Der Burkini als Ausdruck von Pluralität

Der Burkini als Ausdruck von Pluralität

Oliver Schmidt untersucht muslimische Körperpraktiken

© Konstantin Kulikov/Adobe Stock

Dass es in Deutschland gesellschaftliche Pluralität gibt, ist auch das Resultat von erkämpfter Religionsfreiheit, ungestörter Religionsausübung und der Durchsetzung von Menschenrechten. Doch was folgt aus dieser Erkenntnis für den Alltag? Das hat unser Studienleiter Max Oliver Schmidt als Co-Autor einer soziologischen Studie zu muslimischen Körperpraktiken in Schwimmbädern untersucht.

Denn Religion drückt sich in der Praxis des Alltags aus – und trifft dabei bisweilen auf Hindernisse. Dabei geht es nicht nur um den Besuch in der Kirche, der Moschee oder der Synagoge. Die Ausübung des Glaubens eröffnet ein viel umfassenderes Feld, das auch den Umgang mit dem eigenen Körper umfasst. Der Burkini spielt in diesem Kontext eine wichtige Rolle, ermöglicht er doch bestimmten Gruppen muslimischer Frauen, an Freizeit- und schulischen Aktivitäten in öffentlichen Schwimmbädern teilzuhaben.

In ihrer gemeinsamen Untersuchung haben Ines Michalowski, Professorin für Soziologie an der Universität Münster, und Akademie-Studienleiter Max Oliver Schmidt analysiert, wie Schwimmbäder auf Forderungen nach Erlaubnis zum Burkinitragen oder dem Wunsch nach getrennten Schwimmzeiten reagieren. Ein Ergebnis: Trotz gleicher Bedingungen unterscheidet sich die Regulierung der Körperpraktiken von Fall zu Fall erheblich. Ebenso gibt es große Unterschiede, inwieweit sich daraus Konflikte wie rassistische Angriffe ergeben und wie mit diesen umgegangen wird.

Konkret identifiziert die Studie in dieser Hinsicht vier Kategorien von Schwimmbädern: multikulturelle, universalistische, assimilationistische oder segregationistische. Die Konfliktdynamiken und die Strategien des Organisationsmanagements unterscheiden sich zwischen diesen vier Modellen. Das wiederum wirkt sich auf die Partizipationsmöglichkeiten der Schwimmbadbesucher*innen aus – mit weitreichenden Konsequenzen beispielsweise für die Chance, Schwimmkenntnisse zu erwerben.

Die Studie ist unter dem Titel „Conflict Dynamics in Organizational Decision-Making. Muslim Accommodation in Swimming Pools“ im Journal of Organizational Sociology erschienen und als Open-Access-Veröffentlichung online verfügbar. Sie entstand im Rahmen des Verbundprojekts Bodyrules, das durch das damalige Bundesministerium für Bildung und Forschung (jetzt Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt) gefördert wurde.

© Eva Pöllinger

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Dr. Max Oliver Schmidt

Studienleiter Migration und Europa

Telefon (030) 203 55 - 588

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