Zur Vorgeschichte der Stiftung Kreisau

Zur Vorgeschichte der Stiftung Kreisau

© Fundacja "Krzyżowa"

1989 hatten Student*innen des Sprachenkonvikts, einer Evangelischen Hochschule in Ost-Berlin, über  ihren Professor Wolfgang Ullmann Kontakt mit dem Klub der Katholischen Intelligenz Breslau (Wrocławski Klub Inteligencji Katolickej) aufgenommen. Die Klubs der katholischen Intelligenz waren in der Tauwetterphase des Jahres 1956 entstanden, katholische Laien gründeten damals an über 30 Orten Freundeskreise, die in Warschau, Posen, Krakau, Thorn und Breslau staatliche registriert wurden und somit legal operierten. Die Vereinigung durfte weder Arbeiter*innen aufnehmen, noch den Anspruch erheben, eine Massenbewegung sein zu wollen – was den Namen der Klubs erklärt.

Bereits seit Mitte der 60er Jahre hatte in der Volksrepublik Polen die Befassung mit dem deutschen Widerstand gegen den Nationalsozialismus begonnen. Nicht zuletzt würdigten die polnischen katholischen Bischöfe in ihrem berühmten Brief an ihre deutschen Amtsbrüder aus dem Jahr 1965 unter dem Titel „Wir vergeben und bitten um Vergebung“ auch den einstigen Widerstand. In der Biographie über Dietrich Bonhoeffer „Ein Christ im Dritten Reich“ von Anna Morawska aus dem Jahr 1969 begegnete den polnischen Lesern der christliche Widerstand, in einem weiteren Text beschrieb die Autorin „'Die anderen Deutschen' im Dritten Reich“. Im Klub der Katholischen Intelligenz in Breslau begann so die Beschäftigung mit den „anderen Deutschen“ – zumal jenen, die  die nur 50 km von Breslau entfernt im Widerstand gewirkt haben.

Unter dem unverfänglichen Titel „Christ in der Gesellschaft“ trafen sich im Sommer 1989 in Breslau Polen, Bürger*innen beider deutschen Staaten, Gäste aus den Niederlanden und den USA auf einer internationalen Tagung über den Kreisauer Kreis. Das Klima war bestimmt von den ersten (halb)freien Wahlen in Polen seit dem Zweiten Weltkrieg stattfanden. Beflügelt unternahmen die Teilnehmer*innen der Tagung eine Exkursion nach Kreisau zum ehemaligen Hof der Familie von Moltke, seinerzeit eine heruntergekommene staatseigene Landwirtschaft. Bei diesem Besuch wurde die Idee, am historischen Ort eine Gedenk- und Begegnungsstätte ins Leben zu rufen, geboren – vor  dem Fall des Eisernen Vorhangs. 

Ludwig Mehlhorn hat die Magie dieses Tages, des Ortes und der gemeinschaftlich entwickelten Idee eindrücklich beschrieben. Die Menschen aus Ost und West hätten, so Mehlhorn, in diesem Moment eine gemeinsame Sprache gesprochen. Für ihn sei in diesem Moment die Mauer gefallen.

Eine Gedenkstätte aus der Begegnung – eine Begegnungsstätte aus dem Gedenken. Ludwig Mehlhorn, Bürgerrechtler und 1989 Mitgründer von „Demokratie Jetzt“, ist dann gemeinsam mit Katarzyna Madoń-Mitzner – seit Ende der 70er Jahre aktiv in der Opposition der Volksrepublik Polen und insbesondere mit der Untergrundzeitschrift „Karta“ verbunden – Hauptautor der Kreisauer Dauerausstellung „In der Wahrheit leben“, die Widerstand und Opposition im Europa des 20. Jahrhunderts zum Thema hat.

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