Der alte und der neue Bund

Vortrag

Der alte und der neue Bund

Enterbung oder Erneuerung?

Antisemitismuskritische Bibelauslegungen

Tagungsnr.
24002
Von: 16.05.2024 19:00
Bis: 16.05.2024 20:30
Online

© Claude Truong-Ngoc, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons | Vassil, Public domain, via Wikimedia Commons

Wie lassen sich die biblischen Geschichten ohne antijüdische Projektionsmuster erzählen? In unserer Reihe antisemitismuskritischer Bibelauslegungen beleuchtet Karin Finsterbusch die in Jeremia (31,31–34) beschriebene Zusage Gottes für einen „neuen Bund“, den er dem Volk Israel in existentiell schwieriger Stunde ankündigt. Dabei will Gott das Herz der Menschen so verändern, dass sie gar nicht mehr anders können, als nach Gottes Willen und Weisung zu leben. Der Akzent des utopischen Textes liegt auf dem treuen, heilvollen Handeln Gottes an seinem Volk, das – so die selbstkritische Einschätzung der Autoren – nicht von selbst in der Lage ist, die göttlichen Weisungen des „alten Bundes“ zu befolgen.

Inhalt

Der Ausdruck „neuer Bund“ ist im Neuen Testament nur selten zu finden: Er taucht auf im Kelchwort Jesu (Lk 22,10 bzw. 1Kor 11,24), in 2Kor 3,6 und dann vier Mal im Hebräerbrief. Dort beginnt die substitutionstheologische Rezeption: Der „neue Bund“ wird exklusiv mit Jesus Christus in Verbindung gebracht; von der frühen Kirchengeschichte an bis in die Gegenwart wird der „neue Bund“ also auf das Christentum bezogen. Damit bleibt für das Judentum nur der Bezug zum „alten Bund“. Anders formuliert: Das Judentum hat im Licht dieser Lesart keine religiöse Legitimation mehr, denn Gott selbst hat es durch das Christentum ersetzt. Zeugen dieser substitutionstheologischen Rezeption sind zum Beispiel bildliche Darstellungen der Figuren Ecclesia und Synagoga wie am Straßburger Münster.

In unserer Reihe antisemitismuskritischer Bibelauslegungen stellen renommierte sowie junge Exeget*innen neue Bibelauslegungen vor, die der tradierten Stereotypisierung von Juden, Jüdinnen und Judentum entgegentreten. Klischeehafte christliche Vorstellungen wirken oft bildhaft im säkularisierten Antisemitismus weiter: der alttestamentarische Gesetzesglauben; der Rachegott, der Blutopfer als Sühne verlangt und Beschneidung anordnet; der eine bestimmte Gruppe auserwählt (Kirche oder Synagoge) und dessen Verheißungen Nationalismus und Kolonialismus schüren.

In wissenschaftlich fundierten, aber leicht zugänglichen Auslegungen bestimmter Textpassagen hinterfragen wir diese karikierenden Vorstellungen jeden zweiten Donnerstag im Monat. Die Exeget*innen schneiden dabei die antijüdische Rezeptionsgeschichte kurz an, entwickeln aber vor allem neue, kreative und lebendige Verständnismöglichkeiten, in denen die Schrift in ihrer Tiefe und Mehrdimensionalität neu zur Geltung kommt. Die Vorträge sollen Lust machen, das Potenzial biblischer Texte neu zu entdecken und zu zeigen, wie sehr wir davon profitieren, wenn wir sie mit der jüdischen Tradition und nicht gegen sie lesen.

Prof. Dr. Karin Finsterbusch studierte Judaistik und evangelische Theologie. Seit 2004 ist sie Professorin für Altes Testament an der Universität Koblenz-Landau, seit 2023 lehrt sie am Institut für Evangelische Theologie der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau.

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Leitung

Dr. Christian Staffa

Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche

Telefon (030) 203 55 - 411

Prof. em. Katharina von Kellenbach, PhD

Projektreferentin für „Bildstörungen: Elemente einer antisemitismuskritischen pädagogischen und theologischen Praxis“

Dr. Ulrike Metternich

Projektstudienleitung "Feministische Bibelgespräche"

Telefon (030) 203 55 - 506 (Sekretariat Akademieleitung)

Organisation

Eichhorst, Anne

Anne Eichhorst

Projektsachbearbeitung „DisKursLab“, Assistenz des Antisemitismusbeauftragten der EKD Dr. Staffa

Telefon (030) 203 55 - 407

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