Schwierigkeiten mit der Gerechtigkeit

Schwierigkeiten mit der Gerechtigkeit

Prof. Dr. Paul Nolte: Predigt im Focus-Gottesdienst in der Luisenkirche Charlottenburg am 21. Februar 2010

Focus-Gottesdienst Luisenkirche Charlottenburg
Sonntag, 21. Februar 2010 – Invokavit

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Schwierigkeiten mit der Gerechtigkeit
Zwischen christlicher Ethik und pragmatischer Politik

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

I.
Liebe Luisengemeinde,

wenige Tage nach der letzten Bundestagswahl erreichte mich der Brief von Pfarrer Kunkel mit der Einladung, in diesem Focus-Gottesdienst zum Thema Gerechtigkeit zu predigen. Ihr politisches Gespür, lieber Pfarrer Kunkel, hat sich offensichtlich glänzend bewährt. Denn inmitten ganz anderer brennender Probleme wie dem Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan, der Not im erdbebenzerstörten Haiti oder der Zukunft der Kernenergie – inmitten dieser gerade auch für Christen bedrängenden Fragen hat eine neue Debatte über Armut, Sozialstaat und Gerechtigkeit den ersten Platz in den Nachrichten erobert.

Ist es in unserem Land zu bequem, arm und jedenfalls ohne Arbeit zu sein? Hat sich gar eine „spätrömische Dekadenz“ in unserer Gesellschaft ausgebreitet, in der die Armen (vielleicht ja auch die Reichen!) auf den Sofas schwelgen, während einer Minderheit von Arbeitenden zunehmend die Puste ausgeht – oder die Lust vergeht –, das alles bezahlen zu sollen? Müsste der Lebensunterhalt nach „Hartz IV“ knapper kalkuliert werden, damit der Anreiz wächst, sein Leben materiell auf eigene Füße zu stellen? Oder reichen die staatlichen Anstrengungen noch gar nicht aus, um vor allem Kindern gerechte Chancen mit auf den Weg zu geben: sie an Sport und Freizeit und Kultur, vor allem aber an Bildung teilhaben zu lassen?

Wie auch immer man diese Fragen beantwortet; wie auch immer Sie persönlich zu den erregten Diskussionen der letzten Tage stehen: kalt lassen können sie uns nicht. So oder so – wir haben unsere Schwierigkeiten mit der Gerechtigkeit. Wir haben sie in einem reichen Land, in dem nach Jahrzehnten des Aufstiegs aus Not und Zerstörung der Traum vom „Wohlstand für alle“ ausgeträumt scheint. Alte Armut ist verschwunden; die Entstehung neuer Armut haben wir zu lange nicht wahrhaben wollen. Die Abstände zwischen Reich und Arm, zwischen Gebildeten und Ungebildeten sind gewachsen. Unsere eigene Stadt Berlin ist eine sprühende Metropole und zugleich das Armenhaus der Republik geworden, in dem mehr als jedes dritte Kind von „Hartz IV“ lebt. Ist das gerecht? Das schreit zum Himmel. Aber was sollen wir tun?

Denn auch darin liegt unsere Schwierigkeit mit der Gerechtigkeit: Wir wissen nicht, wie sie zu erreichen ist; noch nicht einmal, was wir darunter verstehen sollen. Sind wir bei der Gerechtigkeit erst dann angekommen, wenn alle das gleiche haben? Ist es gerecht, heute auf Pump soziale Leistungen zu finanzieren, die unsere Kinder und Enkel später abstottern müssen oder die sie in ihren eigenen Gestaltungsmöglichkeiten beschränken? Und nicht zuletzt: was können, was sollen wir selber tun, wenn wir auf der Sonnenseite des Lebens stehen? Wir zahlen ja unsere Steuern für den Sozialstaat zuhause und für Hilfslieferungen in alle Welt. Oder müssten wir buchstäblich alles stehen und liegen lassen, unseren Reichtum in Kisten verpacken und an Bedürftige schicken, unser Leben gleich morgen radikal ändern, um der Ungerechtigkeit nicht länger zuzuschauen?

Erwarten Sie von mir keine Antwort auf alle diese Fragen. Erwarten Sie keine politischen Antworten, und erwarten Sie erst recht keine „christlichen“ Antworten, zu denen ich als „Laienprediger“ ohnehin nur halb befugt wäre. Erwarten Sie diese Antworten jedenfalls nicht im Sinne definitiver Lösungen und eindeutiger Handlungsanweisungen. Aber Moment – was heißt überhaupt „politische“ und „christliche“ Antworten? Manche meinen, aus dem Christsein ergebe sich eine bestimmte Weltsicht, die zu einem klaren Profil „christlicher Politik“ führen: Andere mögen dieses oder jenes für richtig halten; als Christ aber kann man in der Sozialpolitik nur zu dieser, in der Friedenspolitik nur zu jener Auffassung gelangen. Manche meinen im Gegenteil, beides habe eigentlich gar nichts miteinander zu tun: Meine christliche Haltung, das wäre dann meine innere, meine ganz persönliche Gesinnung, die vor den Komplexitäten der weltlichen Wirklichkeit prinzipiell scheitern muss wie die Bergpredigt vor dem Diktator. Ich halte beides für falsch. Deshalb möchte ich mit Ihnen nicht nur über die Gerechtigkeit nachdenken, sondern auch darüber, wie sich Gott und die Welt zueinander verhalten können; was christliche Ethik und praktisches Handeln in Gesellschaft und Politik miteinander zu tun haben. Denn Gerechtigkeit ist ja nicht nur Menschenwerk.


II.
Aber schon als Menschenaufgabe ist sie schwierig genug. Wir haben uns immer mehr daran gewöhnt, Gerechtigkeit als soziale Gerechtigkeit zu verstehen und damit einen Horizont der Verteilung materieller Güter zu meinen, in dem extremer Mangel ebenso wenig gerecht sein kann wie krasse Unterschiede zwischen Arm und Reich. Armut und soziale Ungleichheit: das ist unser Problem, unser Stachel der Gerechtigkeit geworden. Doch eigentlich steckt der Begriff einen viel weiteren Rahmen ab. Es schmälert nicht die Bedeutung gegenwärtiger sozialer Probleme, wenn wir uns daran erinnern: Unser heutiges, sozialpolitisches Verständnis von Gerechtigkeit ist auch Ausdruck des Luxus einer freien, einer demokratischen Gesellschaft, in der andere Formen der Verletzung von Menschen zum Glück eine vergleichsweise kleine Rolle spielen.

Das war nicht immer so, und es ist auch heute nicht überall auf der Welt so. In der Gerechtigkeit steckt das Recht: Ungerecht ist, wenn ich zu meinem Recht nicht kommen kann. Gerechtigkeit ist die Iustitia mit ihren verbundenen Augen – „ohne Ansehen der Person“ – und ihren Wagschalen, auf denen kein Warenkorb von Konsumgütern abgewogen wird, sondern legitime Ansprüche von Menschen. Man sagt ja auch heute noch, einer Person oder einer Sache sei „schließlich doch noch Gerechtigkeit widerfahren“ und meint dann nicht das Einkassieren einer ausstehenden Schuld oder einer Entschädigungssumme, sondern ein Recht, das eine innere Wunde heilt und zu aufrechtem Gang verhilft.

Gerechtigkeit ist, wenn verletztes Recht und verletzte Würde wiederhergestellt werden. Das gilt für einzelne Menschen ebenso wie für ganze Gesellschaften – etwa für Staaten, die eine Diktatur abgeschüttelt haben; die der Unfreiheit, die immer auch Würdelosigkeit ist, entkommen sind. Darum und nicht um materielle Verteilung oder Armutsbekämpfung ging es vor allem, wenn in den 50er Jahren in der jungen Bundesrepublik von der Wiedererlangung von Gerechtigkeit die Rede war: um die Anerkennung des Individuums und seiner Würde nach dem Nationalsozialismus, und das wiederholte sich vor zwanzig Jahren mit der Freiheitsrevolution in der DDR und in Osteuropa.

Als Hoffmann von Fallersleben 1841 „Einigkeit und Recht und Freiheit“ dichtete,  meinte er nichts anderes: den Ausgang aus Unterdrückung, aus Unfreiheit, in der die würdevolle Entfaltung des eigenen Lebens nicht möglich ist. Der Mann oder die Frau sind gerecht, die sich der Gefährdung, vielleicht dem brutalen, im Extremfall mörderischen Entzug der Menschenwürde mutig entgegenstellen. So kennen wir den Ehrentitel des „Gerechten unter den Völkern“, der von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel für selbstlose Judenretter während der Nazi-Herrschaft verliehen wird.

Es ist wichtig, sich daran zu erinnern: nicht nur, weil solche Gefährdungen von Gerechtigkeit vielleicht nicht so weit weg sind, wie wir inzwischen häufig meinen. Vor allem schlägt die Idee der verletzten und wiederhergestellten Würde eine Brücke zu den aktuellen Schwierigkeiten mit der Gerechtigkeit, die in Armut, Ausgrenzung, lang dauernder Arbeitslosigkeit wurzeln. Ist das gerecht? So fragt man ja nicht einfach nach dem Verhältnis von ein paar hundert Sozial-Euro zu einem ansehnlichen Mittelschichteinkommen. So bohrt es vielmehr, wenn wir Würde durch Armut verletzt sehen, wenn wir Menschen hinter Grenzen sehen statt in Chancen, wenn trotz harter Arbeit der Lohn nicht zum Ernähren der Familie reicht.

Die Evangelische Kirche in Deutschland hat deshalb ihrer Denkschrift zur Armut in Deutschland vor vier Jahren den Titel „Gerechte Teilhabe“ gegeben. Gerechtigkeit schaffen wir, wenn Menschen – und nicht zuletzt: Kinder und Jugendliche – sich in der Mitte unserer Gesellschaft entfalten können; wenn sie Chancen haben, ihr Leben in Würde zu gestalten. Eine materielle Grundausstattung ist dafür eine notwendige, aber noch lange keine hinreichende Bedingung. Noch mehr als bisher geht es um Bildung, um Arbeit, um die „Befähigung zu Eigenverantwortung und Solidarität“, wie es im Untertitel der EKD-Denkschrift heißt. Denn wem Gerechtigkeit widerfährt, wer in Würde leben kann, der kann auch Verantwortung für andere übernehmen.


III.
Die Würde des Einzelnen; die Möglichkeit, in Freiheit und Verantwortung sein Leben zu führen: das gehört ins Zentrum dessen, was wir häufig das „christliche Menschenbild“ nennen. Das christliche, das biblische, auch: das besondere protestantische Verständnis der Gerechtigkeit in Freiheit, Würde und Teilhabe gilt es als Maßstab an die politischen Debatten anzulegen. Aber diese christliche Orientierung auf Gerechtigkeit ist mit der Gerechtigkeit Gottes nicht zu verwechseln. Die Psalmen und die prophetischen Bücher, die Evangelien und die Briefe des Paulus sprechen immer wieder von verschiedenen Gerechtigkeiten. Sie sprechen von der menschlichen und weltlichen Gerechtigkeit ebenso wie von der Gerechtigkeit Gottes.

Ich will nur zwei der bekanntesten Beispiele nennen. In der Bergpredigt Jesu werden diejenigen selig gepriesen, „die hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden“ (Matt 5, 6). Im Sinne einer praktischen Ethik, im Sinne einer Zuwendung zu den Armen und Ausgeschlossenen, wie Jesus sie vorgelebt hat, kann man das wörtlich, menschlich und auch ganz konkret materiell verstehen. Gottes Wort in Jesus Christus, in der Welt zu handeln und den Armen Gerechtigkeit zu bringen statt sich von der Welt abzuwenden: das ist über Jahrtausende eines der stärksten Motive für Menschen gewesen, sich zu empören und zu engagieren gegen Unfreiheit, Armut, Ungerechtigkeit und ist es bis heute.

Doch der Verwirklichung eines Gottesreiches auf Erden kommen wir so nicht näher. Von Gottes Gerechtigkeit, die nicht nur mehr, sondern anderes ist als die menschliche, die soziale Gerechtigkeit „um Gottes willen“, redet am klarsten mein zweites Beispiel: Paulus in seinem Brief an die Römer. Vor Gott und „ohne Zutun des Gesetzes“, wie Paulus schreibt, gilt eine andere Gerechtigkeit, die mit unserem Streben, mit unseren Werken in der Welt niemals einholbar ist. „So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben“ (Röm 3, 28). Die Gerechtigkeit Gottes: das ist nicht etwas, auf das wir warten können; als würde es da Manna vom Himmel regnen, weil Gott seine Gaben ausstreut und möglichst so, dass am meisten in die Hände der Schwachen fällt. Die Gerechtigkeit Gottes: das ist die Gerechtigkeit des Menschen vor Gott und in Gott. Das ist der Glaube, der frei macht und Würde verleiht ohne Ansehen der Person und ihrer Verhältnisse.

Also wieder ist da diese Verbindung zur Würde des Menschen und zu seiner Freiheit. Erst die Gerechtigkeit durch den Glauben macht uns zu freien Menschen. Diese Gerechtigkeit, diese Würde kann niemandem genommen werden, kann durch keinen Menschen genommen werden, auch nicht unter unwürdigsten und elendsten Bedingungen. Aber aus der Gerechtigkeit Gottes folgt keine menschliche Selbstgerechtigkeit, etwa nach dem Motto: wer kann mir jetzt noch was wollen, wo Gott mich gerecht gemacht hat? Aus ihr folgt auch kein Rückzug aus der Welt; sie ist keine Entschuldigung für praktisches Nichtstun oder für den Verzicht auf das Streben nach Gerechtigkeit in der Welt. Für Martin Luther war es nur ein kleiner Schritt von Gottes Gerechtigkeit zur Freiheit des Christenmenschen. Und dieser Christenmensch ist – Sie kennen das alle – nicht nur „ein freier Herr über alle Dinge nund niemandem untertan“. Sondern auch „ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan“. Wir können also sagen: Gottes Gerechtigkeit macht uns frei. Aber in dieser Freiheit sind wir zur Gerechtigkeit in der Welt berufen.


IV.
Zu welcher Gerechtigkeit sind wir berufen? Gerechtigkeit, so haben wir gesehen, hat einen weiteren Einzugsbereich, als er durch Armut und soziale Ungleichheit beschrieben ist. Erst recht geht sie nicht in materieller Umverteilung auf, im Abgeben derer, die etwas haben, an diejenigen, die nichts oder doch deutlich weniger haben. Und doch können wir, nach dem gerade Gesagten, dieser Frage zumal als Christen nicht ausweichen. Armut und Ungleichheit, aber auch der Verlust von Würde und von Freiheit: das müssen freie Christenmenschen in besonderer Weise als einen Stachel im Fleisch verspüren – als einen Stachel, der sie nicht nur schmerzt, sondern der sie zum Handeln bewegt. Man könnte ja sagen: Wir leben schließlich in einem Staat, der ein Sozialstaat ist, mit grundgesetzlichem Auftrag versehen. Unser Staat hat für Gerechtigkeit zu sorgen; ein Einzelner vermag es ohnehin nicht. Und im übrigen: Ich zahle ja brav meine Steuern, aus denen sich die soziale Umverteilung speist. Der Rest muss nun wirklich meine Sache bleiben, mein Leben, in meiner Verfügung. Wir könnten also das Streben nach Gerechtigkeit auf den Staat, oder andere Institutionen und Regelsysteme, auslagern. Der Rest ist Privatsphäre.

Vielleicht kann man, wenn man so denkt, ein guter Staatsbürger sein – darüber ließe sich streiten. Nicht streiten kann man darüber, dass man mit solcher Haltung kein guter Christ sein kann. Denn die Freiheit aus Gottes Gnade und Gerechtigkeit und die Berufung zur Gerechtigkeit in der Welt – sie betrifft mich persönlich, existentiell. Sie kann nicht an einen Staat ausgelagert oder durch Steuerzahlungen abgegolten werden. Also was sollen wir tun? Müssten wir nicht alles stehen und liegen lassen und zu den Armen, den Entrechteten eilen? Uns selbst erniedrigen, uns zum dienstbaren Knecht machen? Auch diese Frage muss man ganz praktisch, ganz konkret verstehen: Brauchen wir vieles von dem, womit wir uns umgeben? Sollten wir nicht radikaler teilen, alles nicht Lebensnotwendige lieber denen geben, denen es am Notwendigsten mangelt? Zum christlichen Umgang mit Gerechtigkeit gehört die persönliche „Betroffenheit“, das moralische Angepackt-Sein, gehört das Mit-Leiden. Und es gehört dazu die Hoffnung, die immer wieder über den Zynismus siegt; die Bereitschaft, das Apfelbäumchen zu pflanzen. Sogar ein Stück Utopie, auch wenn wir wissen, dass die Utopie der Gerechtigkeit auf Erden nicht einholbar ist.

Aber was wir daraus machen, das ist ein weites Feld und bleibt in unserer Freiheit – nicht nur in der „bürgerlichen“ Freiheit, sondern auch in unserer Freiheit als Christenmenschen. Spenden wir zehn Euro im Monat oder hundert? Übernehmen wir ein Ehrenamt oder schaffen wir das im Moment nicht? Suchen wir persönlichen Kontakt zu Menschen in Not oder ist uns das eine schwierige Vorstellung? Die Botschaft des Evangeliums rechnet nicht mit Fanatikern der Gerechtigkeit und Weltverbesserung, die sich aus ihrem bisherigen Leben verabschieden, die ihren Familien, ihrem Beruf, ihren Freizeitvergnügen Lebewohl sagen, um als Propheten der Selbstlosigkeit durch die Welt zu ziehen oder wie Diogenes in der Tonne der Selbstgenügsamkeit zu sitzen. Erst recht wäre es nicht christlich, die Selbstlosigkeit zum Zwecke der Selbstverwirklichung zu betreiben: „Ich fühle mich viel besser, wenn ich anderen helfen kann!“

Als Christen können wir die Spannung zwischen den radikalsten Anforderungen einer christlichen Ethik einerseits, der weltlichen Normalität des Lebens andererseits, einschließlich der menschlichen Schwächen, aushalten. Aber es bleibt eine Spannung, die wir verspüren sollten. Das gilt für die ganz persönlichen Entscheidungen, wie wir unser Leben führen wollen. Und es gilt für die Politik: Sie braucht den Stachel der Gerechtigkeit, der sich aus der Freiheit des Christenmenschen speist. Sie braucht das Ärgern, ja die moralische Empörung, wenn Menschen unfrei sind, wenn ihre Würde mit Füßen getreten wird, wenn Ungerechtigkeit zum Himmel schreit. Doch sie kann das Paradies, das Gottesreich auf Erden nicht schaffen.


VI.
Schwierigkeiten mit der Gerechtigkeit? Sie werden uns bleiben, in den Debatten über neue Armut in Deutschland, über „Hartz IV“ und unseren Sozialstaat und weit darüber hinaus.  Die Antworten auf viele Fragen werden heiß umstritten bleiben, und das muss in einer freien Gesellschaft auch so sein. Eine privilegierte christliche Antwort auf diese Fragen gibt es nicht. Aber als Christen haben wir einen Kompass, der von der Gerechtigkeit Gottes bestimmt ist und von der Freiheit, zu der wir durch Gottes Gnade berufen sind. Und wir haben einen Auftrag, einen Auftrag der Leidenschaft gegen die Ignoranz, einen Auftrag des Handelns gegen das Nichtstun. Wir wollen alles gerecht machen und vermögen es doch alleine nicht.


Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.


 

 

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