"Selig sind die Unfruchtbaren"

Vortrag

„Selig sind die Unfruchtbaren“

Die Verwerfung Jerusalems in der Passionsgeschichte

Die Bibel neu entdecken: Antisemitismuskritische Bibelauslegungen

Tagungsnr.
22052
Von: 09.06.2022 19:00
Bis: 09.06.2022 20:30
Online
Sonntagsausflug A412162

© Butch / Adobe Stock

Wie lassen sich die biblischen Geschichten ohne antijüdische Projektionsmuster erzählen? In unserer Reihe antisemitismuskritischer Bibelauslegungen spricht Tania Oldenhage über die Wirkungsgeschichte der sogenannten Seligpreisung der Unfruchtbaren aus der Kreuzigungserzählung. Mit Hilfe feministischer und post-Holocaust-Forschungen trägt sie eine alternative Lesart vor.

Inhalt

Auf dem Weg zur Kreuzigung wendet sich Jesus an die weinenden Frauen Jerusalems: „Weint nicht um mich, sondern weint um euch selbst und um eure Kinder. Denn es kommen Tage, da wird man sagen: Selig sind die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren haben, und die Brüste, die nicht gestillt haben.“ (Lukas 23,28-29) Bei ihrer Neuinterpretation dieser Geschichte aus dem Lukas-Evangelium erinnert Tania Oldenhage an literarische Traditionen, in denen Bilder von Müttern und Säuglingen verwendet werden, um die verheerenden Auswirkungen von Krieg und anderen Formen der Gewalt zu vermitteln.

In unserer Reihe antisemitismuskritischer Bibelauslegungen stellen renommierte und junge Exeget*innen neue Bibelauslegungen vor, die der tradierten Stereotypisierung von Juden*Jüdinnen und Judentum entgegentreten.

Klischeehafte christliche Vorstellungen wirken oft bildhaft im säkularisierten Antisemitismus weiter: der alttestamentarische Gesetzesglauben; der Rachegott, der Blutopfer als Sühne verlangt und Beschneidung anordnet; der eine bestimmte Gruppe auserwählt (Kirche oder Synagoge) und dessen Verheißungen Nationalismus und Kolonialismus schüren. In wissenschaftlich fundierten, aber leicht zugänglichen Auslegungen bestimmter Textpassagen hinterfragen wir diese karikierenden Vorstellungen jeden zweiten Donnerstag im Monat.

Die Exeget*innen schneiden dabei die antijüdische Rezeptionsgeschichte kurz an, entwickeln aber vor allem neue, kreative und lebendige Verständnismöglichkeiten, in denen die Schrift in ihrer Tiefe und Mehrdimensionalität neu zur Geltung kommt. Die Vorträge sollen Lust machen, das Potential biblischer Texte neu zu entdecken und zu zeigen, wie sehr wir davon profitieren, wenn wir sie mit der jüdischen Tradition und nicht gegen sie lesen.

Tania Oldenhage ist Pfarrerin in Zürich. Sie promovierte in den USA und lehrte dort an unterschiedlichen Universitäten, bevor sie Gemeindepfarrerin in Zürich und Studienleiterin am Forum für Zeitfragen in Basel wurde. 2013 habilitierte sie an der Universität Basel und unterrichtet dort seitdem als Privatdozentin für Wirkungsgeschichte des Neuen Testaments.
Buchveröffentlichungen: Neutestamentliche Passionsgeschichten nach der Shoah. Exegese als Teil der Erinnerungskultur.
Kohlhammer 2014; Parables for Our Time: Rereading New Testament Scholarship aafter the Holocaust. Oxford 2002.

Programm

8. September 2022
Die Passionsgeschichte ohne Verschwörung erzählen
Katharina von Kellenbach über den Gottesmordvorwurf

13. Oktober 2022
Theologie(n) des Landes Israel
Frank Crüsemann spricht über Gen 12,1-7

10. November 2022
Nächstenliebe, Feindesliebe, Fremdenliebe
Angelika Strotmann spricht über die Jesusüberlieferung

8. Dezember 2022
Die Kinder des Reiches werden hinausgestoßen
Carsten Jochum-Bortfelt spricht zur Enterbungslehre in christlicher Theologie

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Leitung

Dr. Christian Staffa

Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche

Telefon (030) 203 55 - 411

Dr. Ulrike Metternich

Projektstudienleitung "Feministische Bibelgespräche"

Telefon (030) 203 55 - 506 (Sekretariat Akademieleitung)

Prof. em. Katharina von Kellenbach, PhD

Projektreferentin für „Bildstörungen: Elemente einer antisemitismuskritischen pädagogischen und theologischen Praxis“

Kooperation/Förderung

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