Ein lebenslanges ‚Nüsse-Knacken‘“

"Ein lebenslanges ‚Nüsse-Knacken‘“

Predigten zu 450 Jahre Heidelberger Katechismus

„Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?“ „Fast unerhört“ persönlich sei die erste Frage des Heidelberger Katechismus, meint Pfarrerin Sabine Beuter. Und Professor Matthias Freudenberg erkennt darin Grund zum Vertrauen, zum Hoffen – und zum Lieben. Die beiden reformierten Theologen predigten Ende Oktober 2013 im Rahmen der Reihe aus Anlass des 450. Jubiläums des Heidelberger Katechismus.

In der ersten Frage des Heidelberger Katechismus sei ausgesprochen, was uns im Innersten bewege, sagte die Pfarrerin Sabine Beuter in ihrer Predigt am 20. Oktober. Die Frage „nimmt mich ernst und eröffnet ein Gespräch auf Augenhöhe“, so die Theologin. Schon in der Tatsache, persönlich angesprochen zu sein, liege Trost. Die Frage spiegle die tiefsten menschlichen Gefühle und Hoffnungen: „Nämlich dass es wenigstens einen Trost geben möge, im Leben und im Sterben. Etwas, das mein Leben hält, zusammenhält, auch wenn ich scheitere“. Doch es ist nicht das eigene Spiegelbild, meint Beuter, das wir erblicken; der Heidelberger Katechismus halte vielmehr einen anderen Spiegel vor: „das Leben und Werk Jesu, Gottes Wort, Verheißung und Bewahrung, die Kraft des Heiligen Geistes“. Dies sei als „neue Perspektive“ zu verstehen: „Ich lerne mich aus einem anderen Blickwinkel neu sehen und kennen, erkenne mich im Gesicht des Menschensohnes, der meine Fragen, Zweifel, ja selbst meine Schmerzen und Gottverlassenheit selbst erfahren hat“. In diesem Spiegel, unterstreicht Beuter, seien immer wieder Fragen zu stellen: „Was hat diese Geschichte mit meinem Leben zu tun, wo kann sie mich befreien, wie kann mir alles zu meiner Seligkeit dienen?“ Ihr Resümee: Dies sei ein „lebenslanges Nüsse-Knacken“ – manchmal hart, manchmal leicht.

Matthias Freudenberg wies in seiner Predigt am 27. Oktober auf die unterschiedlichen Lesarten der ersten Frage des Heidelberger Katechismus hin. Vor dem Hintergrund des letzten Satzes: „Darum macht er mich auch durch seinen Heiligen Geist … von Herzen willig und bereit, ihm forthin zu leben“, könne die erste Frage als „Trostwort“, verstanden werden, aber auch als „Worte gegen den Stillstand im christlichen Leben“. Als Worte, die besagen: „Um Jesu Christi Willen könnt ihr lieben statt hassen zu müssen, könnt ihr wertschätzen statt einander herunterzumachen, könnt ihr willig und bereit sein, im Sinne Jesu Christi zu leben“.
Drei Beobachtungen machte Freudenberg an dieser Erkenntnis fest. Zum einen unterstreicht er: „Dass ein freies und zum Lieben bereitwilliges Leben gelingt, liegt nicht nur an mir selbst, sondern an einer Kraft, die mir wie ein Geschenk zuwächst: an Jesu Christi Geist.“ Zweitens vollziehe sich die Fortsetzung des christlichen Weges in einer Bereitschaft, „die von Herzen kommt“. Ein Glaube, der nur ein bestimmtes Wissen über Gott habe, ohne eine Beziehung zu ihm zu haben, wäre kein wahrer Glaube, sagte Freudenberg. Jesu Geist aber rühre auch das Herz an, damit – zum Beispiel im Blick auf Menschen in Not - herzliche Spontanität und nicht kühle Berechnung christliches Handeln leite.
Jesus Christus „forthin zu leben“, so der Theologe weiter, bedeute schließlich drittens auch, „wegzukommen vom egomaischen Kreisen um sich selbst und zu einem Leben zu gelangen, das den anderen in den Blick nimmt“. Um den christlichen Weg in diesem Sinne fortzusetzen bedürfe es zweier Hilfsmittel: der Gemeinde und dem Gebet. „Die Gemeinde macht mich stark und gibt mir den langen Atem, mich gemeinsam mit anderen an Gott zu freuen“. Mit der Gemeinde werde der christliche Weg „begehbar und bunt“. Das Gebet indes helfe, mit Gott im Gespräch zu bleiben. Beide Kraftquellen seien wichtig, „damit ihr auf eurem christlichen Weg nicht ermattet“.

 

 

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