Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche als Symbol

Und doch behauptet sie sich...

Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche als Symbol

© Immanuel Giel

Warum hat man die bombenzerstörte preußische Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche nach dem Krieg nicht in ihrer alten Gestalt wiederaufgebaut? Man warb in den 1950er Jahren moderne Entwürfe ein und gab schließlich Egon Eiermann den Auftrag, seinen modernen Kirchenbau zu verwirklichen. Heute hingegen rekonstruiert man das Berliner Schloss und den Turm der Potsdamer Garnisonkirche in ihren barocken Formen.

Die Abkehr von der Rekonstruktion wurde sehr bewusst gewählt, so der Kunsthistoriker Adrian von Buttlar (Professor emeritus an der Technischen Universität Berlin) in seinem Eingangsvortrag zur Tagung. Man wollte sich klar von der kaiserlich-nationalen Gedenkkultur absetzen. Gerade durch ihre Kombination von historistischer Ruine und internationalem Stil wurde die neue Kirche zum starken Symbol für Berlin (West). Der Architekt Egon Eiermann brachte es 1956 auf den Punkt: „Meine neue Kirche könnte in jeder Stadt stehen, aber mit der Turmruine verbunden ist sie ein einmaliges, nur in Berlin mögliches Bauwerk.“

Bis 1989 galt die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche als ein Symbol des freien Westens. Ganz alltäglich war sie damals durch Briefmarken der Bundespost, so Rolf Schieder (Professor für Praktische Theologie an der Humboldt Universität) bei dem von Studienleiterin Dr. Eva Harasta moderierten Abschlusspodium zur Tagung. Nach der friedlichen Revolution verlor die Gedächtniskirche aber an Strahlkraft, würden manche vielleicht feststellen. – Martin Germer, Pfarrer an der Gedächtniskirche, betonte demgegenüber: Der Kirche wuchsen nach 1989 neue Bedeutungen zu, sodass sie heute als ein tiefgründiges Symbol deutscher Geschichte zu betrachten ist. Sie ist ein Mahnmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Die Auseinandersetzung mit Schuld und Täterschaft rückte demgegenüber in den Hintergrund.

Der Ausdruck „nationales Denkmal“ übrigens wurde während der Tagung von verschiedenen Seiten kritisiert. Schließlich neigte sich die Diskussion dem Vorschlag Adrians von Buttlar zu, eher von einem „Denkmal mit nationaler oder deutschlandweiter Bedeutung“ zu sprechen.

Teil der Tagung war auch ein Rundgang durch die verschiedenen Welten der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche: Bilder des Rundgangs finden sie unten in der Bildergalerie.

Eva Harasta, 5. Juli 2018

 

Das Programm der Tagung lässt sich hier nachlesen.

Zum Deutschlandradio-Interview zur Tagung mit Eva Harasta geht es hier.

 

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