Jenseits der Stereotype

Vortrag

Jenseits der Stereotype

Die Hebräische Bibel akribisch und phantasievoll gelesen.

Die Bibel neu entdecken: Antisemitismuskritische Bibelauslegungen

Tagungsnr.
21106
Von: 11.11.2021 19:00
Bis: 11.11.2021 20:30
Online

© adobe stock / eranyardeni

Wie lassen sich die biblischen Geschichten ohne antijüdische Projektionsmuster erzählen? In unserer Reihe antisemitismuskritischer Bibelauslegungen spricht Alexander Deeg über die Geschichte vom Durchzug des Volkes Israel durch den Jordan. Manche christliche Auslegung ist schnell mit Texten aus der Hebräischen Bibel fertig. Aus der Perspektive des Neuen Testaments werden sie als bloße Vor- oder Gegenbilder dem vermeintlich „Eigentlichen“ gegenübergestellt. Jesus als der neue Josua, die Taufe als der wahre Durchzug durch den Jordan – Deutungen wie diese begegnen in der Auslegung von Josua 3, wie eine Analyse von jüngst zu diesem Text gehaltenen Predigten zeigt. Der Vortrag zeigt, wie es ein akribisches und phantasievolles Eintauchen in den Text ermöglicht, stereotype Lesarten zu überwinden und den Reichtum biblischer Texte zu entdecken.

Inhalt

In unserer Reihe antisemitismuskritischer Bibelauslegungen stellen renommierte Exeget*innen neue Bibelauslegungen vor, die der tradierten Stereotypisierung von Juden*Jüdinnen und Judentum entgegentreten.

Klischeehafte christliche Vorstellungen wirken oft bildhaft im säkularisierten Antisemitismus weiter: der alttestamentarische Gesetzesglauben; der Rachegott, der Blutopfer als Sühne verlangt und Beschneidung anordnet; der eine bestimmte Gruppe auserwählt (Kirche oder Synagoge) und dessen Verheißungen Nationalismus und Kolonialismus schüren. In wissenschaftlich fundierten, aber leicht zugänglichen Auslegungen bestimmter Textpassagen hinterfragen wir diese karikierenden Vorstellungen von September 2021 bis April 2022 jeden zweiten Donnerstag im Monat. Die Exeget*innen schneiden dabei die antijüdische Rezeptionsgeschichte kurz an, entwickeln aber vor allem neue, kreative und lebendige Verständnismöglichkeiten, in denen die Schrift in ihrer Tiefe und Mehrdimensionalität neu zur Geltung kommt. Die Vorträge sollen Lust machen, das Potential biblischer Texte neu zu entdecken und zu zeigen, wie sehr wir davon profitieren, wenn wir sie mit der jüdischen Tradition und nicht gegen sie lesen.

Prof. Dr. Alexander Deeg lehrt seit 2011 Praktische Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig. Nach dem Studium der Evangelischen Theologie und Judaistik in Erlangen und Jerusalem war er Vikar der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern und wurde 2001 ordiniert. Zahlreiche Publikationen zur jüdischen und christlichen Predigt, zur Textlektüre im Dialog mit dem Judentum und zu neuen exegetischen und homiletisch-liturgischen Zugängen zu alttestamentlichen Perikopen.

Den Bibeltext zu Josua 3 können sie hier nachlesen in der Lutherübersetzung.

Programm

Weitere Veranstaltungen in der Reihe antisemitismuskritischer Bibelauslegungen:

9. Dezember 2021
"Mit Blindheit geschlagen"?
Marie Hecke über intersektionale Zugänge zu neutestamentlichen Heilungsgeschichten

13. Januar 2022
Vorhaut oder Beschneidung?
Kathy Ehrensperger über paulinische Hautdebatten (Römer 3.1 und Galater 5.2)

10. Februar 2022
Sarah, Hagar, und wie weiter...
Brigitte Kahl über paulinische Entfeindungen (Galater 4:21-31)

10. März 2022
"
Wer Geschwister hat, braucht keine Feinde
Milena Hasselmann zum Bild der Pharisäer im Neuen Testament (Mt 23)

14. April 2022
Steh auf, Gott, streite Deinen Streit
Juni Hoppe legt Psalm 74 aus

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Leitung

Dr. Christian Staffa

Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche

Telefon (030) 203 55 - 411

Dr. Ulrike Metternich

Projektstudienleitung "Feministische Bibelgespräche"

Telefon (030) 203 55 - 506 (Sekretariat Akademieleitung)

Prof. em. Katharina von Kellenbach, PhD

Projektreferentin für „Bildstörungen: Elemente einer antisemitismuskritischen pädagogischen und theologischen Praxis“

Kooperation/Förderung

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