Stadtexkursion nach Dessau

Exkursion

Stadtexkursion nach Dessau

Tagungsnr.
2006Ex4
Von: 21.10.2006 09:00
Bis: 21.10.2006 17:00
Dessau

Inhalt

Dieses Mal führt uns unsere Exkursion nach Sachsen-Anhalt und wieder einmal ist Dessau das Ziel. Aber nicht das, was einem auf Anhieb zu Dessau einfällt - Bauhaus, Meisterhäuser, Siedlung Törten, Arbeitsamt, Kornhaus an der Elbe, Gartenreich Dessau-Wörlitz, Moses Mendelssohn, Wilhelm Müller, Kurt Weill, Hugo Junkers - soll uns diesmal interessieren. Wir wollen uns mit der Stadtplanung in Dessau seit den Zerstörungen des letzten Krieges beschäftigen, mit Problemen und Perspektiven der Entwicklung einer schrumpfenden Stadt.


l2l3 erstmals urkundlich erwähnt, wurde Dessau 1603 Residenzstadt, in der 2. Hälfte des 18. Jh. zum Mittelpunkt im Dessau-Wörlitzer Kulturkreis und erlangte als Zentrum der deutschen Aufklärung europaweit Bedeutung (Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau, 1740-1817, Initiator des Gartenreichs Dessau-Wörlitz). Mit zunehmender Industrialisierung ab der Mitte des 19. Jh. wandelte sich Dessau zur Industriestadt, wurde 1918 Hauptstadt des damaligen Freistaates Anhalt und gewann mit dem Bauhaus 1925-32 ein Zentrum der Moderne mit weltweiten nachhaltigen Impulsen.

1945 war die Stadt zu 85 % zerstört. Der Wiederaufbau seit 1952 (Aufbaugesetz) bestimmte das Stadtbild. Das Ergebnis ließ sich wie eine Architektur- und Städtebaugeschichte der DDR lesen. Aber auch mit großmaßstäblichen Einzelbauten der l990er Jahre bleibt Dessau eine verletzte Stadt mit großflächigen Brachen und Leerständen und ohne starkes Innenstadtzentrum.

Als ehemals zweitgrößte Stadt im damaligen Bezirk Halle mit über 100.000 Einwohnern, als bedeutendes Verkehrs- und Kulturzentrum und mit metallverarbeitender, chemischer (Wohnstandort), Bau- und Zementindustrie, ist Dessau mit dem Verlust des Industriestadtstatus nach 1990 auf ca. 80.000 Einwohner geschrumpft, die Arbeitslosenzahlen stiegen bis zu 25%. Zitat von Fürst Franz: "Man muß für Arbeit sorgen, darauf kommt alles an!"

Auch neue Impulse für die Stadt, so die Ansiedlung der Hochschule Anhalt, der UNESCO-Weltkulturerbestatus für drei Bereiche und das Umweltbundesamt, verhindern nicht die Wirkung der gravierenden Strukturumbrüche von Deindustrialisierung und demografischem Wandel auf fast alle städtischen Bereiche. Eingebettet in die Dessau-Wörlitzer Kulturlandschaft und das Industrielle Gartenreich muss die Stadt Dessau mit diesen Pfunden wuchern und die Chancen einer schrumpfenden Stadt erkennen und nutzen.


Unter dem Leitmotiv ,,Zukunft hat in Dessau Tradition" wurden im Rahmen von Urban II, einer Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Union, Maßnahmen einer nachhaltigen und innovativen Stadtentwicklung mit kürzer- und längerfristiger Wirkung geplant und in die Wege geleitet.


Wie die Strukturen der Stadt der veränderten wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und demografischen Realität gerecht werden können, ist Arbeitsgegenstand der IBA, der Internationalen Bauausstellung Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010. Mit geeigneten Projekten vor Ort soll eine Schärfung des wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Profils einer Stadt im Sinne von Zukunftsfähigkeit und Identitätsstiftung erreicht werden. Achtzehn Städte sind an der IBA beteiligt, ihre Themen sollen die ganze Vielfalt des Stadtumbaus abbilden. Für Dessau, dem ein starkes Innenstadtzentrum fehlt, kommt ,,konzentrisches Schrumpfen" nicht in Frage. Unter dem Thema „Stadtinseln – urbane Kerne und landschaftliche Zonen“ hat sich die Stadt für ein radikales Umbaukonzept mit drei Schwerpunkten entschieden:

- Zusammenfassung von Abrissen

- Bildung eines großformatigen Landschaftszuges

- Stärkung der verbleibenden urbanen Kerne.

Zielstellungen sind: zusammenhängend erlebbare Grünzüge; durch baulich-räumliche und infrastrukturelle Maßnahmen gestärkte urbane Kerne mit besonderen, für die jeweiligen Stadtquartiere identitätsstiftenden Funktionsbereichen; eine funktionierende vernetzte Stadtstruktur. Dabei wird ein wesentlicher Standortvorteil der Stadt genutzt, die Ressource der angrenzenden Landschaft des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches, ähnlich identitätsprägend wie ihre Geschichte als Industriestadt.


Obwohl unabhängig von der IBA geplant und fertiggestellt, erscheint das Umweltbundesamt als bestes Beispiel für die IBA-Idee: Als Teil der Stadt und Teil der Landschaft verbindet der Komplex bislang isolierte Grüngebiete, gilt als ein Modellprojekt für die Revitalisierung von Industriequartieren (sanierte kontaminierte Flächen, Integration von Bestandsbauten des Dessauer Gasviertels) und Demonstrations-vorhaben für ökologisches Bauen. Der beschwingt heitere Bau mit vielen regenerativen Technologien, den Baustoffen Holz und recyclingfähigem Glas für die Fassaden, einem komplexen Energiekonzept, interaktiv – selbst in der Farbgestaltung - mit einem heterogenen Umfeld soll eine Nutzung im Dienste einer besseren Umwelt zum Ausdruck bringen.



Dr. Rüdiger Sachau

Ev. Akademie zu Berlin


Helga Wetzel

Arbeitskreis Stadtpolitik

Programm

08.53 Uhr an Dessau


09.00 – 11.00 Uhr Stadtentwicklung und Stadtplanung

Stadtrundgang mit Führung


11.30 – 13.00 Uhr Mittagspause


13.00 – 14.30 Uhr Führung im Umweltbundesamt


14.30 – 16.30 Uhr Internationale Bausausstellung Stadtumbau 2010/IBA

Stadtrundgang mit Führung


17.06 Rückreise

Teilen

Leitung

Dr. Rüdiger Sachau

Akademiedirektor

Anmeldung
Newsletter
nach oben

Cookies und Datenschutz

Unsere Webseite nutzt Cookies zur Verbesserung der Bedienung und des Angebots sowie zur Auswertung von Webseitenbesuchen. Einzelheiten über die von uns eingesetzten Cookies und die Möglichkeit diese abzulehnen, finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.