Mehr Theologie wagen

Fachtagung

Mehr Theologie wagen

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit als Herausforderung für christliches Handeln

Tagungsnr.
36/2019
Von: 04.10.2019 16:00
Bis: 05.10.2019 16:30
Ev. Akademie Bad Boll
Ein Gespenst geht um in Europa. Vereinfachende und ausgrenzende Welt- und Selbstbilder werden propagiert. Wer solches tut, erfährt in Wahlen beachtlichen Zuspruch. Parolen wie "Deutschland schafft sich ab" werden auch in manchen kirchlichen Kontexten mit Sympathie wahrgenommen. Dort wird auch der Vorwurf an die Kirche laut, dass sie sich zu sehr dem Zeitgeist hingebe und zu wenig Theologie treibe. Könnte dieser Vorwurf auf eine andere als die gemeinte Weise wahr sein? „Mehr Theologie wagen“ – die Tagung soll der Versuch sein, sich der Wucht der gesellschaftlichen Radikalität des biblischen Menschenbildes und Gottesverhältnisses neu auszusetzen.

Inhalt

In den letzten Jahren haben sich die politischen Kräfteverhältnisse in Deutschland und Europa verschoben. Eine neue rechte Bewegung mit parlamentarischer Vertretung gewinnt zunehmend an Einfluss. Rechtspopulist*innen berufen sich dabei auch auf das Christentum. Auch in kirchlichen Milieus gibt es Ressentiments oder auch Abwertungen von angeblich Anderen. Die theologische Auseinandersetzung mit diesen Positionen wurde lange nicht geführt, beginnt aber Fahrt aufzunehmen. Diese Impulse wollen wir stärken und „mehr „Theologie wagen".
In Workshops werden Projekte aus dem kirchlichen Raum zur Stärkung von Demokratie vorgestellt, geht es um Erscheinungsformen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wie Antiziganismus und Antisemitismus, um mögliche Ursachen rechtspopulistischer Haltungen oder um die Bedeutung von Genderfragen für die Kritik des Rechtspopulismus.
Doch nicht nur in Deutschland nehmen wir diese demokratiefeindlichen Bewegungen wahr, sondern stärker noch in europäischen Nachbarländern. Deshalb wollen wir den Blick über den deutschen Tellerrand richten. Denn rechtspopulistische Parteien stellen inzwischen in mehreren europäischen Ländern die Regierung. Welche Folgen dies hat, wollen wir mit Politikwissenschaftlern aus zwei betroffenen Ländern, Italien und Ungarn, diskutieren.
Das Forum soll zeitnah zu den Landtagswahlen in drei ostdeutschen Bundesländern Gelegenheit geben für gemeinsames theologisches und politisches Nachdenken und damit einen überregional vernehmbaren Widerspruch zu rechtspopulistischen Positionen setzen. Wir laden Sie herzlich dazu ein, sich auszutauschen, zu informieren, sich gegenseitig zu ermutigen und gemeinsam gute Praxis für Menschenrechte und für Nächstenliebe zu entwickeln.

Programm

Freitag, 04.10.2019
16:00 Begrüßung
Gabriele Wulz, Prälatin, Evangelische Landeskirche in Württemberg

Grußworte:
Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender Diakonie Württemberg, Mitglied des Rats der EKD; Christian Ströbele, Leiter des Fachbereichs Interreligiöser Dialog der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart (angefragt); Prof. Dr. Wolf-Dietrich Hammann, Ministerialdirektor im
Ministerium für Soziales und Integration (angefragt)

17:00 Vortrag: Gender und Evangelikale: Identitätsmarker und Feindbild
Dr. des. Amrei Sander, Universität Leipzig

18:00 Abendessen

19:30 Abendtalk: Nationales Christentum? Die Neue Rechte und die Theologie
Gabriele Wulz, Prälatin der Evangelischen Landeskirche in Württemberg; Dr. Michael Blume, Referatsleiter für nichtchristliche Religionen im Staatsministerium Baden-Württemberg sowie Beauftragter der Landesregierung gegen Antisemitismus; Christhard Wagner, Theologe und Oberkirchenrat, Beauftragter der Evangelischen Kirchen bei Landtag und Landesregierung
in Thüringen
Moderation: Dr. Christian Staffa, Studienleiter Evangelische Akademie zu Berlin

Samstag, 05.10.2019
9:00 Andacht

9:30 Vortrag: Psychologische Faktoren für rechtspopulistische
Tendenzen
Prof. Dr. Heinz Streib, Universität Bielefeld

10:30: Hungary and Italy – the Far Right in Government
Dr. Andrea Mammone, Dozent für Neuere Europäische Geschichte an der Royal Holloway, University of London;
Prof. Dr. András Bozoki, Politikwissenschaftler, Central European University in Budapest;
Moderation: Henning Flad, Projektleitung Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus
Hinweis: Das Gespräch findet auf Englisch ohne Übersetzung statt.

12:00 Mittagessen

13:00-14:15 Workshops Runde 1

14:15-14:30 Pause

14:30-15:45 Workshops Runde 2

15:45-16:00 Pause

WORKSHOPS / INFOSHOPS:

1 "Everyone Loves a Conspiracy" – Struktur, Funktion und
Mechanismen antisemitischer Verschwörungsideologie
Florian Eisheuer, Amadeu-Antonio-Stiftung

2 Christliche Selbstwahrnehmung im Kontext antiziganistischer
Fremdzuschreibungen - Eine praxisbezogene
Einführung
Natalie Reinhardt, Sinti Powerclub e.V.

3 Neue deutsche soziale Frage:
Martin Stammler, Projektleiter im Kompetenzzentrum Demokratie
und Menschenwürde und Dr. Ina Schildbach, Referentin
für das Kompetenzzentrum Demokratie und Menschenwürde

4 Ländlicher Raum und Rechtspopulismus
Benedikt Kellerer & Dominik Kern, Katholische Landjugendbewegung
(KLJB) Bayern und Heinz Joachim Lohmann,
Evangelische Akademie zu Berlin

5 Rechtspopulismus theologisch begegnen im
deutsch-französischen Kontext
Albrecht Knoch, Wirtschafts- und Sozialpfarrer und Jean-Marc Dupeux, Strasbourg, Präsident von «comprendre et s’engager », Pfarrer i.R., ehem. Generalsekretär der CIMADE

6 Kampagne zum Rechtspopulismus im Kirchenbezirk
Ludwigsburg – Chancen und Risiken Dirk Werhahn,
Geschäftsführer und Bildungsreferent Evangelisches Kreisbildungswerk
Ludwigsburg

7 „Gender gibt es bei uns nicht." Geschlecht im evangelikalen
Milieu
Dr. des. Amrei Sander, Universität Leipzig

8 Gewalttraditionen: Christlicher Antisemitismus
Milena Hasselmann, Theologin der Universität Greifswald,
Mitglied im Netzwerk antisemitismus- und rassismuskritische
Religionspädagogik und Theologie (narrt)

9 Rassismus und Antisemitismus in der evangelischen
Jugendarbeit
Nina Schmidt, Beauftragte für die Arbeit mit Jugendlichen im Kirchenkreis Berlin Stadtmitte

10 Die katholische Initiative „Farbe bekennen"
Dr. Joachim Drumm, Ordinariatsrat Diözese Rottenburg-Stuttgart

16:00 Zusammenfassung, Schluss, Reisesegen

16:30 Ende der Veranstaltung

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Leitung

Dr. Christian Staffa

Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche

Telefon (030) 203 55 - 411

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