Ohne Vereinnahmung oder Entwertung

Ohne Vereinnahmung oder Entwertung

Predigtpreis im christlich-jüdischen Kontext 2025 vergeben

© Maria Coors/AG jüdisch und christlich

Die Theologin Britta Möhring ist mit dem diesjährigen Predigtpreis im christlich-jüdischen Kontext ausgezeichnet worden. Ihre Predigt zum Israelsonntag am 4. August 2024 sei eine Einladung, das prophetische Hoffnungswort „Gott ist mit euch“ (Sacharja 8) mit heutiger Wirklichkeit zu verbinden, „ohne es zu vereinnahmen oder zu entwerten“, sagte Rabbinerin Jasmin Andriani in ihrer Laudatio beim Festakt in Hannover. Christlicher Co-Laudator war der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister.

Der Preis war für Predigten zum Israelsonntag ausgelobt gewesen, der das Verhältnis der Kirche zu Gottes erwähltem Volk Israel betont. 2024 war dieser Tag vor dem Hintergrund eines zunehmenden Antisemitismus sowie des Krieges in Gaza nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 begangen worden. Vor diesem Hintergrund verwies Jasmin Andriani auf die große Bedeutung des Hoffnungswortes „Gott ist mit euch“: „Bitte sagt es uns immer wieder, denn an vielen Tagen, wenn das Grauen jenes Oktobertages wieder hochkommt, fällt es uns schwer zu glauben. Wir deutschen Juden fühlen uns manchmal verlassen. Auch von unseren Mitmenschen.“

Die ausgezeichnete Predigt von Britta Möhring denke beides mit: das Hoffnungswort und die Wirklichkeit, so Andriani, Rabbinerin der Jüdischen Gemeinde Göttingen, die den Predigtpreis im vergangenen Jahr selbst erhalten hatte. Möhrings Text belasse es nicht „bei einer Botschaft der Fernen, der ‚anderen‘, sondern fragt: Wo sind wir in diesem Bild? Was heißt das für eine Kirche, die sich als Mit-Gehende versteht – nicht als Über-Gehende oder Weg-Führende?“

Als Rabbinerin berühre es sie besonders, wenn eine christliche Kollegin den Israelsonntag nicht als Pflichttermin, sondern als Chance begreife. Er sei „eine Gelegenheit, die Beziehung zwischen Christentum und Judentum neu zu denken – ehrlich, historisch bewusst und zukunftsgewandt“. Britta Möhring tue dies mit theologischer Tiefe und menschlicher Klarheit. „Sie spricht von Israel – dem Land, dem Volk, dem Namen – ohne zu instrumentalisieren. Und sie spricht über das Judentum, nicht als das Andere, sondern als das Gegenüber: verwandt, verbunden, verletzlich.“

Die Preisträgerin Britta Möhring ist in Gelsenkirchen Pfarrerin in der Schulseelsorge und im schulischen Religionsunterricht. Von 2008 bis 2013 war sie Dozentin am Pädagogischen Institut der Evangelischen Kirche von Westfalen im Bereich Schulseelsorge.

Preis will zu Glaubensverständnis ohne Projektionen beitragen

Der Predigtpreis im christlich-jüdischen Kontext soll Anstrengungen zu einer sensiblen homiletischen Praxis stärken, die es vermeidet, das Christentum auf Kosten des Judentums zu idealisieren. Auf diese Weise will die Auszeichnung zu einem tieferen, projektionsfreien Glaubensverständnis beitragen. Zur Teilnahme eingeladen waren Predigerinnen und Prediger, Hauptamtliche, Ehrenamtliche, Studierende und Wissenschaftler*innen.

Die AG jüdisch und christlich beim Deutschen Evangelischen Kirchentag verlieh den Preis in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erstmals 2024. Zum Festakt am 1. Mai im Rahmen des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Hannover hatten die AG und die EKD diesmal in Kooperation mit der Universität Leipzig, der Evangelischen Akademie zu Berlin, Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und der Landeskirche Hannovers eingeladen.

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Dr. Christian Staffa

Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche

Telefon (030) 203 55 - 411

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