Der Großteil der Familie Dorn wurde von den Nationalsozialisten ermordet; die Familie hat jede Existenzgrundlage verloren und kein Vertrauen mehr in Nachbarn und Institutionen. Geisterbahn erzählt ihre Geschichte über fast 100 Jahre, von der Vorkriegszeit und der bald einsetzenden Verfolgung über den Holocaust und die Nachkriegszeit bis in die nachfolgende Generation.
Die Geschichte der Familie, die Ursula Krechel in Geisterbahn erzählt, ist angelehnt an das wahre Schicksal der Familie von Christian Pfeil. Am Vorabend des internationalen Holocaust-Gedenktags kommen Krechel und Pfeil in Berlin zusammen, um über diese reale Familiengeschichte und ihre Verarbeitung im Roman zu erzählen. Wie schafft es die Familie, nach der Verfolgung im Täterland zu leben, in dem sie weiter Ausgrenzung erfährt? Und wie kann das Grauen des Holocaust und die andauernde Diskriminierung überhaupt literarisch verarbeitet werden?
Christian Pfeil ist ein deutscher Sinto und Überlebender des Holocaust. Seine Familie wurde im Mai 1940 von Trier aus deportiert; er selbst wurde 1944 im Ghetto in Lublin geboren. Viele Verwandte der Familie wurden ermordet, doch Pfeil, seine Geschwister und Eltern überlebten wie durch ein Wunder und kehrten nach Trier zurück. Christian Pfeil ist ausgebildeter Sänger und betrieb als Gastronom erfolgreich mehrere Lokale. In den 1990er Jahre wurden rechtsextreme Angriffe auf ihn und sein Lokal verübt. Seit Jahren tritt Christian Pfeil öffentlich als Überlebender für das Erinnern an den Holocaust an den Sinti und Roma ein und engagiert sich gegen Antiziganismus, Antisemitismus und jede Form von Diskriminierung.
Ursula Krechel, geboren 1947 in Trier, war an verschiedenen Theatern als Dramaturgin tätig. Als Dozentin lehrte sie an der Washington University St. Louis und der Universität der Künste in Berlin. 1974 debütierte sie mit dem Stück Erika als Autorin. Für ihre Gedichtbände, Romane und Essays ist sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, darunter 2012 mit dem Deutschen Buchpreis für den Roman Landgericht. 2025 erhielt Krechel für den Roman Sehr geehrte Frau Ministerin den Georg-Büchner-Preis.
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