War Feminismus lange ein Thema der politischen Linken, hat dieses Thema heute in perfider Form auch einen Platz in den Programmen neuer rechter Organisationen und Parteien gefunden. Unter Berufung auf Gleichberechtigung, Sicherheit oder die Verteidigung von Frauenrechten wird insbesondere gegen den Islam argumentiert und feministische Zielsetzungen werden instrumentalisiert, um antimuslimischen Rassismus zu schüren. Aber auch jenseits dessen wird die frauenrechtliche Situation von Musliminnen vorwiegend im Kontext von Kontroversen und Zugehörigkeitsdiskursen diskutiert. Nicht selten fungieren Kleidungsstücke wie Hijab oder Burkini hier als Projektionsfläche, anhand derer Debatten um Frauenrechte ausgetragen werden. Daher ist es wichtig, die bestehenden Machtverhältnisse zu hinterfragen, um die Verstrickung von Rassismus und Sexismus zu durchdringen.
Bei wem liegt die Deutungshoheit in den Geschlechterdiskursen in Deutschland? Wie lässt sich das verändern? Und wie lassen sich derartige Phänomene offenlegen?
Dr. Meltem Kulaçatan ist Professorin für Soziale Arbeit an der Internationalen Hochschule in Nürnberg. Die Schwerpunkte ihrer Forschung sind Jugend, Religion mit dem Fokus Islam, Migration, Frauen- und Geschlechterforschung, Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft, jüdisch-muslimische Gegenwartsbeziehungen sowie islamistisch bedingte Radikalisierung und Radikalisierungsprävention in Deutschland.