"Erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern ..."

Vortrag

"Erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern ..."

Erwählungsdünkel oder Verantwortung für die Welt?

Die Bibel neu entdecken: Antisemitismuskritische Bibelauslegungen

Tagungsnr.
21104
Von: 09.09.2021 19:00
Bis: 09.09.2021 20:30
Online

© adobe stock / Andreas Haertle

Wie lassen sich die biblischen Geschichten ohne antijüdische Projektionsmuster erzählen? Zum Auftakt einer neuen Reihe antisemitismuskritischer Bibelauslegungen spricht Rainer Kessler über 5. Mose 7,6-11.

Inhalt

Hinter der biblischen Vorstellung, das jüdische Volk sei von Gott zu seinem Volk „erwählt“, vermuten manche Nichtjuden einen jüdischen Erwählungsdünkel. „Erwählung“ ist aber kein Privileg. Es erhebt nicht über die anderen. Und es bedeutet auch nicht, dass die anderen „verworfen“ seien. „Erwählung“ heißt, von Gott besonders in die Pflicht genommen zu sein. Das gilt auch für Christ*innen, die von Gott in der Taufe zu seinen Kindern erwählt wurden.

In einer neuen Reihe antisemitismuskritischer Bibelauslegungen stellen renommierte Exeget*innen neue Bibelauslegungen vor, die der tradierten Stereotypisierung von Juden*Jüdinnen und Judentum entgegentreten.

Klischeehafte christliche Vorstellungen wirken oft bildhaft im säkularisierten Antisemitismus weiter: der alttestamentarische Gesetzesglauben; der Rachegott, der Blutopfer als Sühne verlangt und Beschneidung anordnet; der eine bestimmte Gruppe auserwählt (Kirche oder Synagoge) und dessen Verheißungen Nationalismus und Kolonialismus schüren. In wissenschaftlich fundierten, aber leicht zugänglichen Auslegungen bestimmter Textpassagen hinterfragen wir diese karikierenden Vorstellungen von September 2021 bis April 2022 jeden zweiten Donnerstag im Monat. Die Exeget*innen schneiden dabei die antijüdische Rezeptionsgeschichte kurz an, entwickeln aber vor allem neue, kreative und lebendige Verständnismöglichkeiten, in denen die Schrift in ihrer Tiefe und Mehrdimensionalität neu zur Geltung kommt. Die Vorträge sollen Lust machen, das Potential biblischer Texte neu zu entdecken und zu zeigen, wie sehr wir davon profitieren, wenn wir sie mit der jüdischen Tradition und nicht gegen sie lesen.

Prof. Dr. Rainer Kessler war Pfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und Professor für Altes Testament an der Universität Marburg. Seit 2010 ist er im Ruhestand. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Sozialgeschichte des alten Israel, die biblische Prophetie und die Ethik des Alten Testaments.

Den Bibeltext zu 5. Mose 7,6-11 können sie hier nachlesen in der Lutherübersetzung.

Programm

Weitere Veranstaltungen in der Reihe antisemitismuskritischer Bibelauslegungen:

14. Oktober 2021
Überlegenheitshermeneutik verlernen
Die Erzählung über den zwölfjährigen Jesus im Tempel. Claudia Janssen spricht über Lukas 2:41-50

11. November 2021
Jenseits der Stereotype
Die Hebräische Bibel akribisch und phantasievoll gelesen. Alexander Deeg legt Josua 3 aus

9. Dezember 2021
"Mit Blindheit geschlagen"?
Marie Hecke über intersektionale Zugänge zu neutestamentlichen Heilungsgeschichten

13. Januar 2022
Vorhaut oder Beschneidung?
Kathy Ehrensperger über paulinische Hautdebatten (Römer 3.1 und Galater 5.2)

10. Februar 2022
Sarah, Hagar, und wie weiter...
Brigitte Kahl über paulinische Entfeindungen (Galater 4:21-31)

10. März 2022
"Wer Geschwister hat, braucht keine Feinde
Milena Hasselmann zum Bild der Pharisäer im Neuen Testament (Mt 23)

14. April 2022
Steh auf, Gott, streite Deinen Streit
Juni Hoppe legt Psalm 74 aus


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Leitung

Dr. Christian Staffa

Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche

Telefon (030) 203 55 - 411

Dr. Ulrike Metternich

Projektstudienleitung "Feministische Bibelgespräche"

Telefon (030) 203 55 - 506 (Sekretariat Akademieleitung)

Prof. em. Katharina von Kellenbach, PhD

Projektreferentin für „Bildstörungen: Elemente einer antisemitismuskritischen pädagogischen und theologischen Praxis“

Kooperation/Förderung

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