Vorrang für Gewaltfreiheit

Tagung

Vorrang für Gewaltfreiheit

Kirche als Akteurin für Krisenprävention und Konfliktbearbeitung

Tagungsnr.
2007TG46
Von: 23.11.2007 10:00
Bis: 23.11.2007 17:00
Französische Friedrichstadtkirche

Inhalt

Die evangelische Kirche setzt sich für den Vorrang gewaltfreier Mittel zur Prävention und akuten Konfliktbearbeitung in Krisengebieten ein. Im öffentlichen Bewusstsein und in der politischen Praxis wird jedoch zunehmend auf militärische „Lösungen“ gesetzt. Kirchliche Akteure sind zum Austausch darüber eingeladen, was im Bereich der Kirche an konkreter Arbeit in ziviler, gewaltfreier Konfliktbearbeitung bereits geschieht, wie diese weiterentwickelt werden und stärker zur Geltung kommen kann und welche Erwartungen an die Politik bestehen.

Im Rahmen eines Projektes der „Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden“ wird ein Grundlagenpapier sowie ein Policypapier erarbeitet. Die Entwürfe dieser Papiere werden bei der Konsultation zur Diskussion gestellt. Die fertigen Texte sollen Grundlage weiterer Gespräche mit der Politik sowie mit ökumenischen Partnern sein.


Evangelische Akademie zu Berlin

Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF)

unterstützt von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), dem Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) und der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR)

Programm

10.00 Uhr Begrüßung

Ulrike Poppe, Evangelische Akademie zu Berlin

Horst Scheffler, Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden


10.10 Uhr Ziel des Projektes und Vorstellung des Grundlagenpapiers „Vorrangige Option Gewaltfreiheit“

Jan Gildemeister, Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden

Hagen Berndt, Trainer und Berater für gewaltfreie Konflikttransformation


10.30 Uhr Kommentar aus kirchlicher Sicht

Präses Nikolaus Schneider, Präses der Ev. Kirche im Rheinland, Mitglied im Rat der EKD


11.00 Uhr Praxis des Vorrangs für Gewaltfreiheit in den kirchlichen Werken und Diensten und Reaktion auf die Empfehlungen des Papiers bei den jeweiligen Akteuren

Wilfried Steen, Mitglied im Vorstand des Evangelischen Entwicklungsdienstes;

Shecku Kawusu Mansaray, Executive Secretary, Sierra Leone Adult Education Association (SLADEA), Freetown, Sierra Leone;

Cornelia Füllkrug-Weitzel, Direktorin für Ökumenische Diakonie im Diakonischen Werk der EKD mit den Hilfsaktionen Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe und Hoffnung für Osteuropa;

Ulrike Schmidt-Hesse, Leiterin der Abteilung „Mission und Partnerschaft“ im Evangelischen Missionswerk in Südwestdeutschland;

Dr. Gisela Kurth, stellv. Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden

Moderation: Horst Scheffler, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden


12.30 Uhr Mittagessen (s.u.)


14.00 Uhr Anforderungen an kirchliche Arbeit im Bereich der zivilen, gewaltfreien Konfliktbearbeitung

OKR Antje Heider-Rottwilm, Leiterin der Abteilung "Europa" im Kirchenamt der EKD


14.30 Uhr Arbeitsgruppen


AG 1: Kirche als Akteur und Anwalt der Zivilen Konfliktbearbeitung

Die evangelischen Kirchen in Deutschland haben relevante Ressourcen im Feld der zivilen Konfliktbearbeitung. Es gibt bisher jedoch wenig fachlichen Austausch zwischen kirchlichen Werken, Friedensdiensten, ökumenischer Basisarbeit sowie kirchlichen Stellen und Leitungen. Austausch und Zusammenarbeit sind nötig und bedürfen angemessener Strukturen.

Leitfragen:

Wie können die Zusammenarbeit und der Austausch innerhalb der Kirchen (verfasste Kirche und ihre Werke, christliche Friedensdienste) im Feld der gewaltfreien Konflikttransformation ausgebaut werden?

Wie ist eine strukturelle Verankerung mit angemessenen Ressourcen in der geplanten Konferenz für Friedensarbeit in der EKD möglich?

Durch die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU werden für die Konflikttransformation relevante Themen zunehmend auf EU-Ebene bearbeitet. Ist ein Politikberatungsprozess auf europäischer Ebene als gemeinsames Projekt möglich und sinnvoll?

Wie kann ein Dialog zwischen Kirche und Politik auch in Bezug auf Krisen im Ausland etabliert werden? Welche Ressourcen brauchen die Kirchen dafür?

Impulsreferat:

OKR Dr. h. c. Volker Faigle, Theologischer Referent des Bevollmächtigten des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union

Moderation: Ulrike Poppe, Evangelische Akademie zu Berlin


AG 2: Ökumenischer Dialog zur Zivilen Konflikttransformation mit Partnern im Süden und Osten

Eine besondere Chance des Friedensengagements der Kirche besteht in ihren ökumenischen Kontakten. Sie sollten dafür genutzt werden, der gewaltfreien Konflikttransformation zu ihrem Vorrang zu verhelfen.

Leitfragen:

Wie kann ein gemeinsamer Lernprozess über die Rolle der Kirche beim Ausbau Ziviler Konfliktbearbeitung mit den Partnern im Süden, aber auch im Osten (Osteuropa) gefördert und politikwirksam gemacht werden?

Wie können Partner in Konfliktregionen durch die Kirche gestärkt werden, gewaltfreie und zivile Methoden anzuwenden?

Wie können Basiskontakte zwischen Gemeinden und Initiativen sowie mit ökumenischen Partnern weiter ausgebaut werden?

Wie kann der Prozess zur Vorbereitung der Friedenskonvokation 2011 des Ökumenischen Rates der Kirchen zur Stärkung von ziviler Konfliktbearbeitung genutzt werden?

Impulsreferat:

OKR Antje Heider-Rottwilm, Leiterin der Abteilung "Europa" im Kirchenamt der EKD

Moderation: Hagen Berndt, Trainer und Berater für gewaltfreie Konflikttransformation


AG 3: Erwartungen und Forderungen an die Politik zur Stärkung der zivilen Option

Über den Vorrang ziviler Mittel zur Konfliktbearbeitung gibt es in unserer Gesellschaft einen breiten Konsens. Ebenso wird kaum in Frage gestellt, dass sich durch rechtzeitige präventive Maßnahmen und ausreichende zivile Ressourcen militärische Einsätze oft vermeiden ließen. Aber immer noch steht militärische Stärke im Vordergrund des sicherheitspolitischen Denkens. Obwohl der Einsatz von Militär als „letztes“ Mittel deklariert wird, scheint zunehmend militärische Gewalt das einzige Mittel zu sein, mit dem auf Krisen reagiert wird. Das Militär wird für viele Interventionen in Anspruch genommen, selbst für Aufgaben, für die es nicht ausgebildet und vorbereitet ist.

Leitfragen:

Wie können wir zu einer Stärkung der zivilen Mittel gelangen, ohne dass die politische Debatte immer wieder in der Rechtfertigung militärischer Einsätze als „ultima ratio“ mündet?

Wie können wir mit Blick auf nachhaltige Regelungen für Frieden und Menschenrechte den Vorrang für zivile Methoden politisch und strategisch erreichen?

Welche konkreten Forderungen sind an die Berliner und Brüsseler Politik zu stellen?

Impulsreferat:

Horst Scheffler, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden

Moderation: Jan Gildemeister, Geschäftsführer der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden


AG 4: Grenzen von Interventionen

Erfahrungsgemäß sind sowohl zivile als auch militärische Interventionen nicht immer sinnvoll und nicht immer erfolgreich. Manchmal werden durch Interventionen die Konflikte sogar noch verschärft. Kriterien und Instrumente zur Beurteilung einer Konfliktsituation und zur Abwägung möglicher Interventionen brauchen kontinuierliche Reflexion und praxisorientierte Aktualisierung.

Leitfragen:

Woran werden Erfolge und Misserfolge ziviler Konfliktbearbeitung gemessen und wie werden Erfahrungen für die Weiterentwicklung von Methoden genutzt? Was brauchen wir an weiterer konzeptioneller Arbeit?

Wie kommen wir zu einer nüchternen und sachgemäßen Beurteilung der Erfolgschancen von Interventionen in Konfliktgebieten? Wie können wir die Grenzen unserer Einflussmöglichkeiten erkennen?

Welche Rolle spielen lokale Akteure bei der Bewältigung von Krisen und wie können sie gestärkt werden?

Wie können Evaluationskriterien für militärische und zivile Einsätze entwickelt und angewandt werden? Können Prinzipien und Methoden wie „do no harm“ auch für militärische Einsätze gelten?

Können Aufwand und Nutzen von zivilen und militärischen Mitteln verglichen werden?

Impulsreferat:

Shecku Kawusu Mansaray, Executive Secretary, Sierra Leone Adult Education Association (SLADEA), Freetown, Sierra Leone

Moderation: Jochen Neumann, Geschäftsführer der Kurve Wustrow, Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion

(Diese Arbeitgruppe findet in englischer Sprache statt.)


16.00 Uhr PLENUM

Berichte und Diskussion mit BerichterstatterInnen aus den Arbeitsgruppen

Schlussworte/Zusammenfassungen/Tagungsfeedback/Vereinbarungen

Moderation: Mechthild Gunkel, Beauftragte für Friedensarbeit der Evangelischen Kirche Hessen- Nassau

Schlusswort: Bernd Rieche, Koordinator des Projekts „Vorrangige Option Gewaltfreiheit“, AGDF


17.00 Uhr Ende der Konsultation

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Leitung

Ulrike Poppe

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