesen, dass Ökologie- und Friedensbewegung, Frauenbewegung und viele andere Initiativen in einer neuen Weise Freiheit und Solidarität in einem Zusammenhang sehen. Dieser Spur soll im Gespräch mit Sozialwissenschaftlern und Theologen weiter nachgegangen werden.

Inhalt

Der "kommunikativen Freiheit" Raum geben, dazu hat Prof. Dr. Wolfgang Huber aufgefordert. Der theologische Lehrer, später Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland und Berliner Bischof, wollte damit nicht nur die wissenschaftliche evangelische Theologie und die Kirche, sondern auch die nicht-theologischen Wissenschaften sowie alle verantwortungsbewussten und sich aktiv um den Frieden der Welt und die Zukunft der Erde bemühenden Menschen erreichen. Diese Freiheit entwickele sich „in der Solidarität …, nicht in der Konkurrenz“. Freiheit ist eine „Bewegung, sie umfasst den Abschied vom Verfügen und den Aufbruch zum Leben.“ (Jetzt neu in: Wolfgang Huber, Von der Freiheit. Perspektiven für eine solidarische Welt, München, C.H.Beck 2012 S. 157)


In der reformatorischen Theologie macht Huber den Impuls aus, Freiheit in dieser Weise als kommunikative und als kommunikable Freiheit zu verstehen. Schon vor 25 Jahren hat er darauf hingewiesen, was heute wiederholt werden könnte: „Ökologiebewegung und Friedensbewegung, Frauenbewegung und viele andere Initiativen haben angefangen, in einer neuen Weise Freiheit und Solidarität zusammen zu sehen. Sie fragen nach der Verbindlichkeit von Grundsätzen der persönlichen Lebensführung für den öffentlichen Bereich. Sie suchen nach einer neuen Form des wirtschaftenden Umgangs mit der Natur, der diese nicht ausbeutet, sondern bewahrt und gerade so das den Menschen Lebensnotwendige zur Verfügung stellt. Sie orientieren sich an der Aufgabe des Friedens und verstehen darunter nicht nur die Abwesenheit von Krieg im eigenen Land, sondern das Gelingen gemeinsamen Lebens über Grenzen hinweg. Sie widersprechen dem Ethos der wissenschaftlich-technischen Welt, das alle wissenschaftlich erforschten Möglichkeiten technisch verwirklicht und industriell nutzt; sie fordern, diejenigen wissenschaftlich-technischen Entwicklungen auszuwählen, die auf Dauer lebenserhaltend und lebensfördernd sein könnten. Sie versuchen, unseren Reichtum mit den Augen der Ärmsten zu sehen, und zu einer Umverteilung der Ressourcen auf der einen Erde beizutragen.“ (Wolfgang Huber, Theologie der Befreiung. Ein Anstoß Martin Luthers, in: ders., Protestantismus und Protest, Reinbek 1987, S. 67 f.)


Der 70. Geburtstag Wolfgang Hubers fordert dazu heraus, seine Texte zur kommunikativen Freiheit im Zusammenhang zu lesen und sie interdisziplinär zu diskutieren. Das Maß ihrer Inspiration wird sich im Blick der Vertreterinnen und Vertreter anderer Denkschulen im Diskurs erweisen müssen. Denn er hat den Impuls aus den achtziger Jahren in Texten weitergeführt, die demnächst in zwei Buchveröffentlichungen erstmalig zusammenhängend zugänglich sein werden. Zu Ehren des Jubilars und im Interesse einer im interdisziplinären Diskurs sich entwickelnden Theologie loten wir die Relevanz seiner Überlegungen für uns heute aus.


Prof. Dr. Helga Kuhlmann

Systematische Theologie und Ökumene am Institut für Evangelische Theologie / Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften, Universität Paderborn


Dr. Rüdiger Sachau

Evangelische Akademie zu Berlin


Programm

Freitag, 17. August 2012


15.00 Uhr Anreise nach Schwanenwerder

Kaffee


15.30 Uhr Begrüßung

Dr. Rüdiger Sachau


Einführung in die Tagung

Landesbischof Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, München


I. Kommunikative Freiheit im 21. Jahrhundert aus interdisziplinärer Perspektive

Sitzungsleitung und Moderation: Prof. Dr. Paul Nolte, Neuere Geschichte/Zeitgeschichte, Freie Universität Berlin, Präsident der Evangelischen Akademie zu Berlin


16.00 Uhr Der Beitrag der Religion zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft

Beobachtungen und Fragen eines Politikwissenschaftlers

Prof. Dr. Fred R. Dallmayr, Department of Political Science, University of Notre Dame, USA


16.45 Uhr Response auf Fred R. Dallmayr

Prof. Dr. Ulrike Link-Wieczorek, Systematische Theologie am Institut für Evangelische Theologie, Universität Oldenburg


17.00 Uhr Diskussion


18.00 Uhr Abendessen


Ab 19.00 Uhr Büchertisch vom Buchladen St. Nikolai


19.30 Uhr Die Öffentlichkeit des Glaubens

Beobachtungen und Fragen eines Praktischen Philosophen

Prof. Dr. Volker Gerhardt, Institut für Philosophie / Praktische Philosophie, Rechts- und Sozialphilosophie, Humboldt-Universität zu Berlin


20.15 Uhr Response auf Volker Gerhardt

Prof. Dr. Klaus von Stosch, Fundamentaltheologie und Systematische Theologie am Institut für Katholische Theologie, Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften,

Universität Paderborn


20.30 Uhr Diskussion



Samstag, 18. August 2012


9.00 Uhr Andacht


9.30 Uhr Wolfgang Hubers „kommunikative Freiheit" und die Freiheitskonzeptionen der Sozialtheorie

Prof. Dr. Hans Joas, Freiburg Institute for Advanced Studies / Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien, Universität Erfurt


10.15 Uhr Response auf Hans Joas

Prof. Dr. Bernd Oberdorfer, Systematische Theologie am Institut für Evangelische Theologie, Universität Augsburg


10.30 Uhr Diskussion


11.00 Uhr Pause


11.30 Uhr Kommunikative Freiheit im interdisziplinären Gespräch

Prof. Dr. Fred Dallmayr

Prof. Dr. Volker Gerhardt

Prof. Dr. Hans Joas

Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Huber


13.00 Uhr Mittagessen

14.00 Uhr Kaffee


II. Kommunikative Freiheit aus theologischer Perspektive

Moderation: Dr. Rüdiger Sachau


15.00 Uhr Kommunikative Freiheit und Sexualität

Prof. Dr. Saskia Wendel, Systematische Theologie am Institut für Katholische Theologie der Philosophischen Fakultät, Universität zu Köln

Diskussion


16.00 Uhr Rechtsordnung und kommunikative Freiheit

Prof. Dr. Michael Moxter, Systematische Theologie am Fachbereich Evangelische Theologie, Universität Hamburg

Diskussion


17.00 Uhr Pause


17.30 Uhr Kommunikative Freiheit und Beteiligung an Bildung

Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins, Institut für Christliche Sozialwissenschaft, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Diskussion


19.30 Uhr Festlicher Abend


Sonntag, 19. August 2012


9.30 Uhr Gottesdienst

Predigt: Landesbischof Prof. Dr. Heinrich Bedford- Strohm, München


10.30 Uhr Pause


III. Fazit und Ausblick: Das Potenzial einer Perspektive kommunikativer Freiheit für eine zukunftsfähige Gesellschaft

Sitzungsleitung und Moderation: Prof. Dr. Dres. h.c. Christoph Markschies, Ältere Kirchengeschichte

(Patristik), Humboldt-Universität zu Berlin


11.00 Uhr Kommunikative Freiheit

Impulsvoten von Teilnehmerinnen und Teilnehmern und Gespräch mit Wolfgang Huber


12.30 Uhr Dank und Verabschiedung


13.00 Uhr Mittagessen


Gefördert durch die Fritz-Thyssen-Stiftung

Literaturhinweis

Wolfgang Huber: Von der Freiheit. Perspektiven für eine solidarische Welt, München, C.H.Beck 2012


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Leitung

Dr. Rüdiger Sachau

Akademiedirektor

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