Obwohl das Thema Fortpflanzung für christliche Kirchen von hoher Relevanz ist, lehnt ihre Mehrheit weltweit Techniken künstlicher Befruchtung und assistierter Reproduktion ab. Dass jüdische Perspektiven sich hiervon abheben, legt nicht nur der Blick auf den Staat Israel nahe, in dem etwa Behandlungen zur In-vitro-Befruchtung weit verbreitet und gesellschaftlich akzeptiert sind.
Welche Quellen jüdischer Ethik spielen für die überwiegend positive Haltung gegenüber der Fortpflanzungsmedizin eine Rolle, die bei jüdischen Perspektiven auf diese Fragestellungen deutlich werden? Welches Verständnis von Medizin und welche Grundhaltungen liegen dem zugrunde? Wie werden Reproduktionstechnologien eingeordnet? Und inwiefern kann das Sichtbarmachen religiöser Vielfalt ethischen Argumentierens die Debatten bereichern und Verständnis für unterschiedliche Positionen fördern?
Dr. Lilian Marx-Stölting ist Biologin und Bioethikerin. Sie ist Wissenschaftliche Referentin in der Geschäftsstelle des Deutschen Ethikrates, assoziiertes Mitglied des Internationalen Zentrums für Ethik in den Wissenschaften der Universität Tübingen sowie Mitglied der Akademie für Ethik in der Medizin.
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe Familie 2025: Zwischen Ideal und Wirklichkeit, die im Zentrum unseres Jahresthemas Familie steht. Familie begegnet uns im Jahr 2025 in Form ganz unterschiedlicher Fürsorgebeziehungen – zugleich sind Politik, Kirche und Gesellschaft immer noch stark auf das Konzept einer Kleinfamilie ausgerichtet. Welche Brüche und Spannungen ergeben sich daraus für Familien? Muss sich etwas ändern?