Es ist noch kälter geworden

Es ist noch kälter geworden

Friederike Krippner erinnert an die Geflüchteten an der polnisch-belarussischen Grenze

Polnisch-belarussische Grenze

© BY-_-BY /Adobe Stock

In der Advents- und Weihnachtszeit haben viele Menschen Schönes erlebt. Aber wie geht es den Geflüchteten, die in den vergangenen Wochen an der polnisch-belarussischen Grenze ausharren mussten? Friederike Krippner erinnert in der Zeitung „Die Kirche“ an deren Lage, an der sich erschreckend wenig geändert hat.

Zwei Monate ist sie her: die Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Zwei Monate. Für viele Menschen sind sie wie im Flug vergangen, weil so viel passiert ist. Auch für mich. Der November zeigte sich arbeitsintensiv und herausfordernd, mit Dienstreisen, die noch möglich waren. Dann der Advent, eine Zeit, die für die meisten Menschen im Berufsleben allenfalls punktuell besinnlich, weil vollgepackt mit Terminen ist. Wer Kinder hat, dessen Kalender ist womöglich noch praller gefüllt. Alles, so scheint es, muss in diesen vier Wochen passieren. Kurzum: Gottesdienste Feiern wechselte sich ab mit Finanzkonzeptionen fürs nächste Jahr, von Sitzungen bis spätabends ging es übergangslos in die Planung des Weihnachtsmenüs; über all dem, ob beruflich oder privat, stand immer die Frage, wie verantwortungsvoll verhalten angesichts der stetig steigenden Inzidenzen. Dann, endlich, Weihnachten mit all seinen Freuden. Ein paar ruhige Tage …. schon war Silvester, stiller dieses Mal als sonst. Und ohne dass man es recht bemerkt hatte, kam auch schon 2022. Ein neues Jahr, voll Tatendrang begrüßt.  

Zwei Monate. So viel, so viel Schönes auch, kann passieren. Oder so wenig.

Auf der Herbstsynode war die Situation der Geflüchteten an der polnisch-belarussischen Grenze ein wichtiges Thema, angestoßen durch den Ausschuss „Ökumene Mission Dialog“. Die Synode hat sich klar positioniert: Sie hat ihre Erwartungen an eine Europapolitik formuliert, in der Menschen nicht zum Spielball politischer Interessen werden, sie hat ihr Entsetzen darüber zum Ausdruck gebracht, dass Journalist*innen und Ärzt*innen kaum Zugang zu den Geflüchteten finden und sie hat Kirchengemeinden aufgefordert, sich für eine Willkommenskultur einzusetzen. Was ist seitdem passiert? Allenfalls Schreckliches in den Leben der Geflüchteten. Und erschreckend wenig politischer Fortschritt. Es ist noch kälter geworden, eisig kalt. Zwei Monate nach der Synode harren Geflüchtete immer noch in dieser Kälte im Grenzgebiet aus, können nicht vor und nicht zurück. Genaue Zahlen sind nicht bekannt, weil Journalist*innen weiter an ihrer Arbeit behindert werden. Die so genannten Push-Backs setzen sich wohl fort. Die Geflüchteten haben derzeit kaum Chancen auf ein faires Asylverfahren. Vergangene Woche mussten sich die Ärzte ohne Grenzen aus der Grenzregion zurückziehen.

„Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen“ (Matthäus 25, 35) – es ist ein unverhandelbares Gebot christlicher Nächstenliebe, sich für einen fairen Umgang mit Geflüchteten einzusetzen. Im Moment bleibt uns wenig anderes übrig, als immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass die Situation an der Grenze zwischen Polen und Belarus nicht akzeptabel ist. Das sollten wir tun, immer und immer wieder. Auf dass diese Kolumne, würde sie in zwei Monaten erneut geschrieben, anders klänge.

Akademiedirektorin Friederike Krippner ist Vorsitzende des Ausschusses „Ökumene, Mission und Dialog“ der Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

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