Das Jahr 1945 stellte für Sinti* und Roma* keinen Neuanfang dar. Im Gegenteil, für viele Angehörige der Minderheit ging die gesellschaftliche Ausgrenzung nahtlos weiter: Ihnen wurde die Rückgabe ihrer Wohnungen verwehrt. Entschädigungsanträge wurden von Beamten abgelehnt, die in der Zeit des Nationalsozialismus bei Deportationen mitgewirkt hatten. Die behördliche Erfassung griff vielerorts auf NS-Akten zurück bzw. setzte diese fort. Dieses Unrecht wird heute als „Zweite Verfolgung“ bezeichnet; ihre Aufarbeitung ist eine der zentralen Forderungen der Unabhängigen Kommission Antiziganismus.
Vom 4. bis zum 12. April 1980 setzten zwölf Hungerstreikende, darunter mehrere Holocaust-Überlebende, vor den Augen der Weltöffentlichkeit ein sichtbares Zeichen gegen den Umgang mit der NS-Vergangenheit wie auch gegen die andauernde Diskriminierung von Sinti* und Roma*. Weil den Protestierenden von staatlicher Seite der Zugang zum Gelände der KZ-Gedenkstätte nur während der Öffnungszeien gerwährt wurde, öffnete die Evangelische Versöhnungskirche ihre Pforten. Dieses Zeichen der Solidarität war ein früher Lichtblick in der Beziehung zwischen der evangelischen Kirche und der Bürgerrechtsbewegung.
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14:00 Rundgang über das Gelände (begrenzte Kapazität)
Führung über das Gelände durch den Pfarrer der evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau, Björn Mensing, und durch den Aktionskünstler Alfred Ullrich, dessen drei Onkel in Dachau interniert waren.
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16:00 Kranzniederlegung am Internationalen Mahnmal
Dr. Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau,
Erich Schneeberger, Vorsitzender des Verband Deutscher Sinti und Roma Landesverbands Bayern
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17:00 Gedenkgottesdienst in der Versöhnungskirche
Begrüßung Björn Mensing, Pf. an der Versöhnungskirche Dachau
Zeitzeugenbericht Uta Horstmann, Mitstreikenden 1980
Predigt Landesbischof Christian Kopp, Ev.-Luth. Kirche in Bayern
Gottesdienstleitung Christian Staffa, Studienleiter Ev. Akademie zu Berlin
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18:00 Empfang
Dekanin Barbara Pühl, Dekanat München
Dotschy Reinhardt, Stellvertretende Vorsitzende Zentralrat Deutscher Sinti und Roma
Dotschy Reinhardt & Christian Staffa, Netzwerk Sinti Roma Kirchen
Zeitzeugeninterview:
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Barbara Distel, ehem. Leiterin der KZ-Gedenkstätte
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Erich Schneeberger, Vorsitzender des Landesverbands Bayern
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Christian Schubert, 1980 Freiwilliger von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste
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Diakon Eberhard Schulz, 1980 Mitarbeiter der Evangelischen Jugend München
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Hans Holzhaider, Journalist in der Dachauer Redaktion der Süddeutschen Zeitung
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Moderation: Björn Mensing, Pf. an der Versöhnungskirche Dachau
Aufgrund der begrenzten Kapazität wird um verbindliche Anmeldung bis zum 25. März gebeten.
Bitte beachten Sie, dass die KZ-Gedenkstätte um 17 Uhr schließt. Bis dahin erreichen Sie die Versöhnungskirche über alle Zugänge zur Gedenkstätte. Später ist nur noch der Zugang über das Kloster Karmel, Alte Römerstraße 91, geöffnet.
KZ-Gedenkstätte Dachau
Pater-Roth-Straße 2A
85221 Dachau