Der diesjährige Bundeskongress des Kooperationsverbundes gegen Antiziganismus soll deshalb mehr Bewusstsein für die historischen Kontinuitäten, Mechanismen und Auswirkungen des Antiziganismus in Deutschland schaffen. Im Rahmen eines Panels diskutieren Betroffene die Situation der Sinti* und Roma* nach 1945, wissenschaftliche Beiträge ergänzen den historischen und aktuellen Kontext. In Workshops diskutieren und vertiefen wir weitere Themen für die politische Bildung und die Präventionsarbeit gegen Antiziganismus.
Der Kooperationsverbund gegen Antiziganismus besteht aus dem Bildungsforum gegen Antiziganismus (Teil des Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma), Amaro Drom e. V., der Evangelischen Akademie zu Berlin mit dem Netzwerk Sinti Roma Kirchen, der Kompetenzstelle Antiziganismus (KogA) der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten sowie der Forschungsstelle Antiziganismus der Universität Heidelberg.
09:00 Ankunft & Registrierung
09.30–10:00 Begrüßung & Eröffnung
10:00-11:15 Paneldiskussion
Keine Stunde Null - Die Erfahrungen von Sinti und Roma nach 1945
• Christian Pfeil, Holocaust-Überlebender
• Margitta Steinbach, Menda Yek e.V.
• Rudko Kawczynski, Rom-Cinti Union (angefragt)
• Seribana Mucista, Amaro Drom e.V.
• Moderation: Talina Connolly, Bildungsbotschafterin gegen Antiziganismus
11:15–11:45 Kaffeepause
11:45–13:00 Impulsvorträge aus der Unabhängigen Kommission Antiziganismus (2019-2021)
Die Aufarbeitung der Zweiten Verfolgung nach 1945
Silas Kropf, Vorsitzender MIA e.V.
PD Dr. Jane Weiß, Humboldt-Universität zu Berlin (angefragt)
13:00–14:00 Mittagspause
14:00–15:30 Die Zweite Verfolgung als Thema der antiziganismuskritischen Bildungsarbeit
Thematische Workshops
15:30–16:00 Kaffeepause
16:00–17:30 Abschlussplenum:
Perspektiven für die Aufarbeitung der Zweiten Verfolgung und die antiziganismuskritische Bildungsarbeit
Dialog mit dem Beauftragten der Bundesregierung für die Bekämpfung von Antiziganismus und für das Leben der Sinti und Roma in Deutschland, Parlamentarischer Staatssekretär Michael Brand
ab 17:30 Ausklang
Änderungen am Programm vorbehalten!
Thematische Workshops
Kriminalisierung und Sondererfassung durch Polizeibehörden als Kernelement der Zweiten Verfolgung
Die Kriminalisierung der Sinti* und Roma* durch die Polizei endete nicht 1945: Jahrzehntelang wurden die Überlebenden unter Generalverdacht gestellt, in Akten und Karteien erfasst, die in manchen Bundesländern noch heute, Generationen später, existieren. In vier Schlaglichtern diskutiert der Workshop die Rolle der Polizei bei der Zweiten Verfolgung, von historischem Unrecht zu einem neuen Bewusstsein und der gegenwärtigen Aufarbeitung.
Organisation: Bildungsforum gegen Antiziganismus, Melde- und Informationsstelle Antiziganismus
Transgenerationales Erinnern und „Lernen aus Akten“: antiziganismuskritische politische Bildung zum Thema Entschädigung NS-verfolgter Sinti* und Roma*
Ausgangspunkt unserer Bildungsarbeit zum Thema Entschädigung/ Zweite Verfolgung von Sinti* und Roma* in der Bundesrepublik Deutschland bilden die Erfahrungen der zweiten und dritten Generation. Marcella Herzenberger (vormals Reinhardt) wird deshalb über die Biografien ihrer Angehörigen und deren Kampf um Entschädigung berichten. Zudem sollen neben der politischen Arbeit der Bürgerrechtsorganisationen auch wesentliche Ergebnisse des im Rahmen der „Bildungsagenda NS-Unrecht“ von dem BMF und der EVZ geförderten Projektes „Lernen aus Akten“ vorgestellt werden.
Organisation: Kompetenzstelle gegen Antiziganismus der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten
Antiziganismuskritische Filmbildung: Das fortgesetzte Unrecht und die Bürgerrechtsbewegung von Sinti* und Roma* nach 1945
Der Workshop greift Dokumentarfilme als Mittel einer antiziganismuskritischen Filmbildung über das fortgesetzte Unrecht und die Bürgerrechtsbewegung von Sinti und Roma nach 1945 auf. Der Critical Film & Image Hub an der Forschungsstelle Antiziganismus der Universität Heidelberg bietet Impulse zum antiziganismuskritischen Umgang mit Narrativen und Bildern und lädt ein zum Austausch über Ansätze der Filmbildung.
Organisation: Critical Film & Image Hub an der Forschungsstelle Antiziganismus (Universität Heidelberg)
Von der Nachkriegszeit bis heute: Fortdauernde antiziganistische Strukturen an Schulen
In unserem Workshop werden wir die historischen Kontinuitäten antiziganistischer Diskriminierung und Ausgrenzung an deutschen Schulen seit der Nachkriegszeit bis heute – insbesondere anhand von Zeugnissen Betroffener – in den Blick nehmen. Ausgehend von den Erfahrungen von Amaro Drom mit Workshops an Schulen möchten wir zudem gemeinsam Möglichkeiten für eine nachhaltige Sensibilisierung von Lehr- und anderem Schulpersonal diskutieren. Hierzu wollen wir uns auch mit der Anfang 2025 veröffentlichten Gemeinsamen Empfehlung des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma und der Kultusministerkonferenz zum Umgang mit Antiziganismus in der Schule auseinandersetzen.
Organisation: Amaro Drom e.V.
Mehr als Aktenlagen – Persönliche und aktenbasierte Zugänge zum Unrecht nach 1945
Auf Grundlage umfangreicher Aktenbestände aus kirchlichen Organisationen beleuchtet der Workshop die Zweite Verfolgung nach 1945. Im Mittelpunkt stehen sowohl Perspektiven aus der Archivrecherche als auch Erfahrungen von Angehörigen der Minderheit. Gemeinsam werden so Strukturen des Unrechts sichtbar gemacht, die über die reine Aktenlage hinausweisen.
Organisation: Netzwerk Sinti Roma Kirchen
Haus der EKD
Charlottenstraße 53/54
10117 Berlin