Von den über elf Millionen deutschen oder deutschstämmigen Flüchtlingen und Vertriebenen infolge des Zweiten Weltkrieges lebten 1950 etwa 4,3 Millionen in der DDR: offiziell als „Umsiedler“ bezeichnet. Aber die Deutschen aus Ostpreußen, Schlesien oder Böhmen waren nicht mit Hab und Gut umgesiedelt, sondern oft ohne das Nötigste geflohen, waren verjagt oder in Güterzügen deportiert worden.
Anders als in der Bundesrepublik gehörten in der DDR Flucht und Vertreibung zu den tabuisierten Themen. Interessengemeinschaften und Vereinigungen zur Pflege der Heimatkultur standen per se unter Revanchismusverdacht und waren verboten. Bis in die frühen 50er Jahre gab es in der SBZ bzw. DDR ein sozialpolitisch ausgerichtetes „Umsiedlergesetz“, um die größte Not zu lindern. Nach 1953 wurde der Sonderstatus für „Umsiedler“ im Sozialrecht abgeschafft, sie galten als vollständig integriert.
Doch wie sah diese Integration aus? Welche Bedingungen fanden die Umsiedler in diesem zerstörten und nach sowjetischem Vorbild regierten Land vor? Wie sind die Einheimischen ihnen begegnet? Wie kamen die Vertriebenen mit der öffentlichen Ignoranz gegenüber ihrem Schicksal zurecht? Warum nahm der Staatssicherheitsdienst sie auf besondere Weise ins Visier?
Wir laden Sie herzlich ein, diese Fragen zusammen mit Expertinnen und Experten auf unserer Abendveranstaltung zu diskutieren.
Dr. Gabriele Camphausen
Fachbereichsleiterin bei der Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen
Ulrike Poppe
Studienleiterin an der Evangelischen Akademie zu Berlin
Dienstag, den 5. Juni 2007
18.15 Uhr Anmeldung
19.00 Uhr Begrüßung und Einführung
Ulrike Poppe
Dr. Gabriele Camphausen
19.20 Uhr Sequenzen aus dem Film
„Umsiedler. Versuch eines filmischen Protokolls“
von Thomas Grimm, DDR 1986
19.45 Uhr Podium
Umsiedler in der SBZ/DDR: Assimilationszwänge und Integration
Dr. Heike Amos, Forschungsverbund SED-Staat der Freien Universität Berlin
Dr. Helga Hirsch, Freie Journalistin, Berlin
Dr. Michael Schwartz, Wiss. MA am Institut für Zeitgeschichte, Abt. Berlin, PD für Neuere u. Neuste Geschichte an der Wilhelms-Universität, Münster
Moderation:
Dr. Gabriele Camphausen
Ulrike Poppe
21.30 Uhr Ende der Veranstaltung