Verantwortung für Ortskräfte in Afghanistan und weltweit

Zwei Jahre, nachdem in Afghanistan die Taliban die Macht übernommen haben, warten dort immer noch viele durch Vergeltung oder politische Verfolgung gefährdete Afghan*innen darauf, in Deutschland aufgenommen zu werden. Obwohl für sie inzwischen ein „Bundesaufnahmeprogramm“ beschlossen wurde, bleiben viele ehemalige Ortskräfte deutscher Ministerien und Nichtregierungsorganisationen in großer Gefahr. Zum Jahrestag des Abzugs der Bundeswehr aus Afghanistan hatte die Evangelische Akademie zu Berlin 2022 erstmals zu einem Ortskräftekongress einladen. Er sollte den Betroffenen einen Ort zur Vernetzung und zum konstruktiven Austausch mit deutschen Behörden, Ministerien und Parlamentarier*innen eröffnen.

Der zweite Ortskräftekongress erweitert in diesem Jahr die Perspektive: Neben ehemaligen afghanischen Angestellten deutscher Behörden rücken auch Ortskräfte in Mali und im Sudan in den Blick, deren Situation derzeit oft unklar ist. Auch für sie trägt Deutschland Verantwortung wie für ihre Kolleg*innen in Afghanistan. Neben der Bundeswehr ist dabei auch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ein wichtiger Akteur, da sie weltweit Ortskräfte rekrutiert. Verantwortung trägt außerdem die Europäische Union: Auch für die EU-Polizeimission, die zum Aufbau einer nachhaltigen zivilen Polizeitruppe dienen sollte, wurden afghanische Ortskräfte angestellt.

Beim Kongress soll es nicht nur um den Status quo gehen. Auch Lösungsansätze sollen diskutiert werden, darunter ein Resettlement-Programm für Ortskräfte und Best-Practice-Beispiele in anderen NATO-Staaten. Auf dem Podium erwarten wir dazu die Wehrbeauftragte Eva Högl und viele weitere Abgeordneten des Deutschen Bundestags. Für einen musikalischen Rahmen sorgt der Pianist Igor Levit.

Den Ortskräftekongress veranstaltet die Akademie in Kooperation mit dem Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte, Pro Asyl und dem Deutschen Bundeswehrverband.