
Alt gegen Neu?
Ruth Ebach über den alten und den neuen Bund
Besonders die Propheten im Alten Testament versprechen immer wieder, dass Gott einen „neuen“ Bund anbieten wird. Dann beginnt nach Zerstörung und Krieg, nach Exil und Verbannung Israels wirklich ein solcher „neuer“ Bund. Er verheißt Hoffnung und Aufbruch, Versöhnung und Erneuerung – bis zur nächsten Katastrophe. Tatsächlich ist der „neue“ immer derselbe ewige Bund, mit dem aus den Höhen und Tiefen der Geschichte eine Heilsgeschichte mit Gott wird.
Erst das christliche Verständnis schafft eine Gegenüberstellung, bei der ein „neuer Bund“ radikal mit dem „alten Bund“ bricht. Dabei, so argumentiert die Alttestamentlerin Ruth Ebach, kann man den „neuen Bund“ auch in der neutestamentlichen Sprache als Erneuerung und Veränderung verstehen, der den „alten Bund“ eben nicht ablöst und überwindet.
In unserer Reihe Antisemitismuskritische Bibelauslegungen stellen wechselnde Exeget*innen neue Bibelauslegungen vor, die der tradierten Stereotypisierung von Juden, Jüdinnen und Judentum entgegentreten.
Dr. Ruth Ebach ist Professorin für Historisch-Philologische Studien der Hebräischen Bibel an der Fakultät für Theologie und Religionswissenschaften (FTSR) der Université de Lausanne.
Erschienen am 23.09.2025
Aktualisiert am 23.09.2025