Mit Empathie gegen Verzagtheit
Aufzeichnung der Diskussion zum Gedenken an Ludwig Mehlhorn

© Rolf Walter/Robert-Havemann-Gesellschaft
Für seine Verdienste um die europäische Verständigung sowie als Bürgerrechtler und Oppositioneller in der DDR ist am Haus der EKD unweit des Berliner Gendarmenmarkts Ende April 2025 eine Gedenktafel für unseren langjährigen Studienleiter Ludwig Mehlhorn (1950-2011) enthüllt worden. Mehlhorn hatte von 1992 an als Studienleiter für Ostmitteleuropa an der Akademie gewirkt. Er gehörte zu den prägenden Persönlichkeiten einer neuen Beziehung zwischen Polen und Deutschland nach 1989.
Der gebürtige Sachse war Gründungsmitglied der Kreisau-Initiative e.V. und gab seit 1986 gemeinsam mit Stephan Bickhardt (heute Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen) die oppositionelle Zeitschrift „radix-blätter“ im Untergrund (Samisdat) heraus. Darin informierten sie in der DDR über die Aktivitäten der oppositionellen polnischen Gewerkschaft Solidarnosc. Ebenso engagierte sich Mehlhorn bei der Aktion Sühnezeichen und in der Evangelischen Studentengemeinde. 1989 war er Gründungsmitglied der Bürgerbewegung Demokratie Jetzt. In der DDR war er wegen seiner Aktivitäten 1985 mit einem Berufsverbot belegt worden.
Die Gedenktafel wurde nun an einer Außenwand von Ludwig Mehlhorns langjähriger Wirkungsstätte angebracht, dem Haus der EKD am Berliner Gendarmenmarkt, in dem die Evangelische Akademie zu Berlin ihren Sitz hat. Die Tafel ist Teil der Initiative „Berliner Gedenktafeln“, eines Programms des Landes Berlin. Die Recherche für den Tafeltext leistete der Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin.

An der Enthüllung der Gedenktafel nahmen unter anderem der polnische Vize-Außenminister Marek Prawda und die Berliner Kulturstaatssekretärin Sarah Wedl-Wilson teil, außerdem die Bürgerrechtlerin Ulrike Poppe (Robert-Havemann-Gesellschaft), und für die Familie Matthias Mehlhorn.
Die Gedenkrede bei der anschließenden Veranstaltung in der Französischen Friedrichstadtkirche hielt Basil Kerski vom Europäischen Zentrum der Solidarność in Danzig. Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Menschenrechte und Empathie“ sprachen Oleksandra Bienert, Menschenrechtsaktivistin und Vorstandsvorsitzende der Allianz Ukrainischer Organisationen, Ole Jantschek als Sprecher der Gemeinsamen Initiative der Träger Politischer Jugendbildung im Bundesausschuss Politische Bildung, Sarah Schumayer für die Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung sowie die FLINTA*-Aktivistin Lava Mohammadi, Mitgründerin Afghanischer Stammtisch Schleswig-Holstein.
Die Veranstaltung wurde durchgeführt in Kooperation mit der Evangelischen Akademie Sachsen und der Robert-Havemann-Gesellschaft. Letztere wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und den Berliner Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
(Mit Material von epd)
Erschienen am 14.05.2025
Aktualisiert am 14.05.2025