Evangelische Friedensethik im Angesicht des Krieges
Akademiedirektorin Krippner im rbb24 Inforadio

© EAzB / Karin Baumann
Mit einer neuen Friedensdenkschrift positioniert sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in Kürze während ihrer Herbstsynode in Dresden zu Fragen von Krieg und Frieden. Sie tut dies in einer Zeit, die gekennzeichnet ist von politischen Einschnitten wie Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und der Eskalation im Nahen Osten nach dem terroristischen Überfall der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023. Im rbb24 Inforadio hat Akademiedirektorin Friederike Krippner – als Co-Vorsitzende der EKD-Friedenswerkstatt und stellvertretende Vorsitzende des Redaktionsteams zugleich Mitautorin der Denkschrift – über das Konzept des Gerechten Friedens gesprochen, das darin zentral ist.
„Frieden ist nicht, wenn einfach nur keine Gewalt da ist, sondern er braucht Dimensionen der Gerechtigkeit“, erläuterte Krippner den Grundgedanken der Denkschrift. „Einerseits ist das tatsächlich der Schutz vor Gewalt, aber andererseits sind das auch Dimensionen wie die Förderung von Freiheit, der Abbau von Ungleichheiten (…) und schließlich auch ein friedensfördernder Umgang mit Pluralität.“ Zugleich sei Frieden immer ein Prozess. Es gehe also stets darum, an all diesen Dimensionen zu arbeiten.
Aus guten Gründen, so Krippner, hätten sich die Kirchen nach dem Zweiten Weltkrieg von ihrer langen Tradition verabschiedet, Konzepte für einen „gerechten Krieg“ zu entwickeln. Stattdessen machten sie seitdem auch mit ihren pazifistischen Strömungen deutlich, dass es einen gerechten Krieg niemals geben könne. Zugleich gelte aber: „Es kann sein, dass in ganz bestimmten, sehr eng gefassten Umständen für einen Gerechten Frieden Gegengewalt nötig ist – aber immer erst dann, wenn alle anderen Möglichkeiten erschöpft sind.“
Die Akademiedirektorin betonte, die Denkschrift sei kein dogmatischer Text, sondern wolle zur Gewissensbildung beitragen. „Diese Denkschrift will dazu ermuntern offenzulegen, wie man zu ethischen Entscheidungen kommt – und will eigentlich deutlich machen, dass man diesen Weg des Denkens schon selber gehen muss, aber Möglichkeiten aufzeigen, wie dieser Weg sein kann.“
Erschienen am 05.11.2025
Aktualisiert am 05.11.2025


