Zeit ist in modernen Gesellschaften ein knappes Gut. Stress, Hektik und Beschleunigung sind Schlagwörter, die wichtige Merkmale des gesellschaftlichen und auch des individuellen Lebens charakterisieren. Die zeitlichen Anforderungen, die sich aus verschiedenen Lebensbereichen stellen, sind dabei hoch: Zeit für den Beruf – längere Wochenarbeitszeiten sind wieder ganz aktuell –, Zeit für die Familie, Zeit für Hobbys, für soziales Engagement, für Informationsgewinnung ganz unterschiedlicher Art, für die Organisation des komplexer werdenden Alltags. Neben dem Arbeitsmarkt und neben der Privatsphäre gibt es eine gesellschaftliche Erwartung an die Menschen, dass sie ihre Zeit auch für Engagement für andere nutzen, sei es als Nachbarschaftshilfe, als Ehrenamt oder in anderen Formen.
Die Abstimmung dieser Zeiten ist ein immer schwieriger werdendes Unterfangen, das nicht allein durch individuelles Zeitmanagement geleistet werden kann.
Andererseits gibt es den Gegenpol zu Eile und Hektik. Langeweile oder das Gefühl, Zeit nicht sinnvoll für sich oder andere nutzen zu können, bestimmt gleichfalls das Lebensgefühl vieler Menschen.
Notwendig ist daher eine Analyse der zeitlichen Anforderungen und Zeitverwendungen in der Gesellschaft: In welchen Bereichen gibt es welche Überforderungen und Zeitknappheit, wo gibt es Unterforderungen und ungewollten oder intendierten Zeitwohlstand? Der erste Teil der Tagung wird sich mit dieser Analyse beschäftigen.
Geht man davon aus, dass nicht von einer optimalen Zeitgestaltung in der heutigen Gesellschaft gesprochen werden kann, so ist nach Möglichkeiten zu fragen, die Situation zu verbessern. Es geht folglich gezielt um Möglichkeiten der politischen Gestaltung, mit anderen Worten um Zeit-Verbraucherpolitik. Im zweiten Teil der Tagung werden Perspektiven auf individueller Ebene als Perspektiven von „Zeitverbrauchern“ vorgestellt und in der Diskussion mit Expertinnen und Experten weiterentwickelt.
Zusätzlich gibt es in diesem Teil der Tagung Beiträge dazu, wie eine solche Berichterstattung praktisch und methodisch durchgeführt werden könnte und zu der Frage, wie sich ein Zeitbeirat als Institution in die politische Landschaft einfügen kann.
Wir laden Sie ein, am 2. und 3. September diese Themen mit uns auf Schwanenwerder zu diskutieren.
Dr. Michael Hartmann, Evangelische Akademie zu Berlin
Dr. Jürgen P. Rinderspacher, Sozialwissenschaftliches Institut der EKD
Freitag, 2. September 2005
13.30 Uhr Anmeldung
14.00 Uhr Kaffeeempfang
14.30 Uhr Begrüßung, Einführung
Dr. Michael Hartmann, Evangelische Akademie zu Berlin
14.45 Uhr Die BürgerInnen zwischen Über- und Unterforderung
Prof. Dr. Rolf G. Heinze, Ruhr-Universität Bochum
Moderation: Dr. Michael Hartmann
15.45 Uhr Diskussion
16.15 Uhr Kaffeepause
16.45 Uhr Die BürgerInnen zwischen Über- und Unterforderung
Dr. Jürgen P. Rinderspacher, Sozialwissenschaftliches Institut (SI) der EKD, Hannover
Moderation: Dr. Michael Hartmann
17.30 Uhr Dimensionen zeitlicher Überforderung
Prof. Dr. Eckart Hildebrandt, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
Moderation: Dr. Michael Hartmann
Anschl. Diskussion
18.45 Uhr Abendessen
20.00 Uhr Fallbeispiele Bürgergesellschaftliche Vereine:
Bericht über Engagementformen – Präferenzen und Restriktionen
Bettina Pietzker, Sprecherin des Fördervereins der Schule am Königsgraben in Berlin Lankwitz
Moderation: Dr. Jürgen P. Rinderspacher
anschl. Gespräche im Clubraum
Ende gegen 22.00 Uhr
Samstag, 3. September 2005
9.00 Uhr Morgenandacht
9.30 Uhr Einbindung in die Gesellschaft: Arbeit, Vergnügen oder Stress?
Jun.-Prof. Dr. Nicole Burzan, Institut für Soziologie, Fernuniversität Hagen
Moderation: Dr. Jürgen P. Rinderspacher
10.30 Uhr Kaffeepause
11.00 Uhr Das Individuum als Zeit(ver)braucher
Prof. Dr. Gerhard Scherhorn, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie
Moderation: Dr. Jürgen P. Rinderspacher
12.00 Uhr Wege zur Berichterstattung über die zeitliche Lage der Nation
(Konzept, methodische Umsetzung und Datenbasis)
Dipl.-Soz. Nadine M. Schöneck, Fernuniversität Hagen
Moderation: Dr. Michael Hartmann
13.00 Uhr Mittagessen
14.30 Uhr Zeitverbraucherpolitik: Der Zeitbeirat
Herleitung, Konzept, Verortung
Dr. Jürgen P. Rinderspacher, Sozialwissenschaftliches Institut (SI) der EKD, Hannover
Moderation: Jun.-Prof. Dr. Nicole Burzan
14.45 Uhr Resümee und Kommentar:
Ein Zeitbeirat als Institution in der politischen Landschaft
Dr. Michael Hartmann, Evangelische Akademie zu Berlin
Moderation: Jun.-Prof. Dr. Nicole Burzan
Ende der Tagung ca. 16.30 Uhr