Zukunft der Erinnerung

Die Zukunft ist Erinnerung

Beitrag von Christian Staffa in neuer Publikation

Ecclesia und Synagoga

© Sodabottle, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons

Ecclesia und Synagoga (Nachbildung eines Originals vom Straßburger Münster, Standort: Diaspora-Museum Tel Aviv)

„Die schiere Existenz des Judentums war den Kirchen in ihrer Geschichte – und das gilt nicht selten bis heute – eine narzisstische Kränkung“, schreibt Christian Staffa in dem Tagungsband „Die Auseinandersetzung mit der Geschichte ist nie abgeschlossen – 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz“.

Erinnerung soll dem Studienleiter zufolge gerade nicht „Movens von nationaler, religiöser oder kultureller Hegemonie“ sein. Vielmehr gehe es darum, Ernst zu machen „mit der Ebenbildlichkeit Gottes aller Menschen und damit eben mit ihrer prinzipiellen Gleichwertigkeit“. Beim Nachdenken über „Erinnerungskultur(en) der Zukunft“ dränge sich ihm prominent christlicher Antisemitismus auf. Dabei gehe es nicht „einfach nur um die Beziehung zweier Gleichberechtigter“, sondern auch „um die Beziehung von vergangener oder gegenwärtiger Herrschaftsgeschichte“.

Staffa erkennt in diesem Zusammenhang einen „Mechanismus“, der in der langen Geschichte des Christentums immer wieder wirksam geworden sei: „Die Delegation von eigenen Glaubenszweifeln an ‚den Anderen‘, an denen sie dann auch ‚bestraft‘ werden“. Zukunft, so der Antisemitismusbeauftragte der EKD, könne nur dann als friedlichere gelingen, wenn dieser Projektionsmechanismus unterbrochen werde, „durch ein Tun, das das Selbstbild von Idealisierungen befreit und aus dem Gefängnis der Selbstbezogenheit und des Projektionszwanges herausführt“.

Zwar habe die Kirche ihre Position zum Judentum immer wieder neu formuliert, unterstreicht Staffa. Rechenschaft darüber, „warum es in der Kirchengeschichte zu dieser gewaltförmigen Negativsicht auf das Judentum gekommen ist“, sei aber nicht festzustellen. Grund dafür sei der Umstand, dass die kirchlichen Vertreter*innen den beschriebenen Mechanismen „nicht auf die Spur“ kämen.

Am 27. Januar 2020 jährte sich zum 75. Mal die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers durch die Rote Armee. Anlässlich dieses Datums veranstaltete die „Initiative kulturelle Integration“ im vergangenen Januar eine Fachtagung zum Thema "Wie wollen wir in Zukunft an die Shoah erinnern? – Die Auseinandersetzung mit der Geschichte ist nie abgeschlossen". Nun hat das Bündnis aus 28 Organisationen der Zivilgesellschaft, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Medien, Sozialpartner, Länder und kommunalen Spitzenverbände den zugehörigen Tagungsband vorgelegt. „Die Auseinandersetzung mit der Geschichte ist nie abgeschlossen – 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz“, herausgegeben von Doron Kiesel, Natan Sznaider und Olaf Zimmermann, umfasst 224 Seiten. Es ist erhältlich unter http://www.kulturrat-shop.de/epages/79484258.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/79484258/Products/84

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