Wellness verspricht Wohlbefinden und danach sehnen sich viele Menschen. Je unangenehmer sie die eigene Lebenssituation empfinden und je weniger paradiesisch der Alltag ist, um so größer der Wunsch nach Gelegenheiten und Bereichen, in denen man sich wenigstens stundenweise entspannen und wohlfühlen kann. Je komplexer die Probleme des Privat- und des Arbeitslebens sind, um so größer ist das Bedürfnis nach einfachen, schnellen Lösungen. Nach dem Motto: „Weil ich es mir wert bin“ gaukeln uns Wellnessangebote vor, wir könnten uns selbst immer wieder neu und besser erschaffen, alleine und aus eigener Kraft. Die Wellnesskultur wirbt und arbeitet mit Praktiken, die teilweise ihren Ursprung in der Spiritualität fernöstlicher, auch polytheistischer Religionen haben. Sie trägt Züge einer Gesundheitsreligion. Wie diese in Beziehung steht zu christlich- jüdischen Traditionen der Pflege der Ganzheitlichkeit des Menschen, seinem Heil und Wohl, als Geschöpf in Beziehung zu Mitgeschöpfen und dem Schöpfer, soll thematisiert werden. Es geht nicht darum, die Freude an der eigenen Körperlichkeit und den Wunsch nach umfassendem Wohlbefinden zu diskreditieren, sondern um die Reflektion möglicher religiöser Komponenten bei der Befriedigung von Bedürfnissen durch scheinbar nur sportliche, gesundheitsfördernde Wellnessangebote. Ob christliche Tradition berechtigter Weise und besonders von Frauen verdächtigt wird, mit einer dualistischen Aufspaltung von Körper und Geist dem Wunsch nach Wertschätzung und besonderer Pflege des Körpers entgegen zu stehen, soll geprüft werden und es soll nach einer Theologie gefragt werden, die das Charisma des Heilens nicht scheut und die Herausforderung zur Scheidung der Geister in aktuellen Bezügen annimmt.
Die Tagung will nicht nur den Intellekt ansprechen, sondern auch die Körper bewegen.
Dr. Erika Godel
Evangelische Akademie zu Berlin
Prof. Dr. Ulrich Dehn
Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen
Freitag, 19. August 2005
17.00 Uhr Anmeldung
18.00 Uhr Abendessen
19.00 Uhr Begrüßung und Einführung
19.15 Uhr „Wellness, Wellness allenthalben...“
Über die Ursachen der Karriere eines Zauberworts
PD Dr. Michael Nüchtern, Oberkirchenrat, Karlsruhe
Ende gegen 21.00 Uhr
Samstag, 20. August 2005
8.00 Uhr Frühstück (für Übernachtungsgäste)
9.00 Uhr Kinomichi –
Synthese asiatischer Bewegungskunst und europäischer Körperarbeit
Innere Transformation durch Bewegung
Andreas Lange-Böhm, Facharzt für Allgemeinmedizin und Kinomichilehrer, Berlin
11.00 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr Der Mensch im Entwurf
Grundgedanken theologischer Anthropologie
Prof. Dr. Johannes von Lüpke, Kirchliche Hochschule, Wuppertal
12.30 Uhr Mittagessen
14.30 Uhr Kaffeepause
15.00 Uhr Spüren, Erleben und Geschehenlassen
Körperarbeit nach Elsa Gindler und Frieda Goralweski
Leonore Quest, Atem- und Bewegungspädagogin, Berlin
18.00 Uhr Abendessen
19.30 Uhr „… und den Menschen ein Wohlgefallen“ oder Leibfeindlichkeit?
Dr. Elisabeth Moltmann-Wendel, Theologin und Autorin, Tübingen
Für die Körperarbeit bitte legere Kleidung und Socken mitbringen!
Sonntag, 21. August 2005
8.00 Uhr Frühstück (für Übernachtungsgäste)
9.15 Uhr Gottesdienst
Pfrn. Angelika Obert, Rundfunkbeauftragte der EKBO
10.15 Uhr Kaffeepause
10.30 Uhr Tagungskommentar und Abschlussgespräch
Matthias Schwarz, Leiter des „Haus der Stille“, Berlin
12.30 Uhr Mittagessen und Ende der Tagung