„Wir sind verstärkt in der Verantwortung“
EKD-Antisemitismusbeauftragter zum Jahrestag von Halle
Polizeiliche Maßnahmen sind wichtig, reichen aber bei weitem nicht aus, um antisemitischen Haltungen und Handlungen etwas entgegenzusetzen, so der EKD-Antisemitismusbeauftragte Christian Staffa. Ein Jahr nach dem antisemitischen Anschlag in Halle sieht er die Kirchen in besonderer Verantwortung.
Die in diesen Zeiten der Pandemie kursierenden Verschwörungsmythen seien „nicht selten antisemitisch grundiert“, so der Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche. „Mehr als beunruhigend“ nennt er den derzeitigen Anstieg der Zahl antisemitischer Anschläge, Übergriffe und Beleidigungen in Deutschland. „Hier sehen wir uns bleibend und verstärkt in der Verantwortung, die Christi*innen in unserem Land nicht nur gegen Antisemitismus zu immunisieren, sondern sie zu ‚Beauftragten für den Kampf gegen Antisemitismus‘ nach innen und außen zu machen.“ Der Weg dahin sei lang und von den Kirchen in der Vergangenheit oft verfehlt oder verweigert worden. Gleichwohl sei er theologisch wie auch politisch notwendig. Wie der Ratsvorsitzende der EKD ist Staffa überzeugt: „Antisemitismus ist Gotteslästerung.“ (PDF-Dokument)
Den Angehörigen der beiden Todesopfer und der jüdischen Gemeinde in Halle, ebenso wie dem kürzlich in Hamburg vor einer Synagoge verletzten jüdischen Studenten bekundet der Theologe Mitgefühl und Solidarität. „Es ist mehr als schmerzhaft, dass Synagogen in diesem Land polizeilich geschützt werden müssen und noch schmerzhafter, dass dieses offenkundig unzureichend geschieht.“ Staffa unterstreicht, dass es in Deutschland nicht an den nötigen Sicherheitsmaßnahmen fehlen dürfe; die Innenminister der Länder, fordert er, sollten „das Nötige sehr schnell tun“.
Erschienen am 09.10.2020
Aktualisiert am 20.10.2020