Der "jüdische Wuchergeist"

Vortrag

Der "jüdische Wuchergeist"

Vom biblischen Zinsverbot zum antisemitischen Klischee

Antisemitismuskritische Bibelauslegungen

Tagungsnr.
23084
Von: 16.11.2023 19:00
Bis: 16.11.2023 20:30
Online

© Marina/Adobe Stock

Das Klischee vom geldgierigen Juden ist eines der verbreitetsten und hartnäckigsten antisemitischen Vorurteile. In der biblischen Ethik, die ein Verbot des Zinsnehmens kennt (5. Mose 23,20-21) und einen regelmäßigen Erlass aller Schulden fordert, hat es keine Grundlage. Es entspringt auch nicht der Bedeutung von Juden im mittelalterlichen oder neuzeitlichen Geldgeschäft. Schließlich entspricht es nicht der sozialen Realität jüdischer Menschen in Europa, die überwiegend in Armut lebten. In seinem Vortrag zeigt der Alttestamentler Rainer Kessler: Je weniger es mit der Wirklichkeit übereinstimmt, desto langlebiger hält sich das Klischee.

Inhalt

In unserer Reihe antisemitismuskritischer Bibelauslegungen stellen renommierte sowie junge Exeget*innen neue Bibelauslegungen vor, die der tradierten Stereotypisierung von Juden, Jüdinnen und Judentum entgegentreten. Klischeehafte christliche Vorstellungen wirken oft bildhaft im säkularisierten Antisemitismus weiter: der alttestamentarische Gesetzesglauben; der Rachegott, der Blutopfer als Sühne verlangt und Beschneidung anordnet; der eine bestimmte Gruppe auserwählt (Kirche oder Synagoge) und dessen Verheißungen Nationalismus und Kolonialismus schüren.

In wissenschaftlich fundierten, aber leicht zugänglichen Auslegungen bestimmter Textpassagen hinterfragen wir diese karikierenden Vorstellungen jeden zweiten Donnerstag im Monat. Die Exeget*innen schneiden dabei die antijüdische Rezeptionsgeschichte kurz an, entwickeln aber vor allem neue, kreative und lebendige Verständnismöglichkeiten, in denen die Schrift in ihrer Tiefe und Mehrdimensionalität neu zur Geltung kommt. Die Vorträge sollen Lust machen, das Potenzial biblischer Texte neu zu entdecken und zu zeigen, wie sehr wir davon profitieren, wenn wir sie mit der jüdischen Tradition und nicht gegen sie lesen.

Prof. Dr. Rainer Kessler war Pfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und Professor für Altes Testament an der Universität Marburg. Seit 2010 ist er im Ruhestand. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Sozialgeschichte des alten Israel, die biblische Prophetie und die Ethik des Alten Testaments.

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Leitung

Dr. Christian Staffa

Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche

Telefon (030) 203 55 - 411

Prof. em. Katharina von Kellenbach, PhD

Projektreferentin für „Bildstörungen: Elemente einer antisemitismuskritischen pädagogischen und theologischen Praxis“

Organisation

Eichhorst, Anne

Anne Eichhorst

Projektsachbearbeitung „DisKursLab“, Assistenz des Antisemitismusbeauftragten der EKD Dr. Staffa

Telefon (030) 203 55 - 407

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