Geburt und Tod gelten als Phänomene, die stark religiös und kulturell geprägt sind. Damit gewinnt die Frage nach dem Einfluss von Kultur und Religion auf die Entwicklung und Bewertung von Technologien am Anfang und am Ende des Lebens eine besondere Bedeutung. So vollziehen sich biomedizinische Anwendungen wie die Reproduktionsmedizin, pränatale Diagnostik und lebensverlängernden Maßnahmen und ihre ethischen Reflexionen in spezifischen soziokulturellen und historisch-politischen Kontexten.
Israel und Deutschland bieten interessante Rahmenbedingungen für ein interkulturelles und interreligiöses Gespräch über diesen Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Werten, biomedizinischer Praxis und bioethischer Argumentation: Beide Länder verfügen über hoch entwickelte Biomedizin und führen eine intensive fachliche und öffentliche Debatte über Chancen und Grenzen einzelner Technologien.
Ziel der Tagung ist es, im deutsch-israelischen Gespräch ein vertieftes Verständnis für die Dynamik in den nationalen Debatten zu erarbeiten. Wir fragen nach der Gestaltungskraft von Religion und Kultur in der Etablierung und ethischen Bewertung von Biomedizin im öffentlichen und politischen Raum.
Im Mittelpunkt der Diskussion stehen folgende Fragen:
Welchen Einfluss haben religiöse Vorstellungen und kulturelle Deutungen im Rahmen von Experten-, Bioethik- und Politik-Debatten?
Welche Auswirkungen sind in der deutschen und israelischen Medizinpraxis zu beobachten und zu deuten?
Welche Bilder vom gesunden und kranken Menschen existieren in der jeweiligen nationalen öffentlichen und fachlichen Debatte?
Wir laden Sie herzlich ein!
Simone Ehm
Evangelische Akademie zu Berlin
Prof. Dr. Silke Schicktanz
Universitätsmedizin Göttingen
Donnerstag, den 29. November 2007
11.30 Uhr Beginn der Anmeldung
12.30 Uhr Mittagessen
13.30 Uhr Begrüßung und Einführung
Simone Ehm, Evangelische Akademie zu Berlin
Prof. Dr. Silke Schicktanz, Universität Göttingen
Leben geben – Ethische, religiöse und soziokulturelle Aspekte der Reproduktion
13.45 Uhr Medizinische Möglichkeiten am Beginn des Lebens –
Eine Einführung in den deutsch-israelischen Dialog
Prof. Dr. Silke Schicktanz
Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Universität Göttingen
14.00 Uhr Halachische Perspektiven auf die Fortpflanzung, den menschlichen Embryo und die Schwangerschaft
Prof. Dr. Abraham Steinberg
Pädiatrische Neurologie, Shaarei Zedek Medical Center; Leiter des Zentrums für Medizinethik,
Hebrew University, Hadassa Medical School, Jerusalem
15.30 Uhr Kaffeepause
16.00 Uhr Schwangerschaft, Reproduktionsmedizin und der Status des Embryos in der deutschen Bioethik-Debatte
Prof. Dr. Claudia Wiesmann
Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Universität Göttingen
18.00 Uhr Abendessen
19.00 Uhr Behinderung, Genetik und Tradition – Soziokulturelle Aspekte der genetischen Praxis in Israel
Prof. Dr. Aviad Raz
Social Science Department, Ben-Gurion University, Negev / Beer-Sheva
20.30 Uhr Offener Abend
Freitag, den 30. November 2007
9.00 Uhr Morgenandacht
Dr. Erika Godel
Studienleiterin für interreligiösen Dialog, Evangelische Akademie zu Berlin
Leben beenden – Ethische, religiöse und soziokulturelle Aspekte zum Umgang mit dem Lebensende
9.30 Uhr Medizinische Möglichkeiten am Ende des Lebens –
Eine Einführung in den deutsch-israelischen Dialog
Simone Ehm
Studienleiterin Ethik in den Naturwissenschaften, Evangelische Akademie zu Berlin
9.45 Uhr Religiöse Argumente in der Sterbehilfe-Debatte in Deutschland
Prof. Dr. Reiner Anselm
Theologische Fakultät, Universität Göttingen
11.00 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr Die Diskussion über den Umgang mit dem Lebensende in Israel: Ethik und Politik
Dr. Carmel Shalev
Law Faculty, University of Tel Aviv
13.00 Uhr Mittagessen
14.00 Uhr Todesbilder in der modernen Gesellschaft –
Zur Kultur des Sterbens und zum Umgang mit dem Tod
Dr. Irmhild Saake
Soziologisches Institut, Universität München
15.15 Uhr Abschlussdiskussion:
Der Einfluss von Religionen und Kultur auf Entwicklung und Bewertung der Biomedizin
16.00 Uhr Ende der Tagung