Antisemitismus kommt selten allein

Fachtagung

Antisemitismus kommt selten allein

Beiträge zur Handlungsfähigkeit

Tagungsnr.
45/2016
Von: 30.11.2016 11:30
Bis: 01.12.2016 16:00
Haus der EKD

Inhalt

Interdisziplinäres Expert*innen-Treffen


Zur Situation:

Die Debatte über Antisemitismus, seine Ursachen, seine Ausprägung, seine Träger, und seine gegenwärtige Relevanz ist fast bekenntnishaft umstritten. Der Vorwurf bzw. die Klage über Tabuisierung ist schnell bei der Hand. Manche vergleichende Forschung wird genutzt, um die Bedeutung von Antisemitismus gering zu achten. Gleichzeitig wird wissenschaftliche und damit notwendig vergleichende Forschung verdächtigt, entweder das Thema Antisemitismus oder andere Rassismen hintan zu stellen. In diesem umstrittenen Feld haben wir Expert*innen zum nachdenklichen Gespräch eingeladen, das sowohl nach dem Spezifischen des Antisemitismus fragt, wie auch nach den Überlappungen mit anderen Syndromen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Dabei sind wir uns bewusst, dass wir auch auf der begrifflichen Ebene immer noch nach geeigneten Kategorien suchen. Das Wissen um die politische Brisanz, wie auch um das noch Offene in den Begriffsbildungen und damit auch auf der Handlungsebene der Bekämpfung dieser Hassformen, veranlasst uns, diese Tagung interdisziplinär und mit internationalen Elementen sowie als deutschisraelische Kooperation durchzuführen. Diese deutsch-israelische Dimension macht die Gesprächslage nicht weniger aufgeladen. In Israel ist die Debatte über Antisemitismus existentiell, weil der Antisemitismus oder wahlweise die Israelfeindschaft der umliegenden staatlichen Formationen wenig Zweifel an aggressiven Absichten lässt. Gleichzeitig kommt es dort wie hier immer wieder zu Instrumentalisierungen, die eigene Ideologien der Ungleichwertigkeit übersehen lassen. Zusätzlich ist noch umstritten, welche Formen der Israelkritik nun von antisemitischen Haltungen zeugen. Somit ist eine solche Art Gespräch über die sogenannte Intersektionalität, also jenes Überlappen von verschiedenen Ideologien der Ungleichwertigkeit auf große Offenheit und gleichzeitig viel Geduld mit je differierenden Positionen angewiesen. Wir wollen die relevanten Positionen miteinander ins Gespräch bringen und tatsächlich im Verstehen der komplexen Sach- und Gemengelage einen Schritt weiter, kommen. Deshalb soll ein Arbeitsklima geschaffen werden, in dem die Gegenpositionen und die offenen Fragen und Antworten ausgehalten und in produktives Nachdenken umgewandelt werden. Kontroversen sind in diesem Verständnis keine Bekenntnis-, sondern Lernsituationen.

Wir laden herzlich ein:


Dr. Christian Staffa, Studienleiter Demokratische Kultur und Kirche,

Evangelische Akademie zu Berlin

Prof. Andreas Zick, Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konfliktund

Gewaltforschung an der Universität Bielefeld

Prof. Stefanie Schüler-Springorum, Zentrum für Antisemitismusforschung,

TU Berlin

Programm

Mittwoch, 30. November 2016

Ab

11.30 Uhr Anmeldung und kleiner Imbiss


13.00 Uhr Begrüßungen:

Dr. Christian Staffa, Studienleiter Demokratische Kultur und Kirche, Evangelische Akademie zu Berlin

Prof. Andreas Zick, Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) an der Universität Bielefeld

Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn


13.30 Uhr Impulsreferate

Antisemitismus kommt selten alleine – Kontextualisierung des Judenhasses im Kontext von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (GMF) – Europäische Perspektiven

Prof. Andreas Zick

Dr. Luca Varadi, Soziologin Central European University, Budapest


14.00 Uhr Kommentare

Deidre Berger, Direktorin American Jewish Committee (AJC), Berlin

Prof. Dr. Dr. h.c. Monika Schwarz-Friesel, Antisemitismusforscherin, TU Berlin

Yariv Lapid, Direktor des Zentrums für Humanistische Erziehung im Museum der Ghettokämpfer Israel


14.30 Uhr Diskussion im Plenum

Moderation Dr. Christian Staffa


15.30 Uhr Kaffeepause


16.00 Uhr Antisemitismus kommt auch allein – zur historischen Beständigkeit und Funktion von Antisemitismus

Impulsreferat

Prof. Samuel Salzborn, Institut für Politikwissenschaft, Georg-August-Universität Göttingen

Koreferat „Kommt Antisemitismus auch alleine?“

Prof. Dr. Doron Kiesel, wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden, Frankfurt

16.30 Uhr Kommentare

Burak Yilmaz, Gruppenleiter beim Projekt „Junge Muslime in Auschwitz“

Prof. Stefanie Schüler-Springorum, Leiterin des Zentrums für Antisemitismusforschung, Berlin

Dr. Klaus Holz, Generalsekretär der Evangelischen Akademien in Deutschland


17.00 Uhr Diskussionen


18.00 Uhr Abendessen


20.00 Uhr Rassismus – Persönliche Erfahrungen

Michaela Dotschy Reinhardt, Jazzsängerin und

Buchautorin, Berlin

Auseinandersetzung mit Antisemitismus:Gelebte Wirklichkeit

Annetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, Berlin

Moderation: Anita Haviv, Publizistin, Israel


Donnerstag, 1. Dezember 2016


9.00 Uhr Aufteilung in fünf Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Fragestellungen mit der Leitfrage: „Wie können theoretische Erkenntnisse für praktische Arbeit umgesetzt werden?“

Dr. Leah Carola Czollek, Dozentin und stellvertretende Frauenbeauftragte an der Alice-Salomon-Hochschule, Berlin

Heike Fahrun, Trainerin Jugend- und Erwachsenenbildung, Berlin, mit Guy Band, Historiker, Israel

Yariv Lapid

Prof. Dr. Doron Kiesel

Burak Yilmaz, mit Susanne Lohaus,

Heroes – Strohhalm e.V., Berlin


11.30 Uhr Präsentation und Diskussion der Ergebnisse

Überlegungen zur Dokumentation und Weiterarbeit,

Erarbeitung von Empfehlungen


13.00 Uhr Mittagessen


Das Podiumsgespräch findet im Auswärtigen Amt statt.

Es ist bereits ausgebucht!


14.00 Uhr Podium

Antisemitismus kommt selten allein

Prof. Andreas Zick

Annetta Kahane

Yariv Lapid

Prof. Stefanie Schüler-Springorum

Moderation: Anita Haviv und Dr. Christian Staffa


16.00 Uhr Verabschiedung

Ende der Tagung


Änderungen des Programms vorbehalten!

Diese Veranstaltung wird ganz oder teilweise mit Bild und Ton aufgezeichnet.

Mit Ihrer Teilnahme erklären Sie Ihr Einverständnis, dass das Bild- und Tonmaterial für Dokumentationszwecke sowie im Rahmen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Veranstalters eingesetzt werden darf.


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Leitung

Dr. Christian Staffa

Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche

Telefon (030) 203 55 - 411

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