Guben / Gubin

Exkursion

Guben / Gubin

Europa-Stadt mit Aussicht

Tagungsnr.
40/2015
Von: 10.10.2015 07:33
Bis: 10.10.2015 20:26
Guben

Inhalt

Auf alten Ansichtskarten sind sie noch zu sehen: die Straßen und Plätze der historischen Altstadt östlich der Neiße mit ihren stolzen Bürgerhäusern, die Villen reicher Fabrikanten zu beiden Seiten des Flusses, das gründerzeitliche Stadttheater auf der Neiße-Insel und endlose Fabrikzeilen in der westlichen Vorstadt. Guben war vor dem Zweiten Weltkrieg als ’Stadt der Tuche und Hüte’ eine florierende Industriestadt und ein attraktiver Wohn- und Kulturstandort. In den letzten Wochen des Krieges fiel die Altstadt in Schutt und Asche. Vom Rathaus und der Stadtkirche blieben nur Ruinen.

Das Potsdamer Abkommen teilte die Stadt: Der Altstadtkern östlich der Neiße wurde zum polnischen Gubin und erlebte einen radikalen Bevölkerungsaustausch. Auf den Kriegsbrachen entstanden schlichte Wohnzeilen oder einfache Rasenflächen. Der Wiederaufbau des historischen Rathauses als ’Dom Kultury’ setzte 1986 ein erstes Zeichen der Identifikation der Bewohner mit der Geschichte der ihnen lange fremd gebliebenen Stadt. Die im Grenzbereich gelegene Theaterinsel wurde als kleiner Park öffentlich zugänglich gemacht. Die polnische Bevölkerung ist jung und wächst. Die Kinderspielplätze sind belebt. Es gibt Arbeit. Die weniger zerstörte gründerzeitliche Vorstadt westlich des Flusses entwickelte sich in der DDR als Wilhelm-Pieck-Stadt Guben zu einem bedeutenden Standort der Textil- und Chemiefaserindustrie. Westlich der Bahnlinie entstanden ausgedehnte Neubausiedlungen. Nach der deutschen Wiedervereinigung verlor Guben seine industrielle Basis und damit fast 60% der Einwohner. Jungen Leuten fehlt die Arbeit. Das Lohnniveau im polnischen Teil der Stadt ist für sie unattraktiv. Die noch immer schrumpfende Stadt trennt sich schrittweise von den Plattenbauten und konzentriert sich auf die Sanierung des Zentrums. Industriebrachen wurden umgenutzt oder in Grünflächen verwandelt. Eine ehemalige Hutfabrik bildet nun das neue Stadtzentrum mit Rathaus, Bibliothek, Museum und Musikschule. Die alte Färberei ist jetzt ein Veranstaltungssaal. Der öffentliche Straßenraum wurde funktional und gestalterisch aufgewertet und partiell verkehrsberuhigt. Zahlreiche öffentliche und private Gebäude sind denkmalgerecht instand gesetzt. An der Stelle der ehemaligen Wollfabrik am Neiße-Ufer entstand ein Park. Seit dem Fortfall der Grenzkontrollen führt eine Fußgängerbrücke zur Theaterinsel auf der polnischen Seite der Doppelstadt.

Bis zu ihrer Zerstörung war die Stadtkirche das Zentrum der evangelischen Stadtgemeinde. Danach übernahm die an der Stelle eines Benediktinerinnen-Klosters 1862 errichtete, im Krieg fast unversehrte Klosterkirche in Guben diese Aufgabe. Sie ist vorbildlich restauriert.

Die heute hinsichtlich ihrer Einwohnerzahl etwa gleich großen Teilstädte wollen zu einer Europastadt zusammenwachsen. Die deutsch-polnische Initiative zum Wiederaufbau der hochgotischen Stadtkirche zu einem interkulturellen Zentrum der Begegnung ist ein starkes Zeichen für diesen Integrationswillen. Der Architekturwettbewerb ist entschieden. Der Kirchturm bietet schon wieder eine einzigartige Aussicht über die ganze Stadt. In der freigeräumten Ruine des Kirchenschiffes hat sogar schon eine Hochzeit stattgefunden. Aber auch auf anderen Ebenen werden Fäden über die Grenze gesponnen. Unsere Podiumsdiskussion fragt nach den Perspektiven der Europastadt.


Heinz-Joachim Lohmann, Evangelische Akademie zu Berlin

Hans Tödtmann, Arbeitskreis Stadtpolitik

Programm

07.33 Uhr Abfahrt Berlin Ostbahnhof (*), Gleis 6, RE 1 nach Frankfurt (Oder),

Treffpunkt in den beiden vorderen Wagen

08.27 Uhr an Frankfurt (Oder), Gleis 9 (Umsteigezeit 7 Min.)

08.34 Uhr ab Frankfurt (Oder), Gleis 10, RB nach Cottbus

09.14 Uhr Ankunft Guben, Gleis 1


ca. 25 Min. Fußweg über Berliner Straße zum Rathaus Guben, Gasstraße 4, Treffpunkt: Foyer


09.45 Uhr Stadterneuerung Guben

Einführung am Stadtmodell und Rundgang durch das Stadtzentrum

Carola Huhold, Stadtverwaltung Guben,

Leiterin Fachbereich für Stadtentwicklung


12.30 Uhr Mittagessen

im Restauracja ’Tercet’, Gubin, Ul. Westerplatte 14 (im Dom Kultury, ehem. Rathaus, heute Kulturhaus)


14.00 Uhr Wiederaufbau der Stadt- und Hauptkirche in Gubin

zu einem europäischen Zentrum für Kultur und Kommunikation

Erläuterungen zum Projekt mit Turmbesteigung

Günter Quiel, Förderverein zum Wiederaufbau der Stadt- und Hauptkirche


Als Alternative zur Turmbesteigung wird ein individueller Spaziergang durch den Stadtkern von Gubin empfohlen.


15.45 Uhr ca. 10 Min. Fußweg über die Theaterinsel zur Klosterkirche Guben, Klosterstr.1 / Pfarrhaus Alte Poststr. 67


16.00 Uhr Andacht in der Klosterkirche Guben

Dschin-u Oh, Gemeindepfarrer


16.20 Uhr Kaffee / Tee und Kuchen im Gemeindesaal (Pfarrhaus)


16.45 Uhr Guben / Gubin – Europastadt mit Aussicht

Podiumsdiskussion

Anna Wrobel (angefragt), Stadtverwaltung Gubin

Dschin-u Oh, Gemeindepfarrer


18. 00 Uhr ca. 30 Min. Fußweg über Alte Poststraße zum Bahnhof


18.46 Uhr Abfahrt Guben, Gleis 2, RB nach Frankfurt (Oder)

19.27 Uhr an Frankfurt (Oder), Gleis 10 (Umsteigezeit 7 Min.)

19.34 Uhr ab Frankfurt (Oder), Gleis 9, RE 1 nach Berlin Alexanderplatz

20.26 Uhr Ankunft Berlin Ostbahnhof (*)



(*) Wegen der Sperrung der Stadtbahn (nur Fernbahn) im Abschnitt Zoologischer Garten – Alexanderplatz beginnt und endet unsere Fahrt am Ostbahnhof. Die S-Bahn ist von der Sperrung nicht betroffen.

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Leitung

Heinz-Joachim Lohmann

Stellvertretender Direktor und Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche im ländlichen Raum

Telefon (030) 203 55 - 510

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