Prof. em. Katharina von Kellenbach, PhD
Projekteferentin für „Bildstörungen: Elemente einer antisemitismuskritischen pädagogischen und theologischen Praxis“
Prof. em. Katharina von Kellenbach, PhD (1960) studierte evangelische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Berlin (West) und in Göttingen, bevor sie 1983 in die USA zog, um an der Temple University in Philadelphia zum Thema Anti-Judaism in Feminist Religious Writings zu promovieren. 1991 wurde sie am St. Mary’s College of Maryland eingestellt, wo sie den Fachbereich in Religious Studies aufbaute und eine akademische Karriere als Professor of Religious Studies durchlief. 2018-2019 verbrachte sie als Leiterin der ZiF Forschungsgruppe „Felix Culpa: Zur kulturellen Produktivität der Schuld“ und 2019-2020 war sie Visiting Corcoran Chair in Christian-Jewish-Relations am Boston College in Boston.
Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der jüdisch-christlichen Beziehung, der theologischen und familienbiographischen Reflektion der Shoah, der feministischen Theologie und dem interreligiösen Dialog.
Zu ihren Publikationen gehören Anti Judaism in Feminist Religious Writings (Oxford University Press, 1994), Von Gott reden im Land der Täter. Theologische Stimmen der dritten Generation nach der Shoah (Darmstadt: 2001) und Mit Blick auf die Täter (Gütersloh: 2006), und The Mark of Cain: Guilt and Denial in the Lives of Nazi Perpetrators (Oxford University Press, 2013).
Zum Projekt „Bildstörungen: Elemente einer antisemitismuskritischen pädagogischen und theologischen Praxis“
Ziel des Projekts „Bildstörungen“ ist es, die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Theologie im jüdisch-christlichen Dialog der letzten Jahrzehnte für den evangelischen Religionsunterricht und die Gemeindearbeit zugänglich zu machen. „Bildstörungen“ entwickelt und bietet Unterrichtsmaterialien und Fortbildungen an, mit denen tradierte Erzählungen jüdischer Gegnerschaft bewusst gemacht werden sollen, damit sie überwunden werden können.
Unter antisemitischkritischer Theologie verstehen wir nicht, oder jedenfalls nicht nur, die Kritik an hergebrachten anti-jüdischen Bildern und Narrativen, sondern eine konstruktive Neuerzählung der biblischen Geschichten und theologischen Kernlehren. Dabei sollen insbesondere die Wurzeln unterschiedlicher säkularer antisemitischer Topoi ausgehebelt werden. Diese zeigen sich zum Beispiel in der Unterstellung, dass Juden als Drahtzieher einer weltweiten Verschwörung agieren (Passionsgeschichte) oder dass sie wesenhaft mit Verrat (Judas) und Geld (Geldwechsler, Joseph) in Verbindung stehen. Verbreitet ist außerdem die Vorstellung, dass das jüdische Gesetz zum Gehorsamsglauben und zum Einhalten archaischer Blutrituale (Beschneidung, Schächten, Kindermord) zwingt. Bis heute ist den meisten Menschen nicht bewusst, dass diese Bilder christlich verankert sind.
Antisemitismus ist Sünde - das haben inzwischen alle christlichen Kirchen erkannt. Aber noch gibt es nicht ausreichend Lehr- und Lernmaterialien, die biblische und theologische Lektionen ohne Projektion auf das jüdische Andere vermitteln. Hier setzt das Projekt an.
„Bildstörungen“ gehört zum Arbeitsbereich des Antisemitismusbeauftragten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Christian Staffa. Es ist für zwei Jahre finanziert vom Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus.
The Project: Bildstörungen: Elements of a pedagogical and theological practice that resists antisemitism
This project aims to make the theological and exegetical scholarship of Jewish-Christian dialogue accessible to public school religion classrooms and local congregations. It seeks not only to educate learners about the tradition of anti-Jewish stereotypes in Biblical and theological interpretations, but to construct new interpretations of core doctrines and narratives.
It focuses on central Christian tropes and texts that sustain secular antisemitic ideologies: that Jews acts as a hidden force behind nefarious conspiracies (passion story), are associated with betrayal (Judas) and money (Temple cleansing, Joseph); that the law compels blind obedience to archaic blood rituals (circumcision, slaughter, ritual murder). Many people are not aware that these images arise from the Christian tradition. Antisemitism is a sin - all churches have recognized this. But there is a lack of alternative instructional lessons and materials that do not project negative aspects onto the Jewish other. Bildstörungen offers seminars and develops teaching materials to detect and avoid anti-Jewish dynamics and caricatures.
This project is administered by the Office of the Commissioner against Antisemitism of the Council of the Evangelical Church in Germany (EKD), Christian Staffa. It received funding for two years from the German Federal Government Commissioner for Jewish Life in Germany and the Fight against Antisemitism.
Erschienen am 23.04.2021
Aktualisiert am 25.05.2023