Neue Website, neues Logo
Leichterer Zugriff auf Material zu Antisemitismus- und Rassismuskritik in Religionspädagogik und Theologie
Das Netzwerk antisemitismus- und rassismuskritische Religionspädagogik und Theologie (narrt) präsentiert sich mit einer neuen Website und einem neuen Logo. In dem Netzwerk setzen sich Fachleute und Praktiker*innen selbstreflexiv mit der Verstrickung von Religionspädagogik und Theologie in antisemitische und rassistische Verhältnisse auseinander. Im Bewusstsein, dass dies ein ständiger Prozess ist, der auch Rückschläge kennt, entwickeln die narrt-Mitglieder gemeinsam alternative Denkweisen, Handlungsformen und Materialien, um Antisemitismus und Rassismus in Kirche und Gesellschaft abzubauen
Die neue narrt-Website macht die Materialien des Netzwerks durchsuchbar, darunter Praxismaterial, Reflexionen und Studien, die neben Antisemitismus und Rassismus auch die Themen Antiziganismus, Diskriminierung, Klassismus und Rechtsextremismus berühren. Außerdem informiert die Website über Veranstaltungen, neue Veröffentlichungen und Stellenanzeigen. Auch die Mitgliederkartei lässt sich auf der Website durchsuchen, um beispielsweise Referent*innen für eine Veranstaltung zu suchen. Interessierte könnten jetzt direkt über die Website die Mitgliedschaft im Netzwerk beantragen.
Das neue Logo arbeitet mit einer Spiegelung des Kürzels narrt. Damit will es den reflexiven Charakter der Arbeit des Netzwerks illustrieren.
Seit 2016 für Antisemitismus- und Rassismuskritik
narrt besteht seit Sommer 2016 als Kooperationsprojekt zwischen der Evangelischen Akademie zu Berlin, dem Comenius-Institut in Münster und dem Institut für Evangelische Theologie und Religionspädagogik an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Derzeit hat das Netzwerk etwa 100 Mitglieder, darunter Einzelpersonen sowie religionspädagogische, kirchliche und universitäre Einrichtungen. Die Steuerungsgruppe besteht aus Christian Staffa und Nina Schmidt von der Evangelischen Akademie, Juliane Ta Van (Comenius-Institut) und Dominik Gautier (Universität Oldenburg). Die Mitglieder des Netzwerkes treffen sich alle sechs Wochen zu einem digitalen Austausch (narrt-Café), einmal im Jahr zu einem Fachtag und alle zwei Jahre zu einer mehrtägigen öffentlichen Tagung, deren Ergebnisse als epd-Dokumentationen veröffentlicht werden.
narrt versteht Antisemitismus und Rassismus als unterschiedene, doch aufeinander zu beziehende Probleme unserer Gegenwart, in denen die Geschichten jahrhundertelanger (christlicher) Judenfeindschaft sowie die Geschichten des Nationalsozialismus und des Kolonialismus wirksam sind. Entsprechende Denk- und Gefühlswelten sowie die damit zusammenhängenden Praktiken zeigen sich meist subtil – etwa in Theologien, Kirchenstrukturen, Predigten oder Unterrichtsentwürfen. narrt geht vom Ansatz einer „involvierten Kritik“ aus: Religionspädagogik und Theologie können nur an der Zurückweisung von Antisemitismus und Rassismus arbeiten, wenn sie sich als Teil des Problems verstehen.
Religionspädagogik und Theologie
narrt sieht sich als Teil der Entwicklung hin zu einer diskriminierungskritischen christlichen Religionspädagogik. Hierzu gehört es, die Einsichten des interreligiösen und interkulturellen Ansatzes zu überarbeiteten – und zum Beispiel zu reflektieren, dass die Rede von Religionen und Kulturen Gefahr läuft, Bilder zu konstruieren, die in antisemitischen und rassistischen Traditionen stehen. Die Mitglieder des Netzwerkes suchen deshalb praxisorientiert nach religionspädagogischen und theologischen Bildungsmaterialien für Gemeinde, Schule und Universität, mit denen christliche Praxis nicht als Absicherung, sondern als Irritation des Eigenen verstanden wird.
Theologisch verortet sich narrt in den Traditionen verschiedener Strömungen und will diese zusammenbringen und weiterentwickeln: zum einen in der antisemitismuskritischen Tradition des jüdisch-christlichen Gesprächs, zum anderen in der rassismuskritischen Tradition der ökumenischen Bewegung sowie der Schwarzen Theologie. Das Netzwerk möchte beide Ansätze miteinander verknüpfen – und nach christlichen Selbstbildern suchen, die nicht auf die je unterschiedlich negativ geladenen Konstruktionen eines jüdischen, muslimischen oder Schwarzen Anderen angewiesen sind. Christ*innen müssen sich vielmehr von Gottes ungekündigtem Bund mit Israel her verstehen und reflektieren, dass ihre Zukunft gerade von den durch Kirche und Gesellschaft Diskriminierten her zu denken ist.
Erschienen am 31.01.2022
Aktualisiert am 09.02.2022