Ungute Diskursverschiebung

„Ungute Diskursverschiebung“

Krippner kritisiert Debatte um Protestformen

14.12.22 Berlin A100 Abfahrt Steglitz

© gemeinfrei. Quelle: letztegeneration.de/presse/pressebilder

Angesichts wiederkehrender öffentlicher Debatten über die Proteste der Gruppe Aufstand der Letzten Generation plädiert Akademiedirektorin Friederike Krippner dafür, mehr über deren Anliegen zu diskutieren und weniger über die Aktionsformen. Es sei schon bemerkenswert, wie sehr sich gesellschaftliche, aber gerade auch kirchliche Akteure an der Letzten Generation abarbeiten, sagte Krippner dem Internetportal evangelisch.de. Dabei bestreite doch kaum jemand öffentlich die Notwendigkeit, Klima und Umwelt wirksamer zu schützen, wie es die Gruppe mit ihren umstrittenen Aktionen fordere, betonte Krippner. Die Akademiedirektorin ist auch Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, bei deren Herbsttagung eine Rede einer Aktivistin der Letzten Generation zu hitzigen Diskussionen geführt hatte.

Auslöser der jüngsten Debattenrunde waren Äußerungen eines Religionspsychologen der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, der bei der Letzten Generation einzelne sektenhafte Züge ausgemacht hatte. „Der wenig aussagekräftige Sekten-Vergleich ist ein Symptom einer unguten Diskursverschiebung: Statt über das Eigentliche – den Klimawandel und seine Folgen – zu sprechen, diskutieren wir mit viel Verve über diese eine Protestbewegung“, sagte Krippner evangelisch.de. „Dieselbe Zeit und Energie sollten wir lieber darauf verwenden, gemeinsam darum zu ringen, wie die Bewahrung der Schöpfung gelingen kann, wie wir den menschengemachten Klimawandel abmildern und seinen weltweiten Folgen fair begegnen können.“

Auch sie finde es problematisch, wie stark die Letzte Generation mit Angst arbeite, sagte Krippner. Aber aus ihrem endzeitlichen Weltbild folge für die Aktivist*innen eben keine Hoffnungslosigkeit, sondern „sie formulieren ganz konkrete und politische Forderungen wie ein Tempolimit oder neuerdings einen Gesellschaftsrat, der die Regierung in Klimafragen beraten soll“.

Ob und wie die Aktionsformen der Letzten Generation juristisch zu ahnden sind, solle man im Rechtsstaat getrost den Gerichten überlassen, fügte Krippner hinzu. Es stehe natürlich allen frei, darüber zu debattieren, wie weit ziviler Widerstand gehen darf. „Aber jede und jeder sollte sich vor allem fragen, worüber sich mehr nachzudenken lohnt: darüber, ob wir ab und zu wegen einer Protestaktion im Stau stehen oder darüber, wie wir die Pariser Klimaziele erreichen können.“

Krippner, Friederike 2020

Dr. Friederike Krippner

Akademiedirektorin

Telefon (030) 203 55 - 505

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