
Der Zöllner ist immer der Jude?!
Zachäus widerfährt Heil
Die Darstellung von Zöllnern in der Bibel tradiert antijüdische Vorurteile, wenn sie als reiche Ausbeuter, als Kollaborateure und Verräter dargestellt werden. Dabei mussten Zöllner – historisch gesehen - mit ihren eigenen Vermögen für Einnahmen bürgen und wurden engmaschig kontrolliert. Im Lukasevangelium ist der Oberzöllner Zachäus für die Arbeit seiner Angestellten verantwortlich und bereit, für Fehler einzustehen, indem er ausdrücklich sagt: „Wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück“ (Lk 19,8). Aliyah-Almuth El Mansy macht in ihrem Vortrag deutlich: Zachäus Unbeliebtheit bei den Nachbarn ist nicht zwingend Beweis von Betrug und Unrecht. Mit dem Besuch Jesu widerfährt seinem Haus Heil, indem sein Status in der Gemeinschaft als „Sohn Abrahams“ (Lk 19,9) wieder hergestellt wird.
In unserer Reihe Antisemitismuskritische Bibelauslegungen stellen wechselnde Exeget*innen neue Bibelauslegungen vor, die der tradierten Stereotypisierung von Juden, Jüdinnen und Judentum entgegentreten.
Dr. Aliyah-Almuth El Mansy ist evangelische Theologin und arbeitet als Pfarrerin und Privatdozentin im Fachgebiet Neues Testament an der Philipps-Universität Marburg. Für ihre Doktorarbeit mit dem Thema „Exogame Ehen. Die traditionsgeschichtlichen Kontexte der paulinischen Position“ erhielt den Hannah-Jursch-Preis der EKD.
Erschienen am 01.07.2025
Aktualisiert am 01.07.2025