Religionspolitik gemeinsam neu denken
epd-Dokumentation zur Fachtagung

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Religionspolitische Fragen sind in jüngster Zeit mit neuer Dringlichkeit ins Zentrum politischer Debatten gerückt. Zu den Anlässen gehören ein rasanter Anstieg antisemitischer Straftaten, zunehmender antimuslimischer Rassismus, aber auch islamistische Demonstrationen in deutschen Großstädten. Der Begriff „Religionspolitik“ wird dabei nicht selten mit einer interessanten Verschiebung verwendet: Religion ist Angelegenheit der Religionsgemeinschaften, Politik die von Politikerinnen und Politikern. Doch geht es um Religionspolitik, werden Religionen sowie ihre Akteurinnen und Akteure oft zu Objekten des Diskurses – zu „Themen“ oder „Problemen“, die verhandelt werden.
Die epd-Dokumentation Nr. 5/2025 bildet eine Tagung ab, die im März 2024 als Teil des Projekts MuslimDebate 2.0 stattfand. Dieses Projekt der Alhambra Gesellschaft e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine neue Diskussionskultur zwischen muslimischer und nicht-muslimischer Zivilgesellschaft zu schaffen und so ein gemeinsames Nachdenken muslimischer, jüdischer, christlicher und anderer Akteurinnen und Akteure zu gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen zu initiieren. Die Tagung Religionspolitik gemeinsam neu denken wurde in Kooperation mit der Evangelischen Akademie zu Berlin geplant und durchgeführt.
Innerreligiöse Perspektiven einbeziehen
Die Planung der Fachtagung war durch zwei wichtige Anliegen geprägt. Zum einen sollten Religion sowie religiöse Akteurinnen und Akteure nicht zum Thema gemacht, sondern als Sprechende ins Zentrum des Diskurses gestellt werden, um ihre innerreligiösen Perspektiven auf dringende religionspolitische Fragen in die Debatte einzubeziehen. Dabei ging es auch darum, dezidiert theologische Sichtweisen auf religionspolitische Entwicklungen abzubilden. Zugleich sollte das Potenzial der jeweiligen politisch-theologischen Konzepte sichtbar werden, um sie als Ressourcen mit in die religionspolitischen Debatten aufzunehmen.
Das zweite wichtige Anliegen war die interreligiöse Ausrichtung der Tagung. Die Diskussion um Religionspolitik entbrennt heute oft dort, wo Islam sowie Musliminnen und Muslime zum Thema gemacht werden. Dabei betreffen die Fragestellungen auch andere Religionsgemeinschaften und sind damit auch für Judentum und Christentum in Deutschland von hoher Relevanz.
Die Hoffnung war, dass die religiös und konfessionell unterschiedlich geprägten Impulse zu denselben religionspolitischen Fragen auch voneinander profitieren würden: Wo stehen wir vor ähnlichen Herausforderungen und wie unterscheidet sich der Umgang damit? Wo bieten Theologie und religiöse Konzepte Anknüpfungsmöglichkeiten? Bringen uns die verschiedenen Perspektiven und ihr reicher Bestand an Tradition und Theologie neue Anstöße für das gemeinsame Weiterdenken?
Die Tagung begann mit einer Podiumsdiskussion zur Bestandsaufnahme aktueller Herausforderungen und Ansprüche an die Religionspolitik. Der weitere Verlauf gliederte sich in drei Themenblöcke. Jeder davon wurde mit drei Impulsvorträgen eingeleitet und mündete in einer ausgiebigen Diskussionsrunde. Diese Themenblöcke waren überschrieben:
- Religion in der Politik: Warum braucht Politik Religion?
- Politik und Religion: Neudenken der Praxis
- Politik in der Religion: Wieviel Politik verträgt Religion?
Die Tagung und die nun vorliegende Dokumentation dazu können nur ein Anstoß sein: Religionen und ihre Repräsentantinnen und Repräsentanten, Akteurinnen und Akteure sollten nicht nur weiter in die Debatten einbezogen werden. Vielmehr sollten auch die religiösen Prinzipien und theologischen Konzepte, mit denen sie sich beschäftigen, herangezogen und aktiv befragt sowie im Angesicht gegenwärtiger Herausforderungen angewendet werden.
Die epd-Dokumentation Nr. 5/2025 und weitere epd-Dokumentationen zu ausgewählten Veranstaltungen der Akademie können Sie in gedruckter Form beim Evangelischen Pressedienst (epd) bestellen.
Erschienen am 31.01.2025
Aktualisiert am 13.02.2025