Spätestens seit der intensiven öffentlichen Klimadiskussion der vergangenen Monate und den Beschlüssen des Europäischen Rates Ende März und des G8-Gipfels Mitte Juni in Heiligendamm ist die Frage nach einer ökologisch nachhaltigen Wirtschaftsweise dort angekommen, wo sie hingehört: im Zentrum der internationalen Politikdebatte. Deutschland und Russland spielen dabei – auf jeweils eigene Weise – eine wichtige Rolle. Der schwergewichtige Wirtschaftsriese Deutschland beansprucht gemeinsam mit seinen EU-Partnerländern eine politische Vorreiterrolle im Klimaschutz, auch wenn die Erfolge bisher hinter dem Anspruch zurückbleiben und der Energieverbrauch vorerst weiter ansteigt. Russland ist weltweit eines der Länder mit dem höchsten Energieverbrauch und einer der größten Exporteure von Erdöl und Erdgas. Zwei der zehn schmutzigsten Städte der Welt liegen laut einer Studie des Blacksmith Instituts in Russland. Das Energiesparpotential bei der Modernisierung der veralteten russischen Industrieanlagen und Wohnungen ist enorm.
Während der 12. Deutsch-Russischen Herbstgespräche wollen wir – auch im Blick auf die bevorstehenden Wahlen in Russland – untersuchen, welche politischen und gesellschaftlichen Kräfte in beiden Ländern Motoren der notwendigen ökologischen Wende sein können und wer an den Bremshebeln sitzt. Welchen Rang haben Umweltfragen im gesellschaftlichen Bewusstsein und bei den politischen Eliten? Welche Potenziale erfolgreicher Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland gibt es? Diese und andere Fragen werden politische, zivilgesellschaftliche und wirtschaftliche Akteure aus beiden Ländern miteinander und mit dem Publikum diskutieren.
Dazu laden wir herzlich ein.
Dr. Azra Dzajic-Weber, Heinrich-Böll-Stiftung
Ludwig Mehlhorn, Evangelische Akademie zu Berlin
Stefan Melle, Deutsch-Russischer Austausch e.V.
Freitag, 26. Oktober
15.00 – 15.30 Begrüßung und Einführung
15.30 – 17.00 Gräben und Brücken auf dem Weg zur ‚Grünen Marktwirtschaft’
Zum Verhältnis von Ökologie und Wirtschaft
Jürgen Keinhorst, Russland-Referent im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Swjatoslaw Sabelin, Internationale Sozialökologische Union, Moskau
Tobias Münchmeyer, stellv. Leiter des politischen Büros von Greenpeace Deutschland
Renat Perelet, Russische Ökologische Akademie, Institut für Systemanalyse RAN
Moderation: Barbara Kerneck
17.30 – 19.00 Klimaschutz und Wirtschaft – von der Zumutung zur Chance?
Vor der Klimakonferenz von Bali
Dr. Felix Matthes, Koordinator Energie und Klimaschutz, Öko-Institut e.V., Berlin
Prof. Dr. Claus Hipp, Geschäftsführender Gesellschafter, Hipp GmbH, Pfaffenhofen, und Präsident des Verbandes der Deutschen Wirtschaft in der Russischen Föderation
Maxim Titow, Teamleiter, Nordwestregion, Department für Mittel- und Osteuropa, IFC – Russia Sustainable Energy Finance Program der Weltbank
Igor Podgorny, Greenpeace Russland
Moderation: Dr. Alexander Kekulé, Kolumnist Tagesspiegel
Anschließend Empfang der Stiftung Deutsch-Russischer Austausch
und Buffet der Evangelischen Akademie zu Berlin
Samstag 27. Oktober
09.30 – 10.45 Impulsreferate zu den Arbeitsgruppen
Die vier Referent/innen der Arbeitsgruppen stellen im Plenum ihre Thesen vor
11.00 – 12.15 Arbeitsgruppen
Arbeitsgruppe 1:
Energieeffizienz im Wohnsektor
Olga Podosjonowa, Ecodefense, Jekaterinburg
Rainer Linke, Geschäftsführer, Russicon Korolev GmbH, Bonn/ Moskau
Moderation: Knut Höller, Initiative Wohnungswirtschaft Osteuropa e.V.
Arbeitsgruppe 2:
Rohstoff Biomasse und Forstwirtschaft
Alexander Maximow, Leiter der nationalen Bioenergieagentur und
Direktor des Wissenschaftszentrums „Agroekoprognoz“
Joachim Schnurr, GFA Envest GmbH, Hamburg
Moderation: Robert Sperfeld, Deutsch-Russischer Austausch e.V.
12.45 – 14.30 Perspektiven der Zusammenarbeit in der Umweltpolitik
Bestehende und zukünftige Gemeinschaftsprojekte
Jewgenij Schwarz, WWF, Moskau
Wolf von Osten, Internationales Transferzentrum für Umwelttechnik Leipzig
Grigorij Pasko, Umweltjournalist
Michael Harms, Delegierter der Deutschen Wirtschaft in der Russischen Föderation (AHK)
Moderation: Tobias Münchmeyer
Anschließend: Mittagessen und Ende der Tagung