Gebet in Birkenau

Gebete in Birkenau

Arbeit macht frei - concentration camp Auschwitz entrance

© flickr_Melinda van den Brink www.flickr.com/photos/melinda_brink/2750239451

„Wir waren gekommen, um Stimmen zu hören von Überlebenden und jene Stille, die in der unheimlichen sommerlichen Schönheit von Auschwitz schreit“, schreibt Christian Staffa im Nachgang zum Besuch einer Delegation der EKD in der KZ-Gedenkstätte vom 2. bis 4. August. Hier seine Gedanken und Gebete.

Unsere Erfahrungen an diesem Ort münden in Klagen: über die Abgründe im Menschen und in unseren Kirchen; in den Versuch, diese Klage und auch jene „Warum“-Frage vor Gott zu bringen.

Dabei waren und sind wir dankbar für das unschätzbar wertvolle Geschenk, in Auschwitz an die Shoah und an den Völkermord an den Sinti und Roma mit Jutta und Josef Schuster, dem Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, sowie mit Romani Rose, dem Vorsitzenden des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, gedenken zu dürfen. Ein großes Geschenk! Auch oder gerade weil wir wissen, dass ihre Perspektiven und Geschichten und Vergegenwärtigungen andere sind.

Diese Zeichen auf dem Weg der Verständigung sind Grund für unendliche Dankbarkeit gegenüber den Partnern. Und wenn wir kühn sind, auch ein Zeichen, dass Gott uns nicht verstoßen hat, nach dem, was wir dem Volk Gottes angetan haben. Diese Gewalt-Geschichte lässt uns verstummen - und doch müssen wir immer wieder neu auch Worte finden, sprechen lernen und von Auschwitz aus „Tikkun Olam“, die „Reparatur der Welt“ gestalten.

Gemeinsam haben wir der Opfer gedacht für eine Zukunft, in der wir diese Opfer in Herz und Kopf haben müssen: Polinnen und Polen, Roma und Sinti und Jüdinnen und Juden. Der Zugang zu einer ungebrochenen Vergangenheit ist verstellt, aber wir nähern uns dem Schmerz der anderen und dem Bewusstsein der eigenen Gebrochenheit. „Ruinen sind das unansehnliche und doch unentbehrliche Fundament Europas“ (Adolf Muschg), vermutlich der Welt. Auschwitz ist ein solches Fundament, ein deutscher, ein europäischer Ort und ein interreligiöser Ort, auch ein Ort des verzweifelten Widerstands durch das Überleben. Verantwortung dafür zu übernehmen, heißt auf das historische Versagen und diesen Schmerz zu antworten suchen und die Welt damit gegen Antisemitismus, Antiziganismus und Rassismus menschenfreundlicher zu machen. Denn wie György Konrad beim 50-jährigen Geburtstag von Aktion Sühnezeichen sagte: Erinnerung ist Aufruhr.

Meditation und Gebete von Christian Staffa (PDF-Dokument, 92 KB)

Dr. Christian Staffa

Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche

Telefon (030) 203 55 - 411

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