Wie entlässt die Revolution ihre Kinder?

Abendforum

Wie entlässt die Revolution ihre Kinder?

Geschichtsbilder und Prägungen in den Familien der DDR-Opposition

Tagungsnr.
03/2012
Von: 26.01.2012 19:00
Bis: 26.01.2012 21:00
Französische Friedrichstadtkirche

Wie beeinflussen die Erfahrungen von Haft oder Repression, die Eltern unter der SED-Herrschaft gemacht haben, auch die nachfolgende Generation? Ausgehend von einstigen Oppositionellen in der DDR fragen wir nach familiären Prägungen, nach Traumatisierungen und der Rolle der Eltern als Vorbilder. Auf einem offenen Abendforum stellen wir die Ergebnisse unserer Fachtagung aus dem Vorjahr öffentlich zur Diskussion: Historiker, Psychologen und Zeitzeugen berichten über ihre Erfahrungen und Forschungen und wagen einen Vergleich mit anderen historischen Zusammenhängen.

Inhalt

„Falls wir nicht wiederkommen, holt bitte die Kinder vom Hort ab“, schrieb ein Elternpaar in den Tagen der Friedlichen Revolution den Nachbarn auf einen kleinen Zettel. Die für Freiheit demonstrierenden Eltern wollten ihre Kinder versorgt wissen, falls sie in Haft gerieten.

Mutter und Vater sind heil zurückgekehrt, die Kinder längst erwachsen und die DDR ist Geschichte. Die kleine Notiz hat überlebt. Welche Fragen oder Erinnerungen löst sie heute in Familien der Bürgerrechtler von einst aus? Sind die Kinder stolz auf den Mut ihrer Eltern, die damals für Abrüstung und Reformen kämpften und zugleich Gefängnis oder Ausweisung riskierten? Wie erlebten die Kinder das Dasein als Unangepasste in der staatlich gegängelten Umwelt? Und wie blicken die Kinder der Oppositionellen zurück? Wie haben Jugendliche aus den Familien der Bürgerrechtler das Ende der DDR wahrgenommen, welche Erinnerungen haben sie an die Schule in der Diktatur und welche Prägungen haben sie erfahren?


„Mein Vater bereitete die Revolution vor, da blieb für uns Kinder nicht viel Zeit,“ erinnert sich das Kind eines oppositionellen Pfarrers. „Das Ende der DDR ist seine Geschichte, ich merke erst jetzt, was das auch mit mir zu tun hat.“ Im Anschluss an eine Tagung im geschlossenen Kreis, auf der unter anderem diese Sätze fielen, wollen wir uns auf einer offenen Podiumsveranstaltung dem Thema widmen. Wir erkunden, welche Diskussionen über geschichtliche Brüche und Systemwechsel hinweg in Familien geführt werden. Zusammen mit der auch heute politisch aktiven Autorin Vera Lengsfeld und dem promovierten Physiker Philipp Lengsfeld, ihrem Sohn aus erster Ehe, wollen wir in die Erinnerung an die letzten Jahre der DDR eintauchen und nach Prägungen fragen.



Dr. Jacqueline Boysen

Evangelische Akademie zu Berlin


Dr. Robert Grünbaum

Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur


Markus Pieper

Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen

des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR

Programm

18.30 Uhr Einlass


19.00 Uhr Begrüßung und Einleitung

Dr. Jacqueline Boysen, Evangelische Akademie zu Berlin


19.10 Uhr Fragen nach dem Ende der Diktatur – wie tradieren Familien ihre Geschichte?

Ein demoskopischer Blick auf den Umgang mit historischen Erfahrungen

Dr. Thomas Petersen, Institut für Demoskopie Allensbach


19.40 Uhr Podiumsdiskussion

Wie erinnern Eltern und Kinder ihr Leben in der Opposition?


Die DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld und ihr Sohn Dr. Philipp Lengsfeld blicken zurück und diskutieren mit Pfarrer Curt Stauss, Zeitzeuge und Beauftragter des Rates der EKD für Seelsorge und Beratung von Opfern der SED-Kirchenpolitik, sowie mit dem Meinungsforscher Dr. Thomas Petersen, Institut für Demoskopie Allensbach.


Moderation: Dr. Jacqueline Boysen


anschließend Diskussion mit dem Publikum


21.00 Uhr Ende der Veranstaltung

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Leitung

Dr. Jacqueline Boysen

Projektstudienleitung Ost-Westeuropäisches Gedenkstättentreffen Kreisau

Telefon (030) 203 55 - 506 (Sekretariat Akademieleitung)

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