Partner und Konkurrenten

Tagung

Partner und Konkurrenten

Deutschland und Polen ein Jahr nach der Erweiterung der EU

Tagungsnr.
2005TG21
Von: 03.06.2005 17:00
Bis: 04.06.2005 21:30
Ev. Bildungsstätte auf Schwanenwerder

Inhalt

Der Vollzug der „Osterweiterung” hat das in den 90er Jahren für die deutsch-polnischen Beziehungen dominierende Paradigma einer „Interessengemeinschaft” – Deutschland als Anwalt Polens bei der Integration in die westlichen Institutionen NATO und EU – obsolet werden lassen. Besonders seit dem Irakkrieg zeigte sich, dass die außenpolitischen Leitlinien und strategischen Optionen in Polen und Deutschland eher wieder divergieren als konvergieren. Hat die EU-Erweiterung diesen Entfremdungsprozess gestoppt?


Ein Jahr nach dem Beitritt Polens zur Europäischen Union wollen wir eine Zwischenbilanz ziehen. Ein erster Eindruck besagt, dass die EU für Polen eine Erfolgsstory ist. Das Land hat in vielen Bereichen profitiert. Außenpolitisch hat Polen durch sein vorbildliches Krisenmanagement in der Ukraine Respekt und Statur gewonnen. Das Referendum über die EU-Verfassung scheint – anders als in Frankreich – kaum noch in Gefahr.


Dagegen hat Deutschland, traditionell gemeinsam mit Frankreich eine europapolitische Triebkraft, diese Rolle weitgehend eingebüßt. Der Stabilitätspakt wurde zu Grabe getragen, der Lissabon-Prozess klammheimlich abgeschrieben, die Dienstleistungsfreiheit auf die lange Bank geschoben. Gegenüber den neuen EU-Ländern setzt sich erneut eine Politik der Abschottung durch.

Somit ergibt sich anno 2005 ein paradoxes Bild: Von Deutschland mit seiner immer noch überlegenen Wirtschaftsleistung gehen kaum noch Impulse für die europäische Einigung aus. Eine ängstliche Abwehrhaltung setzt sich mehr und mehr durch. In Polen dagegen entwickelt sich nach einer Phase der Unsicherheit eine Dynamik der Zuversicht. Zudem ist zu erwarten, dass nach dem Tode von Johannes Paul II. eine Besinnung auf dessen geistiges Erbe einsetzt und sich die Überzeugung festigt, dass er mit seinem beharrlichen Eintreten für Europa recht hatte.


Die sich aus der Analyse ergebenden Fragenkomplexe werden wir im zweiten Teil der Tagung diskutieren: Welche Interessen leiten die polnische und die deutsche Europa-Politik? Wie gehen wir – auf beiden Seiten – mit der innenpolitischen Instrumentalisierung außen- und europapolitischer Themen um? Sind Deutschland und Polen fähig, eine gemeinsame Ostpolitik (besonders gegenüber der Ukraine) zu entwickeln? Lassen sich unterschiedliche Vorstellungen für das gemeinsame Europa miteinander in Einklang bringen? Schließlich: Welche langfristige Orientierung für die Europapolitik können wir – auch in Deutschland – aus dem geistigen Erbe von Johannes Paul II. gewinnen?


Dazu laden wir Sie herzlich ein.


Ludwig Mehlhorn

Evangelische Akademie zu Berlin


Programm

Freitag, den 3. Juni 2005


17.00 Uhr Anmeldung

18.00 Uhr Abendessen

19.45 Uhr Die Erweiterung der Europäischen Union – das Ende der Interessengemeinschaft?

Ein Rückblick auf die Beziehungsgeschichte der 90er Jahre

Prof. Dr. Marek Zybura, Universität Breslau


Samstag, den 4. Juni 2005

ab 7.30 Uhr Frühstück


9.30 Uhr Polen in der Europäischen Union

Eine Zwischenbilanz ein Jahr nach der Erweiterung

Marzenna Guz-Vetter, EU-Kommission in Polen, Leiterin der politischen Abteilung


Kommentar: Przemyslaw Konopka, Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung


11.00 Uhr Kaffeepause


11.30 Uhr Außenpolitik auf dem Prüfstand – wie verlässlich sind wir?

Eine wechselseitige Kritik

Dr. Piotr Buras, Willy-Brandt-Zentrum der Universität Breslau


Kommentar:

Ulrike Kind, Referentin für internationale Beziehungen der Evangelischen Studentengemeinde, Berlin


13.00 Uhr Mittagessen


15.00 Uhr Die Ukraine – ein neuer Partner in Europa

Eine Aufgabe für Polen und Deutschland bei der Entwicklung einer Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik?

Kai-Olaf Lang, Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin

Kommentar:

Peter Hilkes, Büro forumNET.Ukraine der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde e.V., Berlin


16.30 Uhr Kaffeepause


17.00 Uhr„Europa muss mit zwei Lungen atmen”


Zum Umgang mit dem Erbe von Johannes Paul II. in Polen und Deutschland Wojciech PiÍciak

Tygodnik Powszechny Krakau

Winfried Lipscher, Theologe und Übersetzer, Berlin


19.00 Uhr Abendessen


20.30 Uhr „Römisches Tryptichon”

Winfried Lipscher liest aus seinen Übersetzungen der Dichtung von Karol Woyty≥a


Sonntag, 5. Juni 2005

ab 7.30 Uhr Frühstück


9.30 Uhr Morgenandacht


10.30 Uhr Polnische und deutsche Vorstellungen über die Zukunft Europas

Dr. Marek Cichocki, Europa-Zentrum Natolin bei Warschau

Joscha Schmierer, Planungsstab des Auswärtigen Amtes

Dr. Angelica Schwall-Düren, MdB, Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft

Bundesverband e.V.


12.30 Uhr Mittagessen und Ende der Tagung

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Leitung

Ludwig Mehlhorn

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