Die ukrainische Revolution in Orange hat große Erwartungen geweckt – in der Ukraine selbst, aber auch im Westen Europas. Hunderttausende forderten in Formen eines gewaltfreien, zivilen Wider-stands die Annullierung gefälschter Wahlen. Die dabei zu beobachtende Mischung aus politischer Debatte und kultureller Aktivität, das organische Ineinander von Protestdemonstration, Volksfest, Rockkonzert und Gottesdienst, der Phantasiereichtum und die Solidarität untereinander, die Beteili-gung von Menschen aller Generationen und Schichten – das alles erinnert an die bewegenden Mo-mente der Befreiungskämpfe in Ostmitteleuropa 1989. Am Ende war der Weg zu demokratischen Präsidentschaftswahlen frei.
Damit haben sich die Chancen für eine demokratische Perspektive im östlichen, außerhalb der EU liegenden Teil Europas erheblich verbessert. Die Ukraine kann nunmehr selbstbestimmt ihren eige-nen Weg gehen. Deutschland und die Europäische Union müssen sich auf diese neue Situation ein-stellen und der Ukraine mehr anbieten als die bisherige Zusammenarbeit im Rahmen der alten Nachbarschaftspolitik. Aber auch die Zivilgesellschaften des Westens müssen sich öffnen und den ukrainischen „Weg nach Europa“ unterstützen – im eigenen Interesse.
Zwei Fragen sollen im Mittelpunkt der Diskussion stehen. Die erste geht um Deutung und Interpre-tation der Ereignisse. Was bedeutet der demokratische Aufbruch, der vor allem für die akademische Jugend ein Generationenereignis wurde, für die Ukraine selbst? Die zweite Frage richtet sich an uns alle im Westen. Wie müssen wir in Deutschland und Europa darauf antworten, in der Politik, aber auch auf den Ebenen von Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft, nicht zuletzt in den Kirchen?
Als Gesprächspartner konnten wir für diesen Abend gewinnen:
Katrin Göring-Eckardt, MdB, Fraktionsvorsitzende B90/Die Grünen
Dr. Gerhard Gnauck, Warschauer Korrespondent der Zeitung DIE WELT
Peter Hilkes, Ukrainist, Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde
Myroslav Marynowitsch, Vizerektor der Katholischen Universität in Lemberg
Prof. Dr. Bohdan A. Osadczuk-Korab, Historiker und Publizist
Moderation: Ludwig Mehlhorn
Ludwig Mehlhorn
Studienleiter